🧑🏻‍🦳Kapitel 83💍

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~~~ Flashback Teil 2~~~

"Jetzt sieh mich nicht so an", lachte Akane und begann, sich wieder zu bewegen. Ich schüttelte die finsteren Gedanken ab. Sie packte meine Hände, wirbelte mich daran mit sich mit. Spasserfüllt tanzten wir, wodurch ich auch immer mehr Selbstvertrauen in diesem Körper gewann. Ich ging darin über, sie zu führen. Ohne zu zögern, folgte sie meinen Schritten. Amüsiert drehten wir uns im Kreis. Es bereitete mir eine riesige Freude, Akanes Leidenschaft zu teilen. Wir tanzten bis tief in die Nacht hinein, bis wir nicht mehr konnten. Mein Meister liess sich erledigt aufs Sofa fallen.
"Kannst du den Zimmerservice anrufen? Sie sollen uns etwas zu trinken aufs Zimmer bringen."
"Was denn?", meinte ich fragend, während ich mich zu dem Telefon begab.
"Alkoholfreie Cocktails", grinste sie. Es schlich sich auch eines in mein Gesicht. So bestellte ich uns einige Drinks. Da die Angestellten mich nie gesehen hatten, versteckte ich den Körper im Badezimmer. Träge liess ich mich neben sie fallen. Ein lauter Seufzer entschwand ihrem Mund.
"Weisst du, ich bin schon irgendwie froh, dass ich mich so entschieden habe. Ansonsten hätte ich dich nie kennengelernt." Mit grossen Augen blickte sie mich an. Jetzt ist nicht die Zeit, sentimental zu werden. Wir sollten Feiern! Es klopfte an der Türe und ein Page trat ein. Auf seinen Händen trug er ein Tablett mit den angeforderten Getränken und leckeren Snacks.
"Stellen Sie es bitte auf den Tisch da!", lächelte Akane freundlich. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf die Wangen des Angestellten, als er die Schönheit erblickte, die sich entspannt auf dem Sofa räkelte.
"Natürlich!" Er schnappte sich ein angemessenes Trinkgeld vom Tisch, während er seine Augen nicht von Akane nehmen konnte. Kaum hatte der Page unser Zimmer verlassen, kam ich wieder in den Raum. Mein Meister hob elegant einen der Drinks an. Ich tat es ihr gleich.
"Ich würde sagen, auf die schönen Jahre mit dir an meiner Seite", sprach sie.
"Auf Euch", grinste ich zurück und stiess mit ihrem Glas an.

Wir redeten und lachten die ganze Nacht hindurch, schwelgten in der Vergangenheit herum, erinnerten einander an die lustigen Geschichten, die wir zusammen erlebt hatten. Den Sonnenaufgang sahen wir uns auf dem Balkon an. Akane lehnte an das Geländer, einen sehnsüchtigen Ausdruck in ihren bezaubernden Iriden. Ich stellte mich hinter sie. Meine Arme um ihre Taille geschlungen, legte ich den Kopf auf ihre Schulter. Der Himmel färbte sich in einem dunklen Rot. Akane bedeutet Dunkelrot. Doch die Farbe wich schnell helleren, heitereren Farben.
"Danke, dass du immer für mich da warst." Ein dünner Flüssigkeitsfilm schimmerte in ihren Augen.
"Das werde ich für immer sein!", bestätigte ich ihr. Mit einem süssen Lächeln schaute sie mich an.
"Es ist immernoch ungewohnt dich so zu sehen." Ich zwinkerte ihr zu.
"Dann seid auf der Hut!" Akane lachte. Es klang wie Musik in meinen Ohren. Gähnend kuschelte sie sich in meine Arme, lehnte ihren Kopf an meine Brust.
"Ihr solltet schlafen. Wir haben noch viel zu tun." Ich vernahm ein leichtes Nicken. Mein Meister fiel ins Bett und war wenige Sekunden später eingeschlafen. Aber ich konnte mich jetzt nicht ausruhen. Denn meine Aufgabe bestand gerade darin, aus dem Ring, welchen sie sonst immer an ihrer Hand trug, in die Ketten umzuziehen. Dabei sollten 99 Prozent meiner Kraft in den Schlüssel des Petokeis übergehen. Den Rest übertrug ich auf den Sonnenanhänger, welcher Hisoka ihr geschenkt hatte.

