⭐️Kapitel 55💧

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Trunken vor Mordlust suchte ich die Trainingsgelände ab. Doch weder in den Krafträumen, noch in den Dojos fand ich eine Spur von den beiden. Ich spürte jedoch einige Auren und eine, die sich stetig veränderte. Ich nahm an, dass es sich um meine Gesuchten handelte, weswegen ich mich dorthin begab. Ein paar Minuten später stand ich in den Zuschauerrängen der Arena. Auf gleicher Höhe an einem anderen Eingang machte ich die Zwillinge aus. Riku hob kurz die Hand, als er mich erblickte. Suki hingegen starrte wie gebannt auf den Ring. Yoriko sass im Schneidersitz in der Mitte. Die Hände lagen in ihrem Schoss übereinander, Handflächen nach oben geöffnet. Während sie mit geschlossenen Augen hektisch Luft in ihre Lungen sog, flimmerte ihr Nen.
"Atme!", erklang die Stimme des Uniformierten. Entschlossen schritt er um die Hübsche herum. Daumen und Zeigefinger gespreizt drückte er ihren Rücken gerade. Spätestens jetzt bestätigte sich, dass er ihr Sensei war.
"Aufrecht und atmen!" Yoriko straffte ihre Schultern und hob den Kopf an. Auf sein Geheiss, beruhigte sich auch ihre Atmung. Zufrieden nickte der Uniformierte und schob seine Mütze etwas höher. Die roten Augen konzentriert auf die sitzende Gestalt veränderte sich seine Aura. Wiederum erhielt sie einen roten Schimmer, wirkte diesmal aber flüssiger, ruhiger. Eine Hand auf ihren Kopf gelegt sah ich die Grenze zwischen ihrem Nen verschwinden. Ganz langsam nahm Yorikos weisse Aura die Farbe auf. Ihr Gesichtsausdruck zeigte dabei die Anstrengung, der sie ausgesetzt war. Während ihr ganzer Körper zu zittern begann, hob der Schwarzhaarige seine Hand an, wodurch ihr Nen getrennt wurde.
"Atmen! Konzentriere dich auf die Farbe, das Gefühl!", wies er sie an. Doch die Hübsche wurde immer unruhiger.
"Konzentration!", forderte der Uniformierte. Yoriko riss die Augen auf. Dabei funkte die Aura vor ihrer Brust, verpuffte lautstark. Durch die Druckwelle wurde ihr Oberkörper nach hinten geschleudert. Ihr Kopf traf hart auf dem Boden auf. Die Kraft prallte wirkungslos am Ten des Schwarzhaarigen ab.
"Nochmal!"
"Ich kann nicht mehr...", keuchte Yori und streckte die Arme nach oben aus, bevor sie sie zur Seite fallen liess. Verloren starrte sie an die Decke.
"Was habe ich denn diesmal falsch gemacht?" Ihre Stimme war leise und kraftlos.
"Du hast dich nicht richtig konzentriert! Und jetzt nochmals!", antwortete der Uniformierte schroff. Seufzend stützte sich Yoriko auf.
"Kannst du mir es zeigen. Ich will sehen..."
"Da gibt es nicht viel zu sehen-" Er stoppte und hielt ihr eine Hand hin. Sie ergreifend wurde Yoriko von ihm hochgezogen. Wieder liess er die rote Aura ausströmen.
"Du musst es in dir spüren." Die Hübsche massierte sich die rechte Schulter und nickte träge.
"Wir machen fünf Minuten Pause. Trink etwas." Seine Stimme war ruhig, als hätte ihre Kraftlosigkeit seine Geduld wieder hervorgebracht.
"Meine Flasche ist leer."
"Dann machen wir zehn draus. Hol dir eine neue. Hydration ist wichtig!" Somit ging Yori aus der Arena.

"Ich mag es nicht, wenn uns jemand beim Training beobachtet." Er nahm seine Mütze ab und strich sich durch die Haare. Elegant setzte er sie wieder auf. Danach visierten mich seine roten Augen wie Beute an. Gleichzeitig bemerkte ich, dass die Zwillinge gegangen sein mussten, denn ich sah sie nirgends mehr. Wann das war, hatte ich vor lauter Fokus nicht mitbekommen.
"Kommst du von selbst herunter? Oder soll ich dich holen!" So wie er es aussprach, war es keine Frage, sondern eine Drohung. Damit ich es mir mit ihm nicht jetzt schon verscherzte, ging ich langsam die Tribüne hinunter. An der Brüstung blieb ich schliesslich stehen. Mit einem lässigen Sprung liess ich mich in die Arena fallen.
"Morrow Hisoka", stellte ich mich mit einer lässigen Verbeugung vor.
"Ich weiss wer du bist." Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
"Deine Anwesenheit ist während des Trainings unerwünscht!"
"Also Yoriko schien es nicht gestört zu haben", kratzte ich mich nachdenklich am Nacken.
"Es stört mich! Verschwinde!"
"So entrüstet...", säuselte ich und trat näher an ihn heran. Obwohl er ein paar Zentimeter grösser sein musste, machten das meine Schuhe wieder wett.
"Wer hält mich davon ab, euch zuzusehen?", fragte ich absichtlich überheblich, um an seinem Stolz zu kitzeln.
"Ich!" Ein leichtes Lächeln zierte meinen Mund, als ich ihm langsam die Schirmmütze vom Kopf nahm und sie mir aufsetzte.
"Wie denn?", fragte ich verschmitzt und trat einen Schritt zurück. Sein Ausdruck verfinsterte sich.
"Ist ja niemand hier. Na komm schon... Kämpfe gegen mich", grinste ich teuflisch.

"Gib mir meine Kappe zurück und du stirbst vielleicht nicht ganz so qualvoll. Ich lachte heiter auf.
"Das sind aber grosse Ansagen. Dann werde ich mich aber auch nicht zurückhalten. Dein hübsches Gesicht wird den ein oder anderen Hieb abbekommen, aber das solltest du verkraften." Schritt für Schritt trat ich weiter nach hinten, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
"Klar... Du kannst mich auch töten. Aber dazu müsstest du mich erwischen."
"Habe ich doch schon." Mit einem Ruck zog ich das Bungee Gum zu mir, das ich zuvor an seiner Wange platziert hatte. Perplex stolperte er vor, wollte sich gegen den Zug wehren, doch es reichte nicht aus, sodass er trotzdem mitgerissen wurde. Seine Augen erschrocken aufgerissen, flog er mir entgegen. Keine zwei Meter mehr von mir entfernt, holte ich aus. Meine Faust würde ihm die Nase brechen, da war ich mir sicher. Schlagartig veränderte sich der Ausdruck in den roten Iriden. Beide Beine mit Aura umhüllt, stampfte er sie kraftvoll in den Boden. Verstärkung, schoss es mir durch den Kopf. Gleichzeitig seinen Arm zur Seite ausgestreckt verdichtete er sein Nen zu einem schwarzen fussballgrossen Kreis mit violettem Rand. Für den Bruchteil einer Sekunde verschwand seine Hand darin. Im letzten Moment wich ich seinem Gegenangriff aus. Die scharfe Schneide streifte meinen Arm. Sofort brachte ich mehr Distanz zwischen uns. Die Sense in seiner Hand war riesig und ihre Klinge fast zwei Meter lang. An ihrer Spitze baumelte seine Mütze. Unbeschadet. Während sein ernster Gesichtsausdruck unverändert blieb, setzte er sie sich wieder auf. Mit dieser Verteidigung bestätigte sich meine Vermutung. Er war stark. Sehr stark. Begeistert leckte ich über meine Lippen. Es würde ein herrlicher Spass werden, gegen ihn zu kämpfen. Doch zu meinem Bedauern steckte er seine Waffe zurück in das schwarze Loch, wo er sie hergeholt hatte. Gleich darauf spürte ich, wie sich Yoriko wieder näherte.
"Lass uns in Ruhe trainieren, oder das-" Er wies auf meine Verletzung.
"-wird das mindeste sein, womit du wegkommst!"
"Und ich habe noch nicht einmal angefangen", grinste ich und zauberte eine Karte hervor.

Yoriko trat in den Raum, bemerkte jedoch sofort die Spannung zwischen uns. Sie schaute einige Male zwischen uns hin und her. Ganz langsam hob der Schwarzhaarige seine Hand und zeigte mit einem Finger auf mich.
"Verschwinde!"
"Wie wäre es mit: Nein!" Meine Belustigung ging ihm noch mehr auf die Nerven als ich es erwartet hatte. Und es war verdammt lustig. Kaum hatte ich das gesagt, nahm seine Aura wieder die dunkelrote Farbe an. Dickflüssig umfloss sie ihn. Yoriko zog scharf die Luft ein.
"Sensei, ich denke nicht, dass das nötig ist-" Noch bevor sie fertig gesprochen hatte, blitzte seine Nen auf mich zu. Mein Versuch zur Seite auszuweichen, rettete mich wohl davor, in Stücke gerissen zu werden. Denn dort wo der rote Blitz auftraf, flogen die Fetzen.
"Sensei!", schrie Yoriko. Dieser wandte ihr den Kopf zu. Danke für die Ablenkung, Yori. Auf der Stelle flickte ich Karten in seine Richtung. Während sie sich leise unterhielten, schloss er die Finger, die auf mich zeigten zu einer Faust. Fast hatten meine Karten ihr Ziel erreicht, doch dann riss er seine Finger auf. Wieder entstand ein schwarzes Loch. Diesmal war es grösser und meine Waffen verschwanden darin, ohne eine Spur zu hinterlassen. Yoriko diskutierte mit Händen und Füssen. Vor meinem Gesicht erschien Schwärze. Ich schaffte es gerade noch, mein Kopf zu neigen, dann flog eine Karte heraus und zischte an meinem Gesicht vorbei. Sie blieb hinter mir in der Wand stecken. Der Uniformierte sah mich wieder an.
"Verschwinde. Oder die nächste trifft!" Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte er sich vollständig Yoriko zu.
"Wo waren wir stehen geblieben?" Die Hübsche setzte sich hin, während ich gemütlich am Rand der Arena entlang zum Ausgang lief. Schritt für Schritt senkte ich die Menge an Aura, die mein Körper ausstrahlte, bis es schliesslich ganz versiegte.
"Konzentriere dich... Ruhig atmen, aufrecht sitzen. Kontrolliere deine Aura", hallte die ruhige Stimme des Senseis durch die Halle. Erneut verschmolz ihr Nen. Diesen Moment für meinen Angriff gewählt, rannte ich auf sie zu. Meine bevorzugte Waffe gezückt, war ich kurz davor, sie hart über seinen Hals zu ziehen. Aber mit einem gelben Funken lösten sich die beiden Gestalten auf. Ich bremste meinen Schwung ab und beobachtete die Stelle, an welcher sie gleich darauf wieder auftauchten. Der Uniformierte trennte sein Nen wieder von Yorikos, welche bewusstlos in sich zusammensackte.
"Das war zu viel...", murmelte der Schwarzhaarige mit der Frau im Blick. Mit gekonnten Handgriffen brachte er sie in die stabile Seitenlage. Danach fixierten seine Augen mich. Langsam hob er seine Hand an. Yoriko hustete leer. Den kurzen Moment meiner Unachtsamkeit nutzte der Uniformierte. So sah ich den roten Blitz erst, als es zu spät war. Im Versuch auszuweichen, drang der Strahl in meinen Körper. Wie ein Stacheldraht zog es sich durch meine Adern und hinterliess einen stechenden Schmerz. So schnell wie er kam, verschwand er aber auch wieder und hinterliess nur ein dumpfes energieloses Gefühl. Ich kämpfte mit mir, dass er mir meinen Schwächeanfall nicht ansehen konnte. Aber das war wohl überflüssig, denn der Schwarzhaarige wusste ganz genau, was er mit seinem Angriff bewirkte.
"Eine dritte Warnung gebe ich dir nicht. Das nächste Mal bist du tot! Und jetzt verschwinde endlich!"

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt