Die nächsten vier Wochen vergingen wie im Flug.
Das Wetter wurde langsam besser und die Sommerferien rückten immer näher.
Langsam gewöhnte ich mich an die Anwesenheit meiner Brüder- Wir wurden wieder zu einer Einheit.
Aber zu dieser Einheit gehörten nicht nur wir vier, nein auch Rachel und Jesper gehörten zu unserer Gruppe.
Manchmal verbrachten Rachel und ich auch noch Nachmittage ganz für uns allein, was ebenfalls sehr schön war, aber für mich gab es nichts besseres, als die Nachmittage, wo wir alle zusammen nach der Schule zum Strand gingen und dort stundenlang im Wasser plantschten oder auf einem Lager saßen Decken saßen und uns lachend Sachen erzählten.
Normalerweise passierte es bei etwas größeren Gruppen automatisch, dass sich innerhalb noch kleine Grüppchen bildeten, aber das war hier nicht der Fall. Mit jedem einzelne von ihnen hätte ich stundenlang, über alle möglichen Themen reden können und den anderen schien es auch so zu gehen. Trotzdem hatte ich zu jeder Person ein etwas anderes Verhältnis.
Mit Dan scherzte ich viel.
Mit Jo philosophierte ich viel.
Mit Alex erinnerte ich mich viel.
Mit Rachel besprach ich sämtliche Gefühle.
Und mit Jesper... Mit ihm hatte ich das Gefühl, alles machen zu können. Wir hatten uns schon ein paar mal alleine getroffen, um an unserem Projekt zu arbeiten, aber es war jedes mal unglaublich schön gewesen. Schöner als ich es mir eingestehen wollte.
Anfangs war es für mich, aber auch für Rachel, noch ziemlich schwer, gewesen, sich ein zu gewöhnen. Es war einfach schwer für uns zu aktzeptieren, dass die Brüder oder der ehemalige beste Freund, sich auch verändert hatten. Dazu bekam ich mit, dass Rachel doch noch einige male mit Misstrauen und Eifersucht gegenüber Jesper zu kämpfen hatte. So irrational das auch war, schließlich lief da gar nichts zwischen uns.
Ich wusste zwar nicht, über was Rachel und Jesper gesprochen hatten, aber eines Tages verschwanden die beiden für mehrere Stunden und danach schien es zwischen ihnen entspannter, natürlicher zu zu gehen.
Wichtig war einfach nur, dass wir ehrlich zu einander waren.
Und das war ich auch zu meinen Brüdern. Zumindest in den meisten Dingen. Wir sprachen uns ausführlich aus: Sie erzählten von ihren Erlebnissen, ich von meinem.
Mit der Zeit verschwand bei mir auch diese permanente Anspannung.
Ich hatte seit vier Wochen nichts mehr von David Will gehört.
Vier Wochen, in denen ich nicht vergiftet worden war.
Vier Wochen, in denen mich keiner entführt hatte.
Wir hatten die Reise für die Sommerferien mittlerweile fest geplant:
Sofort zu Beginn würden wir alle zusammen zurück fahren, wo unsere Mutter gestorben war.
Wir hatten genau drei Wochen Zeit, dann musste Jesper wieder zu Hause sein, weil dann Hannah und Lene aus dem Ferienlager von der Schule zurück kamen.
Um das nötige Geld zu bekommen hatten wir alle, bis auf Rachel, wie verrückt kämpfen müssen. Beinahe jeden einzelnen Tag war ich mehrere Stunden in der Halle der Blood Gang gewesen, um durch Siege und Wetten das nötige Kleingeld zusammen zu bekommen.
Dabei hatten wir, nachdem meine Brüder mir versichert hatten, dass Coach Bennet einer der guten war, ihn schließlich über alles was in den letzten Jahren passiert war informiert.
Es war ziemlich erleichternd, jemanden Erwachsenen zu haben, dem man sich anvertrauen konnte, auch wenn unser Gespräch nicht besonders erfolgreich gewesen war. Der Coach hatte uns zwar etwas Geld angeboten und versichert, er würde versuchen,eine Wärmebildkamera zu besorgen, damit in der Nacht keiner unbemerkt ins Haus eindringen konnte.
Der Coach betrieb zwar auch ein großes Imperium im Untergrund, allerdings war ich mir so ziemlich sicher, dass er keine Leute ermorden ließ, oder großen Drogenschmuggel betrieb. Ja, es gab Wettkämpfe, ja sie waren eindeutig brutal, aber ich hatte Smash nach seinem Angriff auf mich nie wieder gesehen und vermutete ganz stark, dass es irgendwas mit Jesper zu tun hatte, der einmal eine ganze Stund hinter geschlossener Tür mit dem Coach geprochen hatte.
Ich hatte mein bestes getan, um Rachel aus den ganzen illegalen Sachen raus zu halten, aber uns war allen klar, dass ihre Eltern eine gute Chance für uns boten, ein paar rechtlich Sachen zu klären.
Leider war es ziemlich schwer, an diese so genannten Eltern an zu kommen. Rachel hatte nur einmal anrufen müssen, dann hatte ihre Mutter ihr schon zugesagt, dass Geld für eine dreiwöchige, wenn es nach ihr ginge ruhig auch längere Reise zu überweisen.
Als Rachel dann aber gfragt hatte, ob ihre Mutter kurz Zeit hätte, war sie ganz eilig geworden. Mandanten, Aufträge, der nächste Flug nach Europa...
Und genau das gleiche hatte auch ihr Vater abgezogen.
Ich war mir immer noch nicht ganz sicher ob ich lieber Eltern hätte, die im Prinzip nicht existent waren oder so etwas wie ich sie tatsächlich hatte.
Beides war jetzt nicht unbedingt traumhaft, aber gerade..
Ich kam gut klar mit meinen Leben.
Ich hatte die Unterstützung von Menschen, Leuten die mir etwas bedeuteten, das reichte vorerst für mich.
Jeden Morgen ging Jesper und ich zusammen joggen, bevor irgendwer anders wach war. Jeden Abend besuchte ich, meistens mit meinen Brüdern das neue Grab meiner Mutter und dachte dabei auch immer an Darling.
Es war so einfach. So einfach, dass ich mich fragte, warum ich früher nicht so gelebt hatte
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Alone in the Underground
De TodoTriggerwarnung* Allein sein: Für manche bedeutet es Traurigkeit. Für andere grenzenlose Einsamkeit. Doch Natalie hat sich daran gewöhnt. Sie musste es, von einem auf den anderen Tag. Sechs Jahre ist es schon her, dass ihr friedliches Leben plötzli...