Kapitel 17

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Leicht ratlos überprüpfte ich noch mal das Klingelschild. Wie verdammt peinlich wäre es bitte, wenn ich ausversehen bei einer falschen Person klingelte. Aber eigentlich musste es stimmen. So viele Ella Chempters, die im zweiten Stock eines kastenförmigen, unspektakulären Wohnhauses lebten gab es wohl auch nicht.
Trotzdem schaute ich mich nochmal um. Es würde wirklich extrem schwer werden, sich hier zurecht zu finden, denn eigentlich glich doch jede Straße der anderen. Das beste an dieser ganzen Umgebung hier war auf jeden Fall, dass ich laut Internet keine halbe Stunde vom Meer entfernt war.
Nachdem ich jetzt schon länger vor der Klingel stand, drückte ich schließlich endlich darauf.  Es dauerte einen Moment, in dem ich kurz die sinnlose Angst bekam, ich hätte bei der Mieterin unter uns, einer gewissen Beth Dave geklingelt.
Dann ertönte eine sympathische, helle Stimme durch die Sprechanlage:,, Wer ist da?" ,,Ähm, ich bin es, Natalie, die neue Untermieterin" ,,Hallo, komm einfach hoch, die Treppe in den zweiten Stock, also bis ganz nach oben. "
Ein brummen ertönte und ich wollte gerade die Tür auf machen, als die Stimme noch fragte:,, Soll ich dir bei deinem Gepäck helfen? Wart kurz unten, ich komme" Ein klicken ertönte,bevor ich protestieren konnte,.
Allerdings war es echt nett von Ella, daran zu denken. Es war so schon umständlich genug gewesen, mitten in der Nacht durch die zwar relativ gut beleuchtete Gegend zu laufen und noch so viel mit zu schleppen.
So langsam dämmerte es und ich spürte die Müdigkeit, welche sich mit der Taubheit wegen der Nachricht von Darlings Vater vermischte. Trotzdem  versuchte ich, vermutlich vergeblich, meine Haare etwas glatt zu streichen, um einen halbwegs guten Eindruck zu machen, während ich die Koffer in den Hausflur rein schob.
Hier konnte man sich auf jeden Fall schon mal nicht verlaufen.
Vom Flur ging eine Tür ab, vermutlich führte sie zur wohnung von Beth und dann führte noch eine Holztreppe nach oben. An sich sah es innen schon mal viel schöner aus, als von außen. Anscheinend hatte beide Mieterinnen sich Mühe gegeben, selbst den Flur schön zu gestalten.
Gerade als ich damit beginnen wollte, das ganze Kram nach oben zu schaffen kam mir meine neue Vermierterin, die auch Mieterin war, entgegen.
Sie sah erschöpft aus, aber gleichzeitig auch total jung. Ihre dunkelroten Haare hatte sie nachlässig zu einem lockeren Zopf gebunden, doch die Kleidung sah so aus, als wäre sie gerade von der Arbeit wieder gekommen.
Bevor ich reagieren konnte hatte sie sich schon an meinem Gepäck vorbeigedrängt und mich in eine herzliche Umarmung gezogen. ,,Herzlich willkommen Natalie, schön doch zu sehen. Aber müssen etwas leise sein, Beth schläft schon,  oben kann ich dir alles erzählen", flüsterte sie mir zu und strahlte mich aus immer noch müden Augen  an.
Wenn heute nicht die schlechte Nachricht gekommen wäre, dann hätte ich mich jetzt total gefreut, dass Ella anscheinend so nett war. Aber auch so stieg meine Laune etwas und es dauerte nicht so lange, da waren wir mit allen Zeug oben.
Neugierig schaute ich mich im Eingangsbereich um. Die Wohnung war vielleicht etwas klein, aber trotzdem hatte sie versucht es  hell und geräumig ein zu richten. Von dem Eingang konnte man sofort in die Küche mit dem Esstisch schauen, auch wenn erstmal  Platz war, um etwas ab zu stellen.
Von dem vermutlich größtem Raum im Haus gingen ein paar Türen ab, doch Ella schien mich erstmal ankommen lassen wollen, bevor sie mir eine Hausführung gab.
,,Du kannst deine Schuhe gerne ausziehen und die Sachen erstmal hier stehen lassen, ich zeig dir gleich dein Zimmer, aber erstmal willst du sicher was trinken. Oder hast du auch Hunger?", sprudelte sie drauf los.
Diese offene Art erinnerte mich sofort wieder an Darling, sodass ich erstmal schlucken musste bevor ich antwortete:,, Danke, Wasser reicht vollkommen, wenn du das hast" ,,Aber natürlich. Du musst auch nicht schüchtern sein, dass ist schließlich auch dein zu Hause. Ich meine, dass ich keine Raucher hier will, habe ich ja ausdrücklich so geschrieben, aber wenn du irgendwas hast, dann kannst du das ruhig sagen. Die Küche können wir natürlich beide benutzten und mit dem Badezimmer müssen wir uns etwas absprechen, aber sonst werden wir mal schauen ob das passt."
Ella holte genau eine Sekunde Luft, bevor sie mir mein Glas Wasser hinstellte und weiter redete:,, Es tut mir leid, dass ich das jetzt alles so abratter, aber ich muss in eine Stunde bei der Arbeit sein. Generell bin ich sehr viel weg, ich bin Krankenschwester und Barkeeperin, aber das hat deine Freundin, mit der du getauscht hast, sicher gesagt."
Ich schluckte nochmal und zwang mich dann zu einem lächeln:,, Alles gut, es ist sehr nett von Ihnen, dass sie überhaupt für mich aufgestanden sind" Eigentlich war das totaklker Bullshit,. weil sie mir so oder so hätte aufmachen müssen, aber man wollte doch wenigstens am Anfang einen netten Eindruck machen.
Ella schüttelte ernergisch ihren Kopf:,, Also wirklich, wir duzen uns doch, Schätzchen." Ich grinste:,, Gott sei Dank, die Antwort wollte ich eigentlich hören" Ella lachte schallend, dann setzte sie sich gegenüber vor mir hin und fixierte mich dabei, wie ich trank.
okjay, das war etwas gruselig, weshalb ich absetzte und fragte:,, Gibt es irgendwelche Grundsätzlichen Regeln, die ganz besonders bei dir sind?" Ella schüttelte den Kopf:,, Du musst nur regelmäßig zahlen, nichts kaputt machen und wenn wir Glück haben profitieren wir beide von der Situation."
Ich nickte nochmal, versuchte das alles auf mich wirken zu lassen. Die arme Ella, sie war sicherlich schon früher wach gewesen und hatte auf mich gewartete und musste dann sofort weiter zur Arbeit,
,,Willst du jetzt dein Zimmer sehen?", fragte sie mich voller Elan, sodass ich mich sofort gerade hinsetzte:,, Gerne"

Alone in the UndergroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt