Always him... // Hisoka ff HxH

Kapitel 65

"Yoriko, wieviel gerade?" Jin warf mir seine Mütze zu. Jetzt stand er Hisoka gegenüber. Aufmerksam erspürte ich seine Aura. Momentan benutzte er um die 30 Prozent seiner Auraquellen.
"27?", antwortete ich unsicher.
"26", verbesserte mich Jin, während er seine Sense gemütlich über die Schultern legte und die Arme cool darüberhängen liess.
"Und wieviel denkst du kann er sehen?" Ich liess mir kurz Zeit um Hisoka zu analysieren. Seiner ausgestrahlten Aura zu urteilen, war er geübt im Umgang mit Nen. Den Boden vor meinen Füssen fixierend kratzte ich mich am Kopf. Ich schaffte es gerade noch Jin zu fühlen, wenn er bis zu 90 Prozent geschlossen hatte. Aber Hisoka schien mir besser zu sein, als ich. 
"Weiss nicht, vielleicht Acht-"
"Acht? Ich gebe ihm keine 14!" Das Lachen aus seinem Mund klang fremd. Diese spöttische Seite an ihm, hatte ich noch nie erlebt.
"14 was, Minuten!?", mischte sich der Rothaarige ein.
"Wir versuchen es einmal mit 17", liess mein Sensei verlauten. Dabei schmiss er seine Waffe in die Luft, wo er sie zurück in die Paralleldimension schickte. Mit eingesetztem Zetsu verringerte er die Menge seiner aktiven Auraquellen. Konzentriert behielt ich ihn im Blick. Hisoka sprang in meine Richtung. In seinen Augen erkannte ich, dass er Jin kaum sehen konnte. Für mich war er noch immer gut sichtbar. Aber das lag wohl am Training. Langsam hob der Schwarzhaarige seinen Finger, wodurch ich wusste, dass er gleich Rot verwenden würde.
"Duck dich!" Meine Stimme war glücklicherweise leise genug, dass Jin mich nicht hörte. Unruhig tat Hisoka, was ich ihm geraten hatte. Mit einem Schlag öffnete mein Sensei gleichzeitig seine Auraquellen und -poren, woraus Rot mit einem Blitz über seinen Kontrahenten schoss.

Aufmerksam verfolgte ich den Kampf zwischen Jin und Hisoka. Der Rothaarige war stark, das musste ich ihm lassen. Zudem benutzte er seine Fähigkeit sehr geschickt. Als er meinen Sensei in den Schwitzkasten nahm, wurde ich zunehmend angespannter. Hisoka redete kaum hörbar mit ihm, während er das Leben aus ihm herauspresste. Kurz darauf zückte er zusätzlich eine Karte und begann, Jin aus nächster Nähe zu verletzen. Mein Herz pochte wie wild. Ich wollte gerade eingreifen, da sah ich die warnende Handgeste meines Senseis. Aufgewühlt hielt ich Inne. Was auch immer gesagt wurde, reichte aus, damit Jin seine Auraquellen in Anspruch nahm. Sprudelnd floss das Nen aus ihnen und färbte seine Aura in dunklem Rot. Dadurch konnte er sich aus der Umklammerung befreien. Wieder richtete er seinen Finger auf Hisoka, wobei die Gefahr diesmal nicht von ihm ausging. Denn hinter seinem Rücken öffnete Jin ein Portal, dessen Gegenstück ebenfalls in Hisokas Rückseite aufging. Von der versteckten Hand zuckte der zerstörerische Blitz in das Portal und von dort traf es direkt auf den Rothaarigen. Schmerzdurchzuckt bäumte er sich auf. Aber erst der zweite Schuss brachte ihn zu Fall.
"Das war nicht einmal ein Bruchteil meiner Kraft!" Dabei zuckte ein weiteres Mal Rot von seinem Finger. Mein Sensei trat an den am Boden liegenden, kickte ihm in die Seite. Sprachlos sah ich mir das Geschehen an. Ich kannte Jin mein ganzes Leben, aber so hatte ich ihn noch nie gesehen. Ausser sich vor Wut und kurz davor, sich zu vergessen. Die beiden wechselten ein paar Worte, die ich wegen der Distanz nicht verstand. Als Jin aufstand, holte er seine Sense aus der Paralleldimension zurück.
"Auf Leben und Tod, wie du es wolltest!" Mein bester Freund holte aus. Ich sah ihm an, dass er es ernst meinte. Und das, obwohl er mir immer wieder eintrichterte, dass ich nie im Leben, das eines anderen nehmen durfte. Im Wissen, wie ich ihn davon abhalten konnte, einen Fehler zu begehen, öffnete ich ein Portal und griff nach meinem Stab. Mit einem Satz war ich neben Hisoka, gerade noch rechtzeitig, bevor Jins Sense mit voller Wucht gegen das Holz in meinen Händen stiess. Durch den Aufprall wurde ich gegen meinen neuesten Freund geworfen. Ich sah die Veränderung in Jins Augen, als ihm klar wurde, dass er mich gerade beinahe getötet hätte.
"Yoriko! Warum-"

"Keine Sonne und kein Mond hätten das je gewollt!" Weshalb mir gerade dieser Satz in den Sinn kam, wusste ich nicht. Es fühlte sich einfach richtig an. Mit Leichtigkeit hob der Schwarzhaarige die Sense von meiner Verteidigung und ich fühlte mich, als wäre eine riesige Last verschwunden.
"Yoriko-"
"Keine Sonne und kein Mond hätten das je gewollt!", verkündete ich mit Nachdruck.
"Was ist los!?" Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Aber seiner Stimme nach zu urteilen, war er wieder der alte. Während Jin seine Sense an ihren Platz zurückbrachte, ging ich untentschlossen auf ihn zu.
"Ich will nicht, dass du ihn tötest!", murmelte ich. Zögerlich platzierte ich seine Schirmmütze auf seinem Kopf und griff nach seinem Arm.
"Bitte Jin!" Mein bittender Gesichtsausdruck genügte, um ihn endgültig aufzuhalten. Er liess einen leisen Seufzer verlauten und richtete seine Mütze.
"Ich werde dich verschonen, wenn du dich an eine Bedingung hälst!"
"In Ordnung", stimmte Hisoka schnaufend zu. Ich spürte eine warme Hand in meinem Rücken, bevor Jin zwei seiner behandschuhten Finger auf meine Stirn legte. Der leichte Druck seiner Finger im Zusammenspiel mit dem gemurmelten Wort 'Schlaf' sog mich sogleich an einen anderen Ort. Gelangweilt lag ich in dem weissen Raum auf dem Boden, bis mich mein Sensei in die Realität holte.
"Hast du ihn getötet?", fragte ich angespannt. Zitternd hielt ich den Atem an und wartete auf seine Antwort.
"Nein. Ich habe ihn weggeschickt." Jin bemerkte, dass ich ihm nicht ganz glaubte.
"Wirklich!", versicherte er mir. Ich nickte.
"Also, erzähl mir, was passiert ist. Mit dem Mond und der Sonne..." Verwirrt blickte ich ihn an.
"Ich weiss nicht, woher das kam. Es schien einfach das richtige zu sein, für diesen Moment", antwortete ich zerstreut.
"Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Mir geht es gut", lag es nun an mir, ihn zu beruhigen.
"Hat es eine Bedeutung?" Mein Sensei schnaubte und ein schmerzliches Lächeln legte sich auf seine Lippen.
"Ja. Ich erklär sie dir ein anderes Mal. Magst du noch trainieren?" Nickend setzte ich mich auf den Boden. Konzentriert schloss ich die Augen und begann mein Ten aufzubauen.