P.o.V. Jesper Hill
Mit einem kleinen lächeln schaute ich Lene und Hannah hinterher. Es war unglaublich, wie selbständig sie beide schon waren.
Vor ein paar Tagen hatte Lene tatsächlich von selbst eine der Betreuerinnen angesprochen, weil ein Kind aus der Gruppe sich verletzt hatte.
Und sie hatte selbst vor Lee keine Angst gehabt.
Mist.
Da waren meine Gedanken schon wieder zurück gekehrt zu der Person, die mich überall hin verfolgte. Ich war nicht mal mehr in der Lage, mich auf etwas zu konzentrieren, weil meine Gedanken immer wieder zu ihr wanderten.
Lee war wie eine Plage.
Etwas, was dich nie mehr los lies, wenn es dich einmal befallen hatte.
Kopfschüttelnd wand ich mich ab.
Heute war ein wichtiger Tag für die anderen, also würde ich mich beeilen, um bei ihnen zu sein.
Auch wenn ich sie nie gekannt hatte, war ihre Trauer überwältigend. Ich trauerte nicht mehr so intensiv, hatte es vielleicht nie getan, was aber irgendwie verständlich war.
Schnellen Schrittes entfernte ich mich von der Grundschule und machte mich auf den Weg zur Küste.
Entweder sie saßen am Meer oder sie waren schon beim boxen, obwohl ich auf ersteres tippte.
Ich schwänzte für gewöhnlich nicht, aber einen einzigen Tag im Jahr machte ich für meine Freunde eine Ausnahmen. Ich konnte ja vestehen, warum sie nicht zur Schule hingehen wollten.
Ich würde es dann auch nicht aushalten, die nervige Stimme von Lauran und das war nicht böse gemeint, zu ertragen, nur sie hatte doch keine Ahnung, was passiert war.
Ich lief noch etwas schneller.
Meine Ausdauer hatte sich eindeutig durch Lee gebesssert. Es war verblüffend, wie schnell sie gleichmäßig laufen konnte. Nachdem ich sie nach Smashs Angriff gefunden hatte, waren wir immer zusammen zur Halle, und als ein Handlager sie zu den internen Kämpfen der Blood Gang eingeladen, zu einem Quartier gejoggt.
Frustriert dachte ich an ihre Verschlossenheit. Sie war wie ein rätsel, was man absolut nicht knacken konnte. Wenn ich dachte, ich hätte gerade herausgefunden, wie sie tickte, dann geschah nochmal etwas ganz anderes.
Vermutlich, da war ich nmir zu ungefähr 80% sicher, wusste ich nicht mal ihren richtigen Namen, was schon ziemlich komisch war.
Sie hatte mein zu Hause gesehen, wir hatten für ein paar Stunden gemeinsam in einem Bett geschlafen, aber trotzdem kannte ich nicht ihren ganzen Namen.
Und so wie ich Mr. D einschätzte kannten die Lehrer nur das, was ihnren von Lee selber gesagt wurde.
Schon wieder in Gedanken um dieses verfluchte Mädchen versunken joggte ich gefählich nahe an der Klippe entlang und musste nur manchmal ausweichen, wenn ein Baum kam. Hier fiel es zwar nicht so weit ab, aber aus fünf Meter Höhe ins Meer oder auf Felsen zu stürzen wäre sicher nicht besonders schön.
Plötzlich hörte ich ein lautes schreien, überrascht drehte ich mich um und wollte schon weiter laufen, als ich wieder etwas hörte. War das ein Schmipfwort? Ich drehte mich um und suchte im Wald nach dem Verursacher der Laute, aber da war nichts.
Unsicher lief ich langsam weiter, da schrie wieder jemand.
Aber es kam nicht aus dem Wald. Definitiv nicht.
Das kam aus dem Wasser.
Überrascht drehte ich mich um und suchte das Meer ab.
Ertrank da gerade jemand im Wasser? Musste ich jetzt doch diese miese Klippe herunterspringen, nur damit ich nicht für zu schauen beim sterben eingespeert wurde?
Diesmal hörte ich es deutlicher, über das Geräusch des Wassers hinweg: Da wütet jemand, eine Mischung aus weinen und schreien.
Das hörte sich allerding nicht unbedingt nach sterben im Wasser an.
Neugierig trat ich noch näher an die Klippe heran und suchte das Wasser unter mir ab, als ich Fußspuren sah.
Sah ganz so aus, als würde hier öfters jemand her laufen. Jetzt war mein Interesse geweckt, auch wenn ich sehr gerne gesagt hätte, dass ich der Person, die daunten ganz eindeutig eine Lebenskriese hatte, nur helfen wollte.
Und sie schien Hilfe ganz dringend nötig zu haben.
Wer trieb sich um nicht mal sechs Uhr am Strand herum?
Ich suchte nach einem weiterem Pfad und schließlich sah ich die Lösung. Das ganze war geplant, da hatte jemand nicht selten einen zusammenbruch am Strand.
Für einen Moment überlegte ich, ob es wohl hilfreich war, wenn sich jetzt ein fremder Junge da abseilte, um zu helfen.
doch dann musste ich an all die Momenten denken, in denen ich alleine gewesen war. Ich hätte mir gewünscht, dass plötzlich irgendjemand, einfach nur eine Person die da war und mich halten konnte, während ich weinte, gekommen wäre.
Nochmal beugte ich mich runter. Die Klippe musste überstehen, sodass ich nur den Ansatz eines Sandstrandes sehen konnze.
Hauptsache ich brach mir bei meinem heldenhaften rettungsversuch nicht den Hals. Klettern war noch nie meine Stärke gewesen. Die Jungs wurden nie müde, deswehen etwa sehr schwachsinnige Hills Witze über mich zu reißen.
Ich holte tief Luft und nahm das Seil, was jemand um einen Baum, dessen Krone über die Klippe reiche befestigt worden watl in die Hand, als der nächsteverzweifelte Schluchtzer zu mir hochkam.
Die Kletterpatrie war sehr schweißtreibend. Ich konnte nicht sehen, was unter mir war, während ich mich gefühlte fünf Minuten nicht bewegen konnte, weil ich noch so gschockt war, nachdem meine Füste einmal fast den Halt verlorenn hatte.
ich hoffte das, wer auch immer da unten war, keine alte Person war, denn sonst würde ich mich schon etwas unsportlich finden.
Langsam ließ ich mich, mit Hilfe des Seils und einigen Vorsprüngen am Felsen immer weiter nach unten gleiten. Das schluchtzen wurde lauter und alles zog sich in mir zusammen.
Ich kannte dieses Schluchtzen.
Überrascht ließ ich das Seil los und klatschte unsanft auf den Boden.
Das war Lee.
DU LIEST GERADE
Alone in the Underground
AcakTriggerwarnung* Allein sein: Für manche bedeutet es Traurigkeit. Für andere grenzenlose Einsamkeit. Doch Natalie hat sich daran gewöhnt. Sie musste es, von einem auf den anderen Tag. Sechs Jahre ist es schon her, dass ihr friedliches Leben plötzli...