Kapitel 12

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Erschrocken zuckt Celine zusammen, als es an der Tür klingelt. Erwarten tut sie niemanden. Und eigentlich hatte sie auch schon länger niemanden mehr gesehen, nur ihre Mutter am letzten Wochenende. Und halt die Leute in den Clubs, wo sie so war, aber die zählte sie jetzt einfach mal nicht mit.

Vor der Tür steht niemand anderes als Niall. „Was machst du denn hier?", möchte sie überrascht wissen und lässt ihn rein. Sie hatten sich länger nicht mehr gesehen, zuletzt, als sie zusammen auf dem Coldplay-Konzert waren, aber geschrieben hatten sie öfter mal. „Ich war gerade in der Stadt und habe den Abend frei, deshalb dachte ich, dass ich hier vorbeikomme. Oder hast du was vor?" „Nein, du kannst gerne reinkommen. Es ist aber nicht aufgeräumt." „Das stört mich nicht, ich hätte nämlich auch schon einen Vorschlag, wie wir den Abend verbringen könnten." Und dann holt Niall zwei Konzertkarten aus seiner Jackentasche. „Was hältst du von Lewis Capaldi?", fragt er und Celine guckt ihn entgeistert an. „Du weißt nicht mal, ob ich Zeit habe, und kommst an dem Abend spontan mit Konzertkarten an?" „Jap. Wenn du jetzt nein gesagt hättest, wäre es auch nicht schlimm gewesen."

So kommt es, dass sie nicht lange später in einem Taxi zur Konzerthalle sitzen. Und bis sie drinnen sind, läuft es ziemlich ähnlich ab wie letztes Mal auch, sie sind relativ spät, sodass der Einlass schon längst begonnen hat, und wieder sind ihre Plätze in einer Ecke, in der nicht sonderlich viele Leute sitzen, sodass sie etwas ungestörter sind und Niall weniger Angst darum haben muss, erkannt zu werden.

Irgendwann mitten im Konzert macht Lewis eine Pause. „Ich denke, viele von euch kennen meinen guten Freund Niall Horan. Ich hatte ihn für heute Abend eingeladen, weil ich weiß, dass One Direction auch gerade in der Stadt ist und er heute Abend frei hat, aber wisst ihr was? Er hatte schon was vor. Und dann wollte er mir nicht mal sagen was. Laut Liam wollte er feiern gehen, und er kommt noch nicht mal auf die Idee, mich mitzunehmen.", beschwert er sich und lacht dabei aber. Auch Niall muss lachen. Celine guckt ihn nur schief an. „Warum machst du nichts mit ihm, wenn er ein guter Freund von dir ist?", fragt sie nach, aber Niall zuckt mit den Schultern. „Ich wollte die Gelegenheit nutzen, dass wir in der gleichen Stadt sind. Ihn kann ich öfter mal problemlos sehen.", erklärt er und Celine nimmt es einfach mal so hin.

Als letztes Lied spielt Lewis Before you go. Und noch bevor er viel weiter als die ersten paar Zeilen gekommen ist, laufen Celine die ersten Tränen übers Gesicht. Das Lied macht etwas mit ihr, etwas, das sie nicht mehr kontrollieren kann. Besorgt fällt Nialls Blick auf Celine. Aus ein paar Tränen waren ganze Tränenströme geworden und auch wenn sie leise weint, ist der Schmerz in ihrem Gesicht nicht weniger intensiv. Zaghaft nimmt er sie in den Arm und sie klammert sich an ihm fest, während sie weint. Auch als das Lied schon längst vorbei ist und sich die Menge langsam auflöst, weil das Konzert vorbei ist, ist es nicht absehbar, dass sie sich wieder beruhigt. „Celine?", fragt Niall leise, seine Hand streicht beruhigend über ihren Rücken, aber er bekommt nur ein Schluchzen als Antwort. „Komm, ich bringe dich zum Auto.", redet er leise weiter, wartet geduldig auf eine Reaktion, die jedoch ausbleibt. Und dann wird er erkannt. „Ist das da nicht Niall Horan?", kreischt jemand und er schluckt. „Fuck." Dann hebt er Celine kurzentschlossen hoch, legt ihr seine Jacke um, um ihr Gesicht etwas zu verdecken, und läuft so schnell wie möglich raus, immer darauf bedacht, dass Celine noch immer weint und nicht mal wirklich mitbekommen zu scheint, was passiert. „Niall, komm hier her.", sagt dann eine Stimme, die ihm wage bekannt vorkommt, und er entdeckt einen Bodyguard von Lewis, der ein paar Mal dabei war, wenn sie sich getroffen hatten. Er hält eine Tür in den Backstagebereich auf. „Danke.", sagt Niall nur und atmet dann tief durch, als die Tür hinter ihnen zu ist.

Vorsichtig setzt er Celine auf einem Sessel ab, bevor er sich neben ihr auf den Boden hockt. „Hmm?", fragt Celine verwirrt nach, aber Niall streicht nur über ihr Knie. „Es ist alles gut.", verspricht er ihr, in der Hoffnung, dass es das auch wirklich ist. Aber es war nur eine Person, die ihn bemerkt hatte. Wenn er schnell genug war, gab es keine Beweise für irgendwas. Und er war schnell gewesen. „Können wir zu ihm?" Celines Stimme klingt so klein und schwach, dass Nialls Herz sich schmerzhaft zusammenzieht. „Zu wem?", fragt er nach, aber er vermutet, dass sie zu ihrem Vater möchte. „Zu Dad..." „Natürlich. Du musst mir nur sagen, wo wir hin müssen." „Ich begleite euch zum Auto.", sagt der Bodyguard und Niall nickt dankend.

Der Friedhof, auf dem Celines Vater liegt, ist etwas außerhalb von San Francisco. Vielleicht liegt es an der Uhrzeit, aber es ist niemand außer ihnen da. Niall fällt es positiv auf, dass es Lichter gibt, denn sonst wäre es jetzt ziemlich stockfinster. Mit etwas Abstand folgt er Celine durch die Reihen an Gräbern und bleibt auch etwas hinter ihr stehen, als sie an einem Grab stehenbleibt. Matthew Scott. Gestorben 2017. Er erinnert sich noch an den Tag, als er in der Presse gelesen hatte, dass er gestorben ist. Es hatte ihn nicht groß interessiert, aber er wusste, dass er immer sehr angesehen war in allen Kreisen, in denen er unterwegs war. Als Ehemann wurde er vor allem von vielen Frauen dafür bewundert, wie er seine Frau immer unterstützt hatte, als Unternehmer war er für seine exzellente Führung bekannt, dafür, dass er ein wirklich guter Arbeitgeber war, egal wie groß und erfolgreich seine Firma wurde, er hatte immer den gleichen Wert auf die Arbeitsatmosphäre und den guten Umgang miteinander gelegt. Er wusste, dass die Firma jetzt schlechter lief, seit er weg war. Zumindest der gute Ruf als Arbeitsgeber hatte einen kleinen Knacks bekommen, seit sein Sohn die Firma übernommen hatte. Darüber, wie er als Familienvater war, hatte er nie viel mitbekommen. Generell war das Familienleben der Familie Scott immer sehr privat gewesen. Aber man hatte trotzdem immer gesehen, wie stolz er auf seine Kinder war. Einmal hatte er erzählt, dass er immer ein paar Stofffetzen dabei hat, die Celine für ihn zusammengenäht hatte, als sie ihre ersten eigenen Versuche mit einer Nähmaschine gemacht hatte.

Jetzt steht Celine hier, weinend, an seinem Grab, und er konnte sich nicht vorstellen, welchen Schmerz sie durchmachen musste. Aber er hätte auch nicht damit gerechnet, dass ein einziges Lied sie in so einen Zustand versetzen würde. Er hätte nicht damit gerechnet, noch so offene Wunden vorzufinden. 

Ich hatte heute das letzte Mal einen vollen Schultag mit acht Stunden und das letzte Mal zur ersten (zumindest am Gymnasium). Es sind momentan irgendwie so kleine Dinge, durch die man realisiert, dass es jetzt wirklich fast vorbei ist mit dem Abi... Irgendwie ist es so dermaßen surreal... 

Aber jetzt für heute Abend werde ich (hoffentlich) das Geschenk für meinen Neffen soweit fertig bekommen, wie ich es machen kann, ohne einkaufen zu gehen, und dann muss ich mich noch irgendwann an die Funktion des Seh- und Riechsinnes setzen. Ich hoffe, dass ich bis Montag ein neues Kapitel fertig habe, aber ich habe am Wochenende nicht so viel Zeit, weil wir meinen Geburtstag mit der Familie feiern und ich auch noch irgendwann zwischendurch zum Pferd muss. 

Oh, und die Playlist ist jetzt öffentlich

(Love) Drunk in San Francisco - Niall Horan FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt