🧑🏻‍🦳Kapitel 18💍

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Ich hockte auf dem Küchentisch und beobachtete träge, wie Ippei seit zwei Stunden auf dem Sofa sass und aus dem Fenster schaute. Was auch immer draussen so spannend war, ich langweilte mich zu Tode. Zum einen war ich froh, dass er unsere Wohnung nicht untersuchte, denn Akane hatte Recht: Eine Durchsuchung reichte. Aber dass er so absolut gar nichts tun würde, hätte ich nicht erwartet. Das ganze war einfach nur ermüdend. Sogar der Fernseher blieb unberührt, obwohl sich draussen absolut nichts tat. Irgendwann schien er aus seinen Gedanken zu erwachen. Da schlich sich die Vermutung in meinen Kopf, dass er einfach mit offenen Augen geschlafen hatte. Der Detektiv setzte sich auf, wartend, sodass auch ich mich auf die Umgebung konzentrierte. Tatsächlich spürte ich eine enorme Kraft aus dem Aufzug. Sie verschwand wieder, aber die Aura die sie ausgestrahlt hatte, stoppte vor der Türe. Natürlich hatte ich ihn bereits erkannt. Ippei rollte den Kopf im Nacken und erhob sich. Genau dann drang ein dumpfes Klopfen in den Raum. Gespannt ging ich ihm nach. Bevor er öffnete, lockerte der Detektiv seine Schultern. Fast so, als ob er einen Kampf erwarten würde. Vor der Türe stand Hisoka, meinen Körper in der Hand. Wo hat er den denn her?  Die beiden unterhielten sich kurz. Mein Körper wurde sanft auf dem Sessel abgelegt. Ich sah meine Chance, teilte mein Bewusstsein auf und liess eines davon in den Körper fahren. Damit stellte ich sicher, dass wenigstens die wenigen Vitalzeichen okay waren. Den Atem hielt ich aber flach, sodass Hisoka keinen Verdacht schöpfen würde. Immerhin hatte er ihn ganz leblos hergebracht. Gespannt lauschte ich der Unterhaltung. Sie war weder ausführlich, noch erklärte sie, was passiert war. Ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass Hisoka Fremde nett darum gebeten hat, mich ihm zu übergeben. Sehr wahrscheinlich lagen sie jetzt tot in irgendeinem Graben.

"Geben Sie bitte Misaki Bescheid. Seit unserem letzten Treffen... naja wie soll ich das erklären: Sie will mich ganz sicher nicht sehen." Hisoka trat an die Türe. Also verfrachtete ich alles in den Körper und setzte mich langsam auf. Um meine Tarnung aufrecht zu halten, fuhr ich mir mit der Hand über die Stirn. Ein leises 'Scheiss Schlafmittel' entwich meinen Lippen. Da ich ja nicht wusste, wer alles hier war, sah ich mich um. Ippei schaute mich mit einer Ernsthaftigkeit an, die mich unruhig werden liess. Hatte er meine vorherige Form gespürt? Aber auch wenn er sie gespürt hatte würde er wohl kaum eine Verbindung zu mir ziehen oder? Mein Blick fiel weiter auf den Rothaarigen, welcher bereits die Klinke in der Hand hielt. Er lächelte mir ermutigend zu.
"Gute Besserung Kleiner", meinte er.
"Danke Clown!" Ich spürte, wie er zuerst aus der Wohnung und dann aus dem Haus trat. Gleich darauf verschwand seine Aura aus meinem Suchradius. Müde liess ich mich ins Sofa sinken. Was Akane wohl gerade tat? Wenigstens meine andere Hälfte war bei ihr, damit sie nicht ganz alleine war. Detektiv Ippei legte das Telefonat auf, reichte mir ein Glas Wasser und hockte sich vor mich hin. Graue Augen musterten mich interessiert.
"Woran erinnerst du dich?"
"Vor dem Schlafmittel?", fragte ich, um die Verwirrung auch echt aussehen zu lassen. Der Alte nickte. Nachdenklich schwenkte ich das Glas in meiner Hand herum und beobachtete die Wellen, die sich im Wasser ausbreiteten. Worauf ich unbedingt achten musste, war Fuyume nicht miteinzubeziehen. Immerhin hatte Akane sie ebenfalls nicht erwähnt.
"Misaki wollte etwas Süsses holen und hat mich gebeten, solange zu warten. Eine Frau ist zu mir gekommen. Sie war wie eine Hexe gekleidet." Ich suchte meine Arme ab.
"Etwas hat mich gestochen. Dann verschwimmt meine Erinnerung leider..." Schuldig sah ich auf meine Hände.
"Hey, mach dir keinen Kopf. Du weisst schon sehr viel. Kannst du mir die Hexe beschreiben?" Ich vermied Blickkontakt und erzählte ihm schwammig dasselbe, wie Akane Umon. Natürlich langsam und Stück für Stück, damit es auch so wirkte, als ob ich mich hart daran erinnern müsste.
"Ach ja und sie war mit einem Bär unterwegs. Der sah wirklich lustig aus", warf ich eine weitere Information ein.
"Der Mann war riesig", erklärte ich mich. Säuberlich mitgeschrieben, setzte Ippei den Stift eine Zeile weiter unten an. Mich nahm es wunder, was er schrieb, weswegen ich mein Bewusstsein ein weiteres Mal aufteilte. Doch ich führte es gleich darauf enttäuscht zusammen. Er hatte wirklich nur das aufgeschrieben, was ich gesagt hatte.

"Was ist mit Mr. Morrow? Wie passt er in die ganze Geschichte?" Ich seufzte und warf einen Blick aus dem Fenster. Eine riesige schwarze Krähe setzte sich auf die Dachrinne des gegenüberliegenden Hauses.
"Erwähnen Sie ihn bitte nicht, wenn Misaki zurück ist. Sie hat die Trennung nicht gut verkraftet..."
"Inwiefern?"
"Ich denke nicht, dass Sie das etwas angeht", sagte ich entschuldigend. Ippei betrachtete mich mit einem milden Lächeln. Er wirkte auf mich wie ein Grossvater, der seinen Enkel ermuntern wollte, ein Geheimnis auszuplaudern. 
"Ich muss sichergehen, dass er nicht etwas mit deinem Verschwinden zu tun hat."
"In Ordnung... Hisoka und Misaki hatten einen fürchterlichen Streit. Ich selbst war nicht dabei, aber sie kam danach ganz aufgewühlt nach Hause. Sie hat geweint, als sie mir erzählte, dass er sie abserviert hatte." Leider ging mir diese Lüge etwas zu einfach über die Lippen. Ich würde Akane darüber aufklären müssen und sie wird nicht erfreut sein.
"Er würde mir nie etwas antun", versicherte ich dem Detektiven. Ob er mir glaubte oder nicht, war mir unbekannt. Aber ich hoffte einfach, dass Hisokas Auftauchen vor meiner Meisterin versteckt blieb.
"Ich habe deine Mutter informiert. Sie wird bald hier sein", lächelte der Alte. Danach warteten wir. Als Akane die Wohnung betrat, schlang sie gleich fest ihre Arme um mich. In ihren Augen waren Tränen. Ihre Finger strichen über meine Wangen und sie fragte, ob diese Leute mir weh getan hatten. Ich schüttelte den Kopf und lächelte. Wir danktem dem Detektiven, der sich mit den neuesten Erkenntnissen bei Umon melden wollte. Sobald er aus dem Raum war, wollte Akane alles wissen, das vorgefallen war. So tat ich es auch. Das Einzige, was ich ausliess, war das Auftauchen des Zauberers.

Seither wollte Akane nicht mehr, dass ich ohne einen Rückzugsort ausser Haus gehe. Deshalb trug ich immer den Ring am Finger, der sonst in der Wohnung lag. So auch heute. Ich hatte sie überredet, mich in den Technikmarkt gehen zu lassen, während sie ein Vorstellungsgespräch hatte. Aber anstatt dahin, brachten mich meine Beine an einen anderen Ort, den ich nur zu gerne besuchte. Auch wenn ich es durch das Vorgefallene nicht mehr so oft betreten konnte. Fuyume lächelte breit, nachdem sie mich bemerkt hatte. Natürlich hatten wir sie informiert, dass ich wieder aufgetaucht war. Trotzdem war unser letztes Treffen, als ich mit Ian hier war. Während sie noch eine weitere Bestellung aufnahm, stellte ich mich an die Theke.
"Erdbeertorte?", fragte sie mit einem verschmitzten Lächeln. Doch ich schüttelte nur den Kopf.
"Ich habe kein Geld dabei. Ich wollte nur kurz mit dir reden"
"Setz dich doch da hinten. Ich komme gleich." Sie zeigte auf eine kleine Nische. Ich folgte ihrer Anweisung. Gleich darauf gesellte sie sich mit einem Stück Kuchen zu mir.
"Geht aufs Haus", zwinkerte die Barista. Ich bedankte mich und machte mich sogleich über die Leckerei her.
"Worüber möchtest du denn reden?"
"Ich kann und will Misakis Verhalten nicht entschuldigen, aber das ganze ist nicht so klar, wie es für dich vielleicht ausgesehen hat." Skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch. Doch sie liess mich weiter ausreden.
"Der Mann, der sie geküsst hatte, war jemand von früher. Du musst wissen, dass Misaki starke Gefühle für ihn hatte. Er wusste das, machte ihr immer wieder Hoffnungen und liess sie wieder abblitzen. Also wollte Misaki getrennte Wege gehen. Das haben sie auch gemacht. Sie hat Ian kennen gelernt und angefangen, ihn zu daten. Aber dieser Kerl spielt immer noch mit ihrem Herzen. Auch wenn sie die Gefühle verdrängen will und es fast geschafft hat, taucht er immer wieder auf und lullt sie ein. Es ist fast wie eine Gehirnwäsche..."
"War er dieser Ex, der sie bedroht hatte?" Ich nickte.
"Wie gesagt er spielt mit ihr. Es macht ihm Spass, die Kontrolle über sie zu haben. Es ist keine Entschuldigung, aber vielleicht verstehst du jetzt besser, warum Misaki so ist, wie sie nunmal ist." Fuyume nickte, schüttelte den Kopf und nickte wieder. Nachdem ich den Kuchen blitzartig in mich gestopft hatte, verabschiedete ich mich. Sie begleitete mich zur Türe.
"Sie weiss nicht, dass ich dir das jetzt erzählt habe. Bitte behandle die Informationen vertraulich." Die Dunkelhaarige bewegte den Kopf hoch und runter.
"Aber wenn du erwartest, dass ich sie wieder einstelle, dann liegst du falsch. Ich weiss wie es ist, betrogen zu werden und es fühlt sich beschissen an. Ich war mit meinem Freund sechs Jahre in einer Beziehung und er hatte vier Jahre lang eine Affäre. Es ist einfach unfair. Ich habe meine Zeit und Liebe für diesen Mann geopfert und dieses Arschloch hat nichts besseres zu tun, als mit unserem Erspartem Ferien mit seiner anderen zu machen. Ich will mit Betrüger einfach nichts mehr zu tun haben. Ich kann ebenfalls nichts versprechen, falls mich Ian danach fragt!" Ich schenkte ihr ein Lächeln.
"Verstehen wir." Damit begab ich mich nach draussen. Bevor sich die Türe hinter mir schloss, wollte ich noch etwas loswerden.
"Du warst eine gute Freundin", lächelte ich und ging.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt