Kapitel 35

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"Wenn ihr über den Balkon flieht, dann sollten sie euch nicht auf dem Schirm haben." Hisoka lächelte mich schief an.
"Ich werde sie ein wenig aufhalten." Ich folgte Jin durch die geöffnete Balkontüre.
"Hisoka?" Der angesprochene positionierte sich vor dem Eingang.
"Danke!" Sein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen.
"Für dich würde ich alles tun, meine Schöne." Die Worte sickerten nur  langsam in mein Gehirn. Ohne nachzudenken rannte ich zu ihm zurück und drückte meine Lippen auf seine. Meine Hände in seinem Nacken, zog ich  ihn so nah an mich, dass er nicht von mir wegkam. Nicht, dass er dies in  erster Linie gewollt hätte. Ich wollte einfach nicht, dass dieser Abschied zu schnell vorbei war. Nachdem ich mich gelöst hatte blickte ich noch ein Mal in seine wunderschönen Augen, die mir ruhig  entgegenstrahlten.
"Na los jetzt...", redete er leise. So drehte ich mich um. Aber ich hätte es nicht mit Hisoka zu tun, wenn er mir beim  weglaufen nicht noch auf den Po gehauen hätte. Kopschüttelnd stieg ich zu Jin auf die Brüstung. Einen Blick warf ich zurück, dann kletterte ich dem Jungen hinterher die Hausmauer hinunter. Da Jins minime Aura sowieso nicht allzu weit spürbar sein sollte, versteckte ich meine zusätzlichn mit Zetsu. So stahlen wir uns davon, ohne von Machi und wer sonst noch alles da war, erwischt zu werden.

Den Weg nach Hause legten wir schneller zurück, als sonst. Wir beeilten uns aber auch, damit wir das Risiko, gesehen zu werden, beschränken konnten. Kaum hatten wir unser winziges Appartment betreten, klingelte auch das Handy in meiner Tasche. Missmutig überlegte ich den Anruf abzulehnen. Trotzdem siegte die Neugier und ich rang mich durch ihn zu akzeptieren.
"Akane, hör zu, ich habe nicht viel Zeit! Es sind gerade alle auf dem Weg nach Zaban City und wollen dir den Schlüssel für den Petokei abnehmen und dich dabei töten. Du musst unbedingt verschwinden!", brabbelte Phinks gleich darauf los.
"Sie kennen den Standort deiner Wohnung über ein Telefonat mit Hisoka. Das sicherste ist wahrscheinlich, wenn du hier her kommst. Es sind wirklich alle gerade dabei zu dir zu gelangen. Dann kannst du dich hier verstecken, bis ich dir ein Zeichen gebe!" Seine Worte klangen so wild durcheinander, wie er sich wohl fühlte. Aber auch mich machte das ganze nervös. Immerhin waren Machi und bestimmt noch zwei weitere Spinnen bei Hisoka.
"Phinks, ich-"
"Bitte, bitte, bitte... du musst sofort fliehen!", prangte er erneut.
"Wirklich alle?", fragte ich skeptisch.
"ALLE!"
"Wo seid ihr jetzt?"
"Wir haben einen Direktflug und werden etwa in einer Stunde landen. Chrollo wird jeden Stein umdrehen, um an dich zu gelangen. Bitte verschwinde, bevor wir hier sind!"
"Okay, okay", beruhigte ich ihn.
"Pass auf dich auf"
"Danke Phinks...", warf ich ein, war mir aber nicht sicher, ob er mich noch gehört hatte, denn das Piepen der Leitung teilte mir mit, dass er das Gespräch verlassen hatte. Jin hatte mitgehört, gleichzeitig aber angefangen, die wichtigsten Dinge in einen Rucksack zu schmeissen. Auch ich ging alles durch, das ich brauchte und mitnehmen wollte. Danach traten wir in die kühle Abendluft hinaus.

Fett in einer dicken Winterjacke, einem Schal und Mütze sassen wir im Bus. Es war verdammt warm, denn der Fahrer hatte die Heizung so weit aufgedreht, dass er im T-Shirt dasitzen konnte. Aber etwas ausziehen wollte ich auf keinen Fall. Zu gross war meine Angst, erkannt zu werden. Irgendwo auf dem Weg, drückte Jin meine Kreditkarte einem Obdachlosen in die Hand.
"Wenn sie über deine Rechnungen gehen, dann verfolgen sie eine Weile den falschen", erklärte er mir fachmännisch. In mir kam das Gefühl auf, dass er diese Idee aus einem Action Film hatte. Am Luftschiffhafen angekommen, kauften wir uns direkt die Tickets für den ersten Flug, der möglich war. Während die Passagiere ausstiegen, klopfte mein Herz hart in meiner Brust. Was würde ich tun, wenn mir jetzt gleich die Troupe über den Weg laufen würde!? Zum Glück passierte das nicht, weswegen ich meinen nicht vorhandenen Plan nicht in die Tat umsetzen musste. Trotzdem fühlte sich der Flug wie eine Ewigkeit an. Als ich die Ankunftshalle trat, schweiften meine Gedanken ungehindert an Ian. Es war so süss, als er mit Blumen da stand, mitten in der Nacht, nur um uns beide persönlich abzuholen. Eigentlich war es besser, dass wir uns getrennt hatten. Weil er etwas viel besseres verdiente, als das lügende, betrügerische Miststück das ich war. Aber auch, weil ich ihn so nicht in das Chaos namens Petokei gezogen hatte. Wenn er auch noch zwischen den Fronten stehen würde, wäre das ganze noch schlimmer. Ich schüttelte die Erinnerung ab. Mit Jin an meiner Seite nahmen wir einen Bus, damit sich kein Taxifahrer an uns erinnern würde. Dafür mussten wir drei Mal umsteigen. Je näher wir dem Versteck kamen, umso schlechter ging es mir. Mein Herz raste bei dem Gedanken, dass nicht wie damals eine Person hinter mir her ist, sondern 12. Ich rechnete Hisoka nicht dazu. Wenn er uns schon zur Flucht verhalf, würde er uns bestimmt nicht plötzlich verraten. So schätzte ich ihn jedenfalls ein.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt