Kapitel 92

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Anfangs war es schwer, mit den Erinnerungen an zwei Vergangenheiten zu leben. Aber die Umstellung gelang mir relativ gut. Ich verzichtete jedoch darauf, meinen ursprünglichen Körper wieder anzunehmen. Immerhin wollte ich Yoriko bleiben. Vier Tage hielt Jin für einen angemessenen Zeitraum, um mich von den Strapazen des Kampfes zu erholen. Mit klopfendem Herzen folgte ich Jin in das Restaurant, in welchem wir uns mit unseren Freunden verabredet hatten. Ich wechselte einige Worte mit der Rezeptionistin. Lustigerweise hatte sie schon in dem Lokal gearbeitet, das vorher hier geführt wurde. Danach gesellte ich mich zu den Wartenden. Hogai stürmte sofort auf mich zu und zog mich fest in seine Arme. Gleich darauf wurde ich auch noch von Suki, Riku, Juzo und Ryu umarmt. Lachend versuchte ich alle ein bisschen zurückzuknuddeln. Irgendwie hatte ich sie vermisst. Der Blonde drückte so fest zu, dass ich kaum mehr Luft bekam. Also wackelte ich herum, bis sie mich schliesslich losliessen.
"Deine Hände!", rief Juzo sogleich und schnappte meine Finger. Lebenslustig wirbelte er mich im Kreis. Wie schafft es dieser blauhaarige Trottel doch immer wieder, mich aufzuheitern. Mir war ganz schwindelig, als er mich schliesslich freigab. Ich erwischte Suki dabei, wie sie Jin anhimmelnd anblickte. Bei meinem wissenden Blick grinste sie bloss zurück und wies kaum merklich auf Hisoka. Ganz leicht schüttelte ich den Kopf, konnte mir ein Lächeln aber nicht verkneifen. Auch Rikus violetten Augen lagen starr auf meinen geheilten Händen. Ich nutzte diese um ihn in die Wange zu kneifen. Diesen Kerl hatte ich auch absolut in mein Herz geschlossen. Ryutaro war zwar nicht so der Kuscheltyp, dennoch zog er mich in eine kurze aber innige Umarmung.
"Wir haben uns Sorgen gemacht", flüsterte er in mein Ohr.
"Ich weiss... Aber es geht mir gut!" Damit gab er sich zufrieden. Mein Blick schweifte weiter. Hitoshi breitete seine Arme aus. Sofort sprang ich in diese. Ich liebte die Umarmungen dieses Mannes. Sie waren warm und heimelig. In seinen Armen konnte ich mich einfach sicher fühlen.
"Wie geht es dir, Mädchen?" Zu Beginn hat es mich gestört, dass er mich immer Mädchen nannte. Aber nach einer Weile war mir aufgefallen, dass er nur mich so nannte. Seither fand ich es einen wunderschönen Spitznamen. Und er gefiel mir.
"Alles in Ordnung." Ich fühlte Hitoshis Wärme. Sein Herz klopfte langsam und regelmässig. Stark.
"Wirklich", fügte ich an, als er zögerte.
"Wenn ich Jin doch noch eine Lehre erteilen muss, dann sag es ruhig", grummelte der Riese leise. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Wir wussten beide, dass er keine Chance gegen meinen Sensei hätte. Doch die Absicht war süss.
"Und wenn du Vanillepudding brauchst, musst du es nur sagen... Ich besorg dir welchen!" Nickend löste ich mich von ihm.

Als letzter stand nun nur noch Hisoka da. Wie bestellt und nicht abgeholt. Ohne zu zögern schlang ich meine Arme um seinen muskulösen Körper. Das Gesicht in seiner Halsbeuge versteckt, atmete ich seinen umwerfenden Geruch ein. Er verdrehte mir den Kopf, ohne sich überhaupt Mühe zu geben.
"Schön, dass es dir wieder gut geht", murmelte der Magier leise. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Das von Hisoka zu hören tat unglaublich gut. Lächelnd drückte ich mich ein wenig von ihm weg. Schamlos glitten meine Augen über sein Gesicht, seinen Körper und zurück in seine Augen. Wie sehr ich dieses goldene Meer vermisst habe. Aber Hisoka sieht auch so gut aus, dass ich mich selbst ohne Erinnerungen wieder in ihn verliebt habe. Und bei näherer Betrachtung wusste ich, ich würde es wieder tun. In meiner Rolle als Yoriko aufblühend, drehte ich mein Gesicht verlegen von ihm weg. Glücklicherweise hatte der unverschämt gutaussehende Rothaarige keine Zeit mich zu konfrontieren, denn Juzo unterbrach uns.
"Setz dich neben mich!" Mit einem Grinsen liess ich mich neben ihn auf den Stuhl fallen.
"Zeig nochmal!", forderte der Blauhaarige meine Hände zu sehen. Ich streckte sie ihm mit einer Manier hin, als könnte er sie mir abnehmen.
"Wie hast du das hingekriegt?" Bewunderung schwang in seiner Stimme mit. Und Respekt. Nachdenklich bearbeitete ich meine Unterlippe mit den Zähnen. Stumm zeigte ich auf Jin.
"Magie!", grinste der Schwarzhaarige scherzhaft. Wenn die wüssten... Die roten Augen meines besten Freundes glitten kurz durch den Raum zum Magier. Vor allem, wenn Hisoka wüsste... Die Kellnerin trat an unseren Tisch. Wir bestellten und verloren uns in einem Gespräch. Dabei fiel mir auf, dass Hisoka mich unentwegt musterte. Als ich ihn bei einer seiner Spionageblicke erwischte, grinste er mich vielsagend an. Ich schüttelte den Kopf und drehte meinen Kopf von ihm weg. Trotzdem lag sein Blick weiterhin auf mir. Es liess mich lächeln. Auch wenn er meiner Vergangenheit nachtrauerte, war er mehr als bereit, etwas neues anzufangen.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt