Zitternd kauerte ich mich zusammen, um die letzte wärme von dem Kampf in mir zu behalten, während ich eine Hand auf den viel zu langen Schnitt, der immer noch blutete, hielt.
Übelkeit stieg in mir auf und ich kniff meine Augen zusammen, als ich mein Handy mit Gesichtserkennung entsperrte und es mich vollkommen blendete.
Mit einer Hand versuchte ich mehrmals, das Telefonbuch zu öffnen, bis es mir schließlich gelang. Wenigstens musste ich nicht weit scrollen, um die gewünschte Person angezeigt zu bekommen. So viele Kontakte hatte ich schließlich nicht.
Es tute lange und ich wollte gerade auglegen, als eine verschlafenen, halb besorgte, halb angepisste Stimme aus dem Höher erklang:,, Ja?"
,,Rachel, ich bin es. Es tut mir leid, aber kannst du vielleicht zu mir kommen. Ich schick dir meine Koordinaten. Ich habe mich ein bisschen verletzt... Und nimm bitte Pefferspray mit". Eigentlich war min Plan gewesen, sie einfach, so ruhig wie mögllich, zu bitten, mich von der Straße ab zu holen, doch schon alleine der Gedanke daran, zu versuchen auf zu stehen ließ mich Sternchen sehen.
Der Schnitt an sich wäre vielleicht nichtmal so schlimm gewesen, aber auch vorher hatte Smash ordentlich getroffen. Meine Schulter, der Bauch, die Rippen, alles fühlte sich ziemlich kaputt an.
Stöhnend versuchte ich eine bequemere Position im Gebüsch zu finden, während Rachels Stimme nur noch verzerrt zu mir durchdrang.
Mein Gehirn arbeitete zu langsam. Ich wollte sie eigentlich beruhigen, ihr sagen, dass alles okay war, doch da glitt mein Handy mir plötzlich aus den Fingern und mein Kopf kippte nach hinten.Es fühlte sich so an, als hätte ich nur für Sekunden aber gleichzeitig auch Stunden meine Augen geschlossen, als mich plötzlich laute Geräusche aus meiner Ohnmacht rissen. Automatisch wollte ich mich auf richten, doch allein der Versuch jagte hundert Schmerzen durch meinen ganzen Körper.
Wimmernd versuchte ich mich gar nicht zu bewegen, als mir mit einem Strahler ins Gesicht geleuchtet wurde. Jemand rannte auf mich zu, und stellte dann das blendende Licht ab, sodass ich mein Gegenüber endlich sehen konnte.
,,Rachel", krächzte ich überrascht, dass sie mich gefunden hatte, als ich ihre blonden zerausten Haarschopf erkannte. Sie ließ sich neben mir sinken und stellte dabei einen roten Koffer ab:,, Oh mein Gott, Lee, was hast du gemacht? Was ist passiert? Ich habe mich bei dir rein hacken müssen, um deinen Standort ausfindig zu machen. Wie gehts dir? Was ist passiert?"
Ich versuchte mich an einem schwachen lächeln:,, Danke, dass du gekommen bist. Ähm, könntest du mir irgendwie Verbandzeug geben? Du hast doch was mit gebracht, oder?"
,,Klar", sofort begann Rachel mit zittrigen Fingern den Kasten zu öffnen undgab mir dann einen Verband. Ich atmete tief durch und zog meine Hand von der Wunde.
Ein kleiner Schmerzenschrei entfuhr mir, als ich merkte, dass ich dabei eine dünne Kruste aufgerissen hatte und es sofort wieder anfing zu bluten.
Rachel stellte die Lampe etwas um und nun konnten wir beide das Ausmaß des Schnittes von Smash sehen. Mist.
An sich würde mir das keine große Schwierigkeiten in den nächsten Tagen machen, aber eigentlich müsste das genäht werden.
,,Oh Gott, Lee", flüsterte Rachel und ich wusste, dass ihr jetzt sicherlich Abermillionen Fragen durch den Kopf schwirren mussten, auf die sie eine ehrliche Antwort verdient hatte. Doch anstatt mich zu durchlöchern nahm sie mir den Verband einfach aus der Hand.
,,Lass mich das machen, ich hatte einen Erstehilfekurs. Das muss eigentlich genäht werden, aber erstmal müsssen wir die Blutung stoppen. Hast du noch wo anders Wunden?", fragre sie, während ihre eiskälten Hände erstaunlich geschickt meine sowieso schon kurze Hose noch ein Stück höher schoben, um den Verband an zu legen.
Ich wollte den Kopf schütteln, doch das tat zu viel weh, weshalb ich mich darauf beschränkte, ein ziemlich abgewracktes ,,Nein" zu krächzen.
Rachel schaute mich kurz prüfend an, dann legte sie mir diese Plastikdecke, welche immer in erste Hilfesets vorhanden war um die Schultern und arbeitete schweigend weiter.
Man merkte richtig, wie es in ihr arbeitete und sie versuchte, zu verstehen, was hier gerade passiert war. Am liebsten hätte ich es ihr ja auch erklärt, aber um normal sprechen zu können müsste ich erstmal einen guten Liter Wasser trinken, so trocken fühlte mein Mund sich an.Während Rachel arbeitete sackte mein Kopf immer wieder zur Seite, woraufhin meine Freundin mir jedes mal ermahnende Worte zu warf.
,,So, ich bin jetzt fertig. Willst du mal versuchen, ganz langsam auf zu stehen? Ich helfe dir auch"
Ich stöhnte wie eine alte Frau und musste mich mit meinem gesamten Gewicht auf Rachel lehnen, um aus dem Gestrüpp raus zu kommen. Aber irgendwann stand ich.
Mittlerweile begann es zu dänmern, aber ich konnte gar nichts wahr nehmen, so sehr drehte die Welt sich um mich.
Jeder Schritt fühlte sich wie eine persönliche Hölle an.
Schweiß rann mir den Nacken herunter, während ich mich gleichzeitig vor Kälte schüttelte. Mein gesamter Körper tat einfach nur weh,als wäre ich sterbenskrank.
Ich konnte nicht sagen, wie lange es gedauert hatte, bis ich beim Rad von Rachel angekommen war, aber es schienen Stunden vergangen zu sein.
Doch meine Freundin stand immer noch neben mir, stützte mich und murmelte dabei beruhigende Worte, die ich selber nicht verstand.
Keuchend ließ ich mich auf dem Boden sinken, als mir bewusst wurde, dass ich erade mal den Wald verlassen hatte und jetzt noch den ganzen Weg von hier bis nach Hause gehen musste. Wenigstens musste ich mich nicht darum sorgen, dass Ella zu Hause war und etwas mitbekamvon meinem Zustand, sie hatte heute Frühschicht.
,,Taxi.. Keiner zu Hause", brach keuchend raus und versuchte meinen Blick auf Rachel zu fixieren, die wie ein Riese aussah. Wieder kippte mein Kopf zur Seite. Ich war einfach am Ende.
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Alone in the Underground
RandomTriggerwarnung* Allein sein: Für manche bedeutet es Traurigkeit. Für andere grenzenlose Einsamkeit. Doch Natalie hat sich daran gewöhnt. Sie musste es, von einem auf den anderen Tag. Sechs Jahre ist es schon her, dass ihr friedliches Leben plötzli...