Nach dem Frühstück, welches Akane am frühen Nachmittag einnahm, setzte sie sich an den Tisch und begann Briefe zu schreiben. Ich sah ihr ab und zu über die Schulter, wollte aber nicht, dass sie sich überwacht vorkam. Immerhin schrieb sie darin ihre Gefühle auf. Also nutzte ich die Zeit und hackte mich in das Betriebssystem des Hotels. Am Abend waren sechs Briefe auf dem Tisch verteilt. Umon Tetsuhiko, Onkel Kei, Fuyume, Hanako, Ian und Hisoka, las ich auf den Umschlägen. Fokussiert las die Dunkelhaarige jeden einzelnen nochmals durch, schob ihn vorsichtig ins Couvert und klebte diesen zu. Dann übergab sie mir den Umschlag. In einer letzten Aktion, drückte ich eine Briefmarke auf die obere Ecke. Müde lehnte sie sich im Stuhl zurück.
"Bringst du die bitte zur Post?" Ich nickte und machte mich gleich auf den Weg. Als ich zurückkehrte, fand ich Akane abermals im Badezimmer wieder.
"Kannst du sie mit einem Teil von dir übernehmen?" Elegant zog sie das Kleid über ihren Kopf, das sie trug und stand dann im Bikini vor mir. Ich tat wie mir befohlen, manipulierte den zweiten Körper mit meinem Nen. Auch dieser hatte nur ein Bikini an. Akane verschloss die Türe, damit wir ja ungestört waren und richtete die Spiegel so, dass eine Rundumansicht möglich war. Ein wenig gruselig war es schon, zweimal ihren Körper zu sehen. Aber gerade brauchte sie meine Hilfe. Gemeinsam sorgten wir dafür, dass ihre neu erschaffene Gestalt dieselbe annahm, wie sie. Jede noch so kleine Narbe platzierten wir am richtigen Ort. Mit dem perfekten Doppelgänger sah ich ihr die Erschöpfung an.
"Warum legt Ihr euch nicht hin", lächelte ich gezwungen. Sie braucht dringend Erholung.
"In Ordnung. Gute Nacht", gähnte die Schönheit und verschwand aus dem Raum. Nachdenklich rätselte ich weiter an der Anleitung herum, die mir seit der Anwendung des Petokeis ins Gehirn projeziert wurde. Wie beschrieben legte ich die Spitzen, des Daumen, Zeige- und Ringfingers aneinander. Konzentriert legte ich mein Nen darauf, dann zog ich sie auseinander. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ein schwarzer Kreis entstand, den einen violetten Schimmer umgab. Ich hob eine Münze vom Tisch und liess sie vorsichtig hineinfallen. Klirrend fiel sie zu Boden. Doch nicht darunter. Sondern im Eingangsbereich. Ich hielt die Finger auseinander, wollte nachsehen. Meine Bewegung zerstörte das seltsame Ding aber. Also versuchte ich es noch einmal. Aufmerksam nahm ich meine Finger davon. So schwebte es im Raum. Nach der Anleitung würde ein Schnipsen genügen, um es zu stabilisieren. Was habe ich schon zu verlieren. Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als es nicht verschwand. Auch wenn ich mich bewegte, verharrte es an Ort und Stelle. Wieder liess ich eine Münze fallen. Es wurde von der Dunkelheit verschluckt. Ich folgte dem klirrenden Geräusch, das dessen Aufprall auf dem Boden bedeutete. So staunte ich ein weiteres Mal, als ich den zweiten Kreis erblickte. Es ist wirklich ein Portal. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich es an bestimmten Orten erschaffen kann, freute ich mich. Nun gab es aber wichtigere Dinge, um die ich mich kümmern musste. Wie besprochen, zog ich das weisse Kleid an und legte den Körper wieder ab. Frauen zu steuern war irgendwie anders. Nicht nur ihre Formen unterschieden sich von männlichen, auch der Schwerpunkt, ihre Bewegungen waren anders. Mit der Gestalt des Schwarzhaarigen schob ich ihr die Ringe über die Finger, legte ihr die Ketten um den Hals. Mond und Sonne. Eines eine schlechte Fälschung, eines das strahlende Original. Aber nach unserem Plan dürfte es niemandem auffallen, wie es von nahem aussah. Man könnte tatsächlich meinen, dass Akane da liegt. Aber das war ja auch der Sinn davon. Die perfekte Täuschung erschaffen, zog auch ich mich in meinen neuen Aufenthaltsort zurück, welcher als die echte Kette um Akanes Hals hing.

Am nächsten Morgen half ich Akane dabei, ihr Aussehen zu verändern. Wir begannen bei ihrer Gesichtsform, die Nase ein wenig gespitzt, die Augen ein wenig näher zusammen. Mein Meister nutzte ihre Materialisation so hervorragend, dass es ihr keine Schmerzen bereiten dürfte. Das hoffte ich zumindest. Nach einigem hin und her versuchen, entschieden wir uns für lange blonde Haare. Dazu verminderte die Schönheit ihre Kurven, machte ihre Augen grau. Die dünnen Lippen und gebräunte Haut liessen nichts darauf schliessen, dass sich eigentlich Akane in ihr verbarg.
"Denkst du, das kann funktionieren?" Unsicher schaute sie mich an. Ihrem Verhalten zu urteilen war es jedoch ganz klar sie. Der Blick, den sie mir zuwarf, konnte auch kaum jemand anders replizieren.
"Natürlich kann das funktionieren", antwortete ich überzeugt. Ein Lächeln bildete sich auf ihren veränderten Lippen.
"Aber Ihr solltet vielleicht noch Eure Stimme anpassen. Ansonsten könnte das Ganze auffliegen!"
"Oh stimmt." Die Fremde zwinkerte mir zu, hielt dann die braunen dürren Finger an ihren Hals. Ruhig floss ihr Nen um das Körperteil, während sie mich im Blick behielt.
"Besser?" Das Wort erklang als ein Piepsen, dessen Tonlage perfekt zu ihrer Form passte.
"Ihr seid unglaublich", brachte ich atemlos hervor.
"Na dann los."

Mit Ghost Mode brachte uns Akane in eine Seitengasse vor dem Hotel. Uns wieder sichtbar gemacht, liefen wir zusammen zurück ins Hotel. Ein Türsteher betrachtete uns kurz skeptisch, aber mein Meister beherrschte ihre Rolle perfekt. Wenn sie unter anderen Umständen aufgewachsen wäre, hätte sie bestimmt Schauspielerin werden können. Die Schönheit, das Talent, ihre Umgangsformen mit anderen Menschen, alles meisterte sie im Schlaf. Mit energischen Schritten betraten wir die Halle, wobei Akane zielstrebig auf die Rezeption zustiefelte.
"Umeji Mina, ich habe eine Suite reserviert für zwei Personen!" Während der Angestellte nach ihrem Eintrag suchte, trommelte sie ungeduldig auf den Thresen. In ihrem Gesicht trohnte ein extremer Ausdruck von Arroganz.
"Miss Umeji, wir haben die Suite 14-3 für Sie und ihre Begleitung hergerichtet. Wir hoffen dass Sie einen schönen Aufenthalt hier geniessen dürfen." Er winkte einem Pagen, redete kurz auf ihn ein und übergab ihm eine Schlüsselkarte.
"Wenn sie Hato bitte folgen würden... Er bringt Sie in ihre Suite!" Ohne ein weiteres Wort folgte sie ihm.
"Vielen Dank", meldete ich mich noch zu Wort und tat es ihr gleich.
"Ich bringe Ihnen gleich Ihre Koffer nach", lächelte der Page freundlich.
"Das brauchst du nicht, wir bleiben nur für eine Nacht und die Fluggesellschaft hat unser Gepäck mit einem falschen Luftschiff mitgeschickt! Bitte kümmere dich darum, dass niemand herkommt. Miss Umeji hasst es, gestört zu werden", wies ich ihn an. Hato nickte und machte sich gleich wieder aus dem Staub. Akane war derweil schon wieder im Bad verschwunden. Zufrieden mit ihrem Auftritt kehrte sie in ihrer echten Gestalt zurück. Einen kurzen Blick auf die grosse Digitale Uhr zeigte 10:49.
"Ihr wart grossartig", grinste ich. Die Dunkelhaarige lachte, schnappte sich meine Hand.
"Lass uns wieder nach oben gehen. Wir sollten die letzten Stunden geniessen." Und das taten wir dann auch.

Akane seufzte, sah mich liebevoll an. Sie versuchte die Tränen in ihren Augen zu verstecken, indem sie meinen kleinen Körper an sich zog. Durch meine Haare wuschelnd flüsterte sie mir leise Dinge ins Ohr, die ich nie wieder vergessen würde. Zum Schluss drückte sie mich fest.
"Danke, dass du immer an meiner Seite warst. Es war eine Freude, dich kennengelernt zu haben!" Schweren Herzens löste sich die Dunkelhaarige von mir.
"Es war mir eine Ehre", antwortete ich, sank auf ein Knie und hielt die rechte Faust an meine Brust. Akane schluchzte leise auf, liess sich vor mich fallen und schlang nochmals ihre Arme um mich. Sofort umarmte auch ich sie herzlich.
"Es ist Zeit", schniefte mein Meister, wischte sich mit dem Handrücken die kleinen Tränen aus dem Gesicht.
"Bist du bereit?" Ein aufmunterndes Lächeln bildete sich auf meinem Mund.
"Natürlich!" Mit einem melancholischen Schnauben drückte Akane mir einen Kuss auf den Kopf, trat dann zwei Schritte zurück. Es lag ein echtes Lächeln auf ihren Lippen, als sie ihr Nen aktivierte und durch den Boden fiel. Jetzt hiess es warten. Die Nervosität holte mich ein. Was wenn nicht alles nach Plan verlief? Wenn uns niemand glaubte? Wenn die Phantom Troupe hinter unseren kleinen Schwindel kam? Düstere Gedanken spukten in meinem Kopf herum, ohne dass ich sie hätte aufhalten können. Was wenn die Tarnung nicht funktionierte? Wenn sie ihr Nen zu sehr brauchte, und es sie erschöpfte!? Ich wurde schlagartig aus meinem Kopfkino gerissen, als meine kleine Physe verschwand. Das war wohl das letzte Mal, dass ich als Kichiro unterwegs war. Tief einatmend lief ich ins Badezimmer. Jetzt musste ich liefern. Wir haben nur diese eine Chance. Während ich Akanes nachgebildeten Körper übernahm, spaltete ich mein Bewusstsein. Ein Teil betrat die gespiegelte Realität. Akane wartete mit einem leichten Lächeln dort. Innert Sekunden erschuf ich die ganze Suite.
"Ganz sicher?" Mein Meister nickte.
"Dann machen wir es wie besprochen!", bestätigte ich.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt