Mit einem breitem Grinsen tunkte ich meine Finger in ein Glas mit Fanta und spritze ein bisschen davon meiner besten Freundin Christine an den Kopf, die empört kreischend ihre Cola in meine Richtung schwenkt.
Ich lachte und ging schnell hinter ihrer Mutter in Decklung, die etwas genervt gerade versuchte, zwei von Christines Freundinnen dazu zu bringen, sich nicht mehr um das letzte Stückchen Mamorkuchen zu streiten.
Um sie nicht weiter zu reizen rannte ich ein Stück weiter und entfernte mich von dem ganzen Gewimmel. Natürlich fand ich es schön, das Chris ihren Geburtstag im Kletterwald feierte, aber warum sie da so viele Mädchen zu einladen musste, wusste ich nicht so ganz.
Wir waren doch schon immer das perfekte Zweiergespann gewesen. Und das schon seit dem Anfang des Kindergartens. Da brauchte ich einfach keine weiteren Personen, weshalb es mich umso trauriger machte, dass Chris offenbar anders dachte. Denn anstatt mir hinterher zu laufen, lachte sie einfach mit einer ihren vielen anderen Freundinnen.
Mit einem schnauben näherte ich mich wieder allen, versuchte trotzdem ein lächeln auf meinen Lippen zu lassen, um nicht Chris Geburtstag kaputt zu machen.
Trotzdem wusste ich, dass ich mich heute Abend zu John ins Zimmer schleichen würde, damit wir nebeneinander lesen konnten, während Alex und Dan auf der neuen Playstation spielten, die wir zu Weihnachten bekommen hatten. Es gab für mich einfach nichts schöneres, als das bloße wissen, dass sie da waren und auch nie gehen würden.
Der Gedanke daran machte mich wieder etwas fröhlicher, während ich mir eine Weintraube in den Mund schob. Vielleicht hatte Chris mehrere Freunde, aber dafür hatte ich eindeutig eine bessere Familie, auch wenn mein Vater fehlte. Obwohl, fehlen tat er nicht, denn
Mama war immer für uns da und meine Brüder und ich hatten schon immer ein perfektes Vierer-Gespann gebildet, auch wenn man mich im Kindergarten dafür ausgelacht hatte, dass ich immer lieber mit ihnen Dinokämpfe nach spielte.
Gerade als ich erneut versuchen wollte, Chris Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, kam mir ein Polizist zuvor, der einfach so, durch den Kletterwald lief. Auch die anderen bemerkten ihn nun und ich grinste darüber, dass er so erschöpft wirkte. Mussten die nicht eigentlich eine super Ausdauer haben?
Das aufgeregte tuscheln wurde er noch größer, als er sich, nach kurzem umschauen direkt zu unserer Gruppe wand. Mit großen Augen starrte ich ihn an, stellte mir vor, wie ich heute Abend davon erzählen konnte.
,,Guten Tag, ich müsste einmal wissen, wer von euch.." er warf einen kurzen Blick auf einen kleinen Zettel, runzelte nochmal die Stirn und las dann zögerlich,, Also.. ist hier eine Natalie Torres?"
Überrascht fixierte ich ihn, während alle mich angelotzten, als wäre ich plötzlich das achte Weltwunder.
Aufgeregt hob ich meine Hand, hatte nicht mal eine Ahnung davon, dass was schlechtes geschehen sein könnte, denn mein Leben war bis jetzt doch immer gut gewesen:,, Ich bin Natalie" Stolz reckte ich meine Brust raus, schaute zu Chris, freute mich, dass sie jetzt mein Grinsen erwiderte.
Der Polizist schaute mich an:,,Okay Natalie, es tut mir sehr leid, dir das jetzt so mit teilen zu müssen. Ähm, deine Mutter, sie wurde angeschossen, sie starb noch vor Ort.. Deine Tante ist gerade auf dem Weg. Sie hat mich hier hin geschickt..."
Die Welt verschwamm vor meinen Augen, wurde zu einem einzigem undeutlichem Feld aus Farbtupfern, die plötzlich so unangebracht hier wirkten.
Das konnte nicht sein. Nicht Mama. Nein. Sie konnte nicht tot sein, das durfte nicht sein.
Wer konnte das schon machen? Wer tötete eine Person, wie meine Mutter, den nettesten fröhlichsten Mensch auf Erden.
Ich nahm, noch wahr, wie der Polizist weiter auf mich einredete, doch als er mich plötzlich am Arm berührte rastete ich aus.
Ich fing an zu schreien, warf mit Sachen um mich, wütet durch den Wald, stellte mir vor, wie ich Rache an dem Mörder meiner Mutter begang.
Doch diese Wut konnte trotzdem nicht aufhalten, dass meine kleine welt, Stück für Stück, in sich zusammenbrach.
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Alone in the Underground
AcakTriggerwarnung* Allein sein: Für manche bedeutet es Traurigkeit. Für andere grenzenlose Einsamkeit. Doch Natalie hat sich daran gewöhnt. Sie musste es, von einem auf den anderen Tag. Sechs Jahre ist es schon her, dass ihr friedliches Leben plötzli...