🧑🏻‍🦳Kapitel 77💍

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Fassungslos sah ich auf die beiden Kämpferinnen herunter. Ich kann Yoriko erst da herausholen, wenn sie die zehn benötigten Punkte erreicht hatte. Sonst würde sie meinetwegen verwiesen werden. Aber in der Geschwindigkeit, wie sie ausblutete, würde das zu lange dauern. Ich nahm Druck an meinem Arm wahr. Ganz kurz schweiften meine Augen zu Hisoka, neben den ich mich gesetzt hatte.
"Sie wird am Blutverlust sterben, noch bevor sie genug Punkte hat!" Im Wissen, wie viele Menschen er schon getötet hatte, konnte ich ihm da vertrauen. Wenn jemand das wissen konnte, dann Hisoka.
"6-8", verkündete die Kommentatorin. Yoriko bekam zunehmend mehr Probleme, sich auf den Beinen zu halten.
"Verdammt!" Mit drei Fingern erschuf ich ein Portal, dessen anderes Ende im Ring entstand. Sofort trat ich hindurch. So kam ich gerade noch rechtzeitig, um sie aufzufangen. Ich zog sie sofort mit mir in die Paralleldimension. Mit schnellen Schritten rannte ich, meine beste Freundin auf den Armen in das alte Haus. Das Haus meiner Erinnerungen. Sie war blass und ihre Atemzüge gingen flach. Ohne zu zögern kickte ich mit dem linken Fuss die Haustüre auf und sprang mit ihr die Treppe hoch. Erst im Badezimmer machte ich halt. Vorsichtig legte ich die Kupferhaarene auf den gefliesten Boden und schob ein Handtuch unter ihren Kopf. Danach aktivierte ich meine Nenquellen. Sprudelnd floss Aura um mich herum und legte sich einerseits um Yorikos geschundenen Körper, andererseits um Akane, die regungslos in der Badewanne lag. Genau so wie ich es über das letzte Jahr erlernt hatte, manipulierte ich Akanes Nen mit dem Zweck, Yorikos Wunden zu veschliessen und damit ihren Blutverlust zu stoppen. Aber so gut wie meine Meisterin würde ich niemals werden. Ob es daran liegt, dass ich Emission bin!? Darüber konnte ich mir gerade keine Gedanken machen.

Ich schaffte es gerade so, eine schützende Schicht Haut um sie zu bilden und die verletzten Blutgefässe zusammenzufügen. Es war unglaublich anstrengend, aber für Yori würde ich alles tun. Kaum hatte ich meine erste Aufgabe erfüllt, ging ich in die nächste über. Nämlich der Anregung der Blutzellen. Mühsam erschuf ich rote Blutkörperchen. Selbst mit Hilfe der Auraquellen, verbrauchte sich mein Nen so schnell, dass ich immer wieder Pausen einlegen musste. Wie lange ich schliesslich an ihrer Seite sass und hoffte, dass es noch nicht zu spät war, wusste ich nicht. Aber langsam nahm ihre Haut wieder Farbe an. Geschafft lehnte ich mich an den Badewannenrand. Eine Hand über ihn gelegt, griff ich nach Akanes und murmelte ein 'Danke'. Da ich Yoriko aber nicht gleich in Schock darüber verfallen lassen wollte, wickelte ich ihre Hände in einen Verband. Hände konnte man das nicht mehr nennen. Eher Stümpfe... Was habe ich mir überhaupt dabei gedacht, Handschellen als Handicap zu wählen!? Von Selbstzweifeln gequält erhob ich mich. Jetzt brauchte sie erst einmal Ruhe. Ich würde mich um alles kümmern, was mit der Himmelsarena noch passieren würde. Wieder am Schauplatz des Horrors angekommen, wurde ich schon erwartet.
"Jin!", hörte ich Hisokas Stimme aus den Zuschauerrängen.
"Treffen wir uns oben!", antwortete ich und ging aus dem Seiteneingang. Auf dem Weg zum Aufzug passte mich eine Angestellte ab.
"Entschuldigen Sie, aber wir müssen Sie beide bitten, innerhalb der nächsten 24 Stunden ihre Zimmer zu räumen und die Schlüssel an der Rezeption abzugeben."
"Ich werde mich darum kümmern", meinte ich teilnahmslos und ging ohne ein Wort des Abschiedes an ihr vorbei.

Kaum trat ich in den Aufenthaltsraum, löcherten mich unsere Freunde mit Fragen. Aber da alle auf einmal redeten und ich niemanden richtig verstand, hob ich die Hand. Alle wurden still und hingen wie gebannt an meinen Lippen.
"Ich habe sie verarztet. Also macht euch keine Sorgen-", versuchte ich ihren Kummer etwas zu erleichtern. Aber ich wurde unterbrochen, da sich Suki zu Wort meldete.
"Keine Sorgen!? Yori ist schwer verletzt und wird der Himmelsarena  verwiesen!?  Wie sollen wir da ruhig bleiben!?" Die Wut war ihr ins Gesicht geschrieben. Riku legte einen Arm um sie und wollte mich verteidigen.
"Jin kann auch nicht mehr machen." Doch das machte sie nur noch wütender.
"Wie kannst du sie auch mit Handschellen antreten lassen! Sie hatte keine  Möglichkeit, weder sich zu verteidigen noch anzugreifen!" Natürlich war mir das bewusst. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber ich war fest davon überzeugt, dass wir im Training schon so weit wären. Betroffen schaute ich zu Boden. Es war hart, das von einer Freundin zu hören, aber sie hatte absolut Recht.
"Ich bin enttäuscht von dir! Ich dachte du wärst ihr Sensei, um sie zu trainieren und auf sie aufzupassen... Aber mit dieser Aufgabe hast du sie in einen  Kamikazekampf geschickt!" Sukis knallig grüne Aura entfernte sich.
"Entschuldige uns." Riku ging ihr nach. Er war genauso aufgewühlt wie seine Schwester, konnte es aber besser verheimlichen. Es war dumm von mir. Vor allem, dass ich ihr keine Zeit für Vorbereitungen gegeben hatte, wie damals, als sie gegen Hisoka antreten sollte. Hitoshi liess seine Finger knacken, sagte aber nichts dazu.
"Ich bin ganz ihrer Meinung. Das war viel zu gefährlich!", stimmte Ryu der Kurzhaarigen zu.
"Wird sie es überleben?", fragte Juzo. Er war der einzige, der mir nicht direkt die Schuld dafür in die Schuhe schob, sondern sich erst nach Yoriko erkundigte. Die Tränen in seinen Augen sprachen Bände. Ich hoffte, ihn wenigstens mit einem Nicken etwas beruhigen zu können.
"Und ihre Hände? Kannst du sie heilen?!" Seine heisere Stimme trieb auch mir einen Kloss in den Hals. Schluckend suchte ich nach einer Antwort, die ihn zufriedenstellen würde. Ich schaffte es nicht, ihn dabei anzusehen.
"Ich weiss es nicht... Aber ich werde nichts unversucht lassen!" Hisoka hatte die ganze Zeit über nichts gesagt. Dennoch war ich der Meinung, dass ich es ihm schuldig war.
"Wir werden nicht nochmals eine Freundin verlieren, das schwöre ich dir!", versprach ich ihm. Trotz seiner sonst so unbeschwert ignoranten Art, befand sich kein Lächeln auf seinem Gesicht.
"Dann sieh besser nach Yori..."

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt