Kapitel 31

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Unsere Spaziergänge wurden länger und länger, wodurch wir endlich aus der schäbigen Umgebung herauskamen. Jin bestand darauf, dass wir alle Wege zu Fuss gingen. Aber die Stunden eines Tages reichten locker aus, um von unserem neuen Wohnort, bis in den Stadtkern zu gelangen und wieder zurück. Wir gingen die Fussgängerzone entlang. Ab und zu betraten wir einen Laden, um uns die angebotenen Gegenstände anzusehen. Wir brauchten eigentlich nichts. Trotzdem kauften wir Kleinigkeiten, die unser Leben etwas bequemer machen würden. So hatte sich Jin einen neuen Computerchip gegönnt. Wozu er den brauchte und was damit besser funktionierte als mit dem alten, fragte ich neugierig nach. Aber seine Erklärung war viel zu kompliziert, als dass ich sie verstanden hätte. Gerade stand ich in der Umkleidekabine eines Modegeschäftes und betrachtete die hübsche Blouse im Spiegel. Der Schlüssel, sprich der Anhänger des Mondes, und die goldene Sonne von Hisoka strahlten um die Wette und spiegelten sich glitzernd im Schaufenster. Auch wenn er geschrieben hatte, dass es ihm egal war, ob ich ihn trug oder nicht, wusste ich, dass dem nicht so war. Auch wenn ich die beiden Schmuckstücke von unterschiedlichen Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten bekommen hatte, fügte sich die Rundung des Mondes exakt um die der Sonne. So als hätte das Schicksal sie zusammengeführt.

Das Oberteil gefiel mir, weswegen ich es kaufte. Also eigentlich nicht ich, sondern Jin. Da ich ja noch immer keinen Job hatte, was mich zutiefst ärgerte, übernahm der Junge weiterhin die finanziellen Einkünfte. Es machte ihm nichts aus, denn so konnte er seine Interessen verfolgen und gleichzeitig Geld verdienen. Ich hatte vor kurzem wieder angefangen, mich zu bewerben. Aber bisher wurde ich zu keinem Vorstellungsgespräch eingeladen. Plötzlich hielt Jin vor einem Schaufenster, in welchem die neusten Arten von Funkgeräten ausgestellt wurden. Er zeigte auf eine, flüsterte aber komplett andere Informationen.
"Uns verfolgen seit 20 Minuten zwei Männer, etwa 50 Meter die Strasse runter. Sie waren sogar mit uns im Damenbekleidungsgeschäft!?"
"Okay,  dann sollten wir aufmerksam sein." Tatsächlich bemerkte ich die beiden ebenfalls, als wir die nächste Seitenstrasse betraten. Jin und ich setzten uns für Tee und Kuchen in ein kleines altes Café. Gleich darauf betraten auch unsere Verfolger das Lokal. Einer sprach an der Theke mit der Bedienung, während der andere Ausschau nach uns hielt. Wir hatten uns extra in eine Ecke gesetzt, damit sie nur aus einer Richtung kommen konnten.

"Entschuldigen Sie gnädige Frau, dürften ich und mein Kollege uns kurz zu Ihnen und ihrem  Sohn gesellen?", sprach der eine mich an. Beide trugen schwarze Anzüge und sahen auch sonst sehr gepflegt aus. Ich warf einen kurzen Blick auf Jin. Wenn sie etwas auffälliges an sich hätten, würde er dies  bestimmt bemerken. Doch der Kleine erwiderte den Blick schweigend. Dann  lächelte ich, ohne meine Aufmerksamkeit zu senken.
"Natürlich, nehmen Sie ruhig Platz." Die beiden Herren folgten meiner Aufforderung.
"Bitte verzeihen Sie unseren Überfall, wir möchten Ihnen nur kurz einige Fragen stellen" Er strich sich die grünen Haare aus dem Gesicht. Auf seiner Wange hatte er eine kleine Narbe. Aber sonst fiel mir an ihm überhaupt nichts auf.
"Sagt ihnen die Bezeichnung 'Nen' etwas?" Ich machte ein nachdenkliches Gesicht.
"Ich glaube das hat ein Freund von mir mal erwähnt. Ist das eine Sekte?", stellte ich mich blöd.
"Nein, nein. Nen ist die Lebensenergie, die jedes Lebewesen besitzt. Wenn eine Person ihr Nen nicht beherrscht, sind die Auraporen geschlossen. Beherrscht die Person ihr Nen, sind die Auraporen geöffnet und die Person kann diese nach belieben kontrollieren und so viel Aura  herausströmen lassen, wie sie möchte", erklärte er professionell.  Verwirrt schaute ich ihn an.
"Wie, herausströmen...? Was hat das mit uns zu tun?"
"Nun ja, Ihnen dürfte das nicht aufgefallen sein, aber Ihr Junge verströmt  Nen." Als er meinen unveränderten Gesichtsausdruck sah, redete er weiter.
"Wir würden ihn gerne ausbilden. Wie alt bist du denn?", sprach der Grünhaarige Jin an.
"13", antwortete dieser leise.
"Für dein Alter ist deine Aura schon sehr stark. Mit dieser Menge an Energie könnte er einer der grössten Kämpfer werden, die es je gab."
"Sie wollen meinen Jungen zu einem Krieger ausbilden?", fragte ich skeptisch. Den Unmut liess ich extra in meine Stimme einfliessen, damit ich noch unwissender klang.
"Nicht direkt, wir möchten ihm beibringen, sein Nen für sich nutzen zu können", mischte sich sein Kollege ein. Seine pinken Haare passten zum Taschentuch, das elegant aus seiner Brusttasche hing.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt