⭐️Kapitel 72💧

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"Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie starb! Es gab ein Video davon. Ich habe ihre Leiche in meinen Armen gehalten und gesehen, wie Akane ausblutet!" Wut erfüllte meinen ganzen Körper. Warum war meine Akane an einem Ort wie diesem. Vor allem, nachdem ich sie tot aufgefunden hatte. Das war eine Verhöhnung dieser Tatsache. Sie wollten sich über mich lustig machen, weil ich sie verloren habe. Sie wollten mich damit triggern. Kontrolle behalten, redete ich mir selbst gut zu und tatsächlich wurde ich ruhiger.
"Also frage ich ein letztes Mal..." Ich kniff die Augen zusammen und starrte die Kupferhaarene mit meinem tödlichsten Blick an.
"Wieso ist Akane da oben?" Warum wollt ihr euch über mich lustig machen!
"Denkst du nicht, ich hätte es dir gesagt, wenn ich es wüsste." Heiser trafen die Worte an mein Ohr. Ein klein wenig bewegte sie ihr Handgelenk, woraufhin ich nur noch stärker zudrückte. Doch ich musste jetzt meine Gefühle zurückstecken. Sonst würde ich nie erfahren, warum eine Abbildung meiner Schönheit an einem Ort wie diesem lag.
"Ich sehe doch, wie sehr du deswegen leidest... Ich hätte es dir auf jeden Fall gesagt. Aber ich konnte das Haus bisher nie betreten!"
"Lüg mich nicht an!"
"Ich lüge nicht! Ich schwöre dir: Ich habe dieses Haus zuvor noch nie betreten!" Aus Yorikos Augen strömten die Tränen hervor. Normalerwiese vertrat ich die Meinung, dass weinende Leute keine Gnade verdient hatten, aber bei ihr hielt mich etwas davon ab. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken, aber ich konnte nicht bestimmen, woran es lag.
"Sie spricht die Wahrheit!" Ich wurde nach hinten gerissen. Der Uniformierte richtete sogleich seine Sense auf mich, weshalb ich eine gewisse Distanz wahren musste. Yoriko sank mit einem leisen Schluchzer auf die Knie. Jin schickte sie erneut ins Traumland. Dann liess er seine Waffe sinken.

"Ich hatte gehofft, dass es nie so weit kommen würde...", seufzte er. Knurrend zauberte ich eine Karte hervor. War ja klar, dass er hinter allem steckte!
"Können wir das ganze ohne einen Kampf klären? Wir wissen beide, dass ich stärker bin und ich will vermeiden, dass Yoriko weiterhin zu Schaden kommt." Langsam folgte ich ihm die Treppen hoch.
"Warum ist sie hier!?", forderte ich zu wissen, während wir gemeinsam das Badezimmer betraten. Jin trat an meine Schönheit heran und richtete ihre Hände. Nun lag sie wieder exakt so, wie zu dem Zeitpunkt, als ich sie gefunden hatte.
"Das ist weder ihr Körper, noch ihr Geist steckt darin. Es ist lediglich eine leere Hülle, damit ich nicht vergesse, wie sie ausgesehen hat."
"Und was bringt dir das?", fragte ich genervt und ging einen Schritt vor, sodass ich Akanes Schönheit noch ein wenig länger betrachten konnte. Ein leiser Seufzer stahl sich von seinen Lippen.
"Ich kann mir nichts schlimmeres vorstellen, als das Gesicht einer Person zu vergessen, die man liebte!" Verächtlich zischte ich auf, warf ihm einen abschätzigen Blick zu. Was denkt er eigentlich, wer er ist!?
"Du hast sie geliebt-? Und ihr beim Sterben zugesehen!?" Jin sah Akane nochmals wehmütig an, richtete dann sein Gesicht zu mir.
"Nicht auf die Weise, wie du es tust. Es war auf freundschaftlicher Ebene. Man könnte sagen, wir waren die besten Freunde überhaupt." Ich konnte ihm ansehen, dass er nicht log. Aber dennoch kam mir das ganze seltsam vor.
"Warum hat sie dann nie von dir erzählt?"
"Warum hätte sie dir von ihrem Privatleben erzählen sollen? Du hast ihr doch oft klar gemacht, dass zwischen euch nie mehr als Sex sein wird-"
"Das hat doch nichts damit zu tun", schnaubte ich und löste meinen Blick von seinen roten Augen.

Akane sah friedlich aus. Als hätte sie mit allem abgeschlossen. Ich versuchte das Stechen in meiner Brust zu ignorieren, aber es funktionierte kaum. Sie hatte mir ein Mal von Jin erzählt. Damals wollte ich unbedingt wissen, wer stärker als ich war. Doch mehr konnte ich nicht aus ihr hinauskitzeln. Wobei wenn ich genauer darüber nachdachte, hatte meine Schönheit ihn nochmals erwähnt.
"Hast du für Sano Kazu gearbeitet?" Jin setzte sich aufrecht auf die elegante Toilette.
"Nein. Warum meinst du?" Mit einem aufgeschlossenen Gesichtsausdruck sah er mich an. Die Feindseligkeit, die seine Aura regierte, seit er mich das erste Mal sah, schien wie weggeblasen.
"Weil Akane deinen Namen geflüstert hatte. Ein paar Minuten bevor wir fliehen konnten", meinte ich beiläufig und betrachtete meine perfekt manikürten Fingernägel.
"Und ich glaube nicht daran, dass es ein Zufall war!" Der Uniformierte befeuchtete seine Lippen mit der Zunge, genau abwägend, welche Worte er nutzen sollte.
"Ich war ebenfalls vor Ort."
"Wieso?"
"Weil Akane mich darum gebeten hatte." Irritiert blickte ich ihn an. Ich war ja bei ihr... Warum wollte sie, dass er da ist!? Er ist zwar stark, aber ich bin ja mit den Leuten locker klar gekommen.
"Sie wollte nur, dass ich als Absicherung da bin. Falls etwas unvorhergesehenes geschieht."
"Du warst dafür verantwortlich, dass die Elektronik und damit die Überwachung ausfiel", schloss ich und er nickte. Auch sein Blick wanderte zu der schönen Frau in der Badewanne zurück.
"Ich vermisse sie schrecklich. Es war ein riesen Spass mit ihr."
"Da kann ich dir nur zustimmen." Brummend verliessen die Worte meine Kehle. Ruhe legte sich über uns, während wir unseren eigenen Gedanken nachhingen. Schöne Momente zogen an meinem Inneren Auge vorbei. Tatsächlich half ihr Gesicht zu sehen, meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Unsere Flirtereien, unsere Zärtlichkeiten, die hitzigen Diskussionen und noch heisseren Knutschereien. Sie wusste einfach, wie sie mich anturnte. Ich hätte sie einfach bei mir behalten sollen. Ihr den Respekt geben, den sie vermisste, damit sie für immer an meiner Seite geblieben wäre.

Eine Träne rollte über meine Wange. Überrascht wischte ich sie weