Schon beim aufwärmen wusste ich, dass heute ein guter Tag war. Das morgentliche Joggen hatte sich mehr als ausgezahlt; meine Kondition war besser als je zuvor.
Deswegen lag auf meinen Lippen ein siegessicheres lächeln, als ich den Ring betrat.
Mit einem Schrei hob ich meine Faust in die Luft, fachte das nun bereits größere Punblikum dazu an, lauter zu jubeln, als hätte ich bereits gewonnen.
Geld wurde gewettet und auch wenn das diesmal nicht an mich ging hoffte ich trotzdem, dass ich einen ordentlichen Betrag erzielen würde.
Spencer trat ebenfalls in den Ring, bekam natürlich auch einen lauten Applaus, aber nach diesem Kampf würde man nichts mehr als ein lachen für ihn übrig haben. Meine Augen blitzten gefährlich, als unsere Blicke sich begegneten. Oh, er würde unser Gespräch noch bereuen.
Und für einem Moment entgleiste ihm seine Maske aus selbstvertrauen, denn er wusste genau das gleiche.
Wir begrüßten uns kurz, dann wurde auch schon das Startsignal gegeben. Spencer versuchte sofort mich zu treffen, doch ich wich ihm leicht aus, versuchte dabei selber einen Treffer zu erzielen.
Unser Kampf war schnell, schnell und absolut gnadenlos. Ich hatte richtig überlegt, wenn er mich treffen würde, dann wäre ich hinüber. Also wand ich so ziemlich alle Tricks an, die ich kannte, um auszuweichen.
Dabei musste ich jedoch immer daran denken, auch zu kontern, denn sonst sähe ich am Ende schwach aus, obwohl ich gewonnen hatte.
Den ersten Treffer landete ich. Spencer versuchte gerade, mit links an zu täuschen, während gleichzeitig sein rechtes Bein nach oben schoss, um mich knapp unterm Kinn zu treffen, doch ich machte meinen Spezial- Move, der sowas wie mein Markenzeichen geworden war:
Da ich sowieso klein war flutschte ich einfach unter seinen Beinen durch, und boxte hinten in seine Sehnen, sodass er umknickte.
Eigentlich käme dann der nächste Teil, nämlich, dass ich so schnell es ging wieder nach vorne sprang, um ihn einen seitlichen Kinnhaken zu geben, der ihn aus dem Gleichgewicht bringen sollte, aber Spencer war schneller als ich gedacht hatte. Er schien mich analysiert zu haben, sonst hätte er sich nicht genau zum richtigen Zeitpunkt umgedreht, um mich gegen die Brust zu boxen.
Ich keuchte erschrocken auf, aber durch den Schmerz hatte er bloß noch mehr Wut in mir entfacht, die meinen Bewegungen noch mehr Kraft gaben, sodass ich jetzt immer schneller wurde.
Bevor Spencer die Bewegung machte, wusste ich im Prinzip schon, was er machen würde. Dementsprechend leicht fiel es mir jetzt auch, ihn aus zu tricksen und er wurde immer langsamer.
Natürlich, mein kleiner Körper bedeutete auch, dass ich viel weniger Gewicht mit mir schleppen musste, als er, weshalb mich seine anfängliche Schnelligkeit umso mehr wunderte. Aber vielleicht hatte er sich auch gedopt, sowas traute ich Spencer absolut zu.
Den finalen Schlag zögerte ich noch ein bisschen raus, bis meine Anfeuerungsrufe lauter und lauter wurden, erst dann erlöste ich Spencer von der, für ihn sicherlich, peinlichen Show.
Die Menge rief meinen Namen, als ich die Frau, welche mich eben noch nicht für ernst genommen hatte, in den Ring schlüpfte und meine Faust in die Luft hob.
Ich stieß einen Schrei aus, nur um das Publikum ein bisschen an zu fachen. Dann beugte ich mich zu Spencer runzter, der seine Miene vor Scham oder Schmerz verzogen hatte. Belustigt wackelte ich mit den Augenbrauen, als ich ihm meine Hand hin hielt, die er verachtend anschaute.
So, meine lieben Freunde, machte man sich in zehn Minuten Feinde.
Da er meine Hilfe also nicht wollte, stieg ich nun ebenfalls aus dem Ring, schaute nur noch kurz auf das Publikum, bevor ich in der Trainingshalle verschwand.
In einer Stunde begann mein nächster Kampf, also hatte ich absolut keine Lust, auch noch von den anderen Glückwünsche annehmen zu müssen, auch wenn ich Oliver sowie Max im Publikum gesehen hatte.
Stattdessen würde ich jetzt versuchen, meine Muskeln warm zu halten, den Schweiß ab zu putzen und wieder zu kräften zu kommen. Es fühlte sich beim atmen nämlich immer noch so an, als hätte Spencer mich gerade erst geboxt.
Hustend schloss ich die Tür, da kam auch schon Tobi zu mir gerannt und boxte mich leicht in die Seite:,, Hey Lee, bereit für unseren Kampf?" Ich nickte:,, Klar und du?" Er nickte bloß und hopste dann auch schon wieder weg.
Während ich zu den Umkleiden ging, die dummerweise ganz hinten waren, sah ich, dass jetzt kaum Leute da waren. Nach Toby und mir würden höchstens noch drei Kämpfe statt finden, aber wie mir gerade erst mit einem Blick auf die große Wanduhr klar wurde, war es bereits 22Uhr.
Die Zeit verging hier echt schnell, wovon ich meistens nichts mitbekam, weil es ja gar kein Tageslicht gab. Wahrscheinlich ging es den meisten Leuten genauso, denn die Feiern hier gingen gewöhnlich bis fünf Uhr morgens, obwohl auch da immer noch der Großteil zur Arbeit musste.
Nachdem ich mir den Schweiß abgeputzt hatte, machte ich noch ein paar Übungen, dann war es auch schon Zeit schon wieder in den Ring zu gehen, was sofort mein Adrealin-Level in die Höhe schießen ließ.
Jetzt war es ein wirklich interessanter Kampf, denn Tobi gehörte zu den richtig guten. Er hatte schon einen Kampf gehabt, genau wie ich, doch trotzdem wirkte er noch deutlich aufgedrehter. Ich versuchte die Stimmung in mich rein zu saugen und schaltete einfach in den Kampfmodus um, als der Start begann.
Währenddessen blendete ich alles aus, wich Tobi aus, drehte mich zur Seite, schlug ihm zum Schluss an die Hinterseite des Kopfes. Er erwiederte es mit einem Tritt, dem ich nicht mehr ausweichen konnte und der mich fast zum fallen brachte.
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Alone in the Underground
De TodoTriggerwarnung* Allein sein: Für manche bedeutet es Traurigkeit. Für andere grenzenlose Einsamkeit. Doch Natalie hat sich daran gewöhnt. Sie musste es, von einem auf den anderen Tag. Sechs Jahre ist es schon her, dass ihr friedliches Leben plötzli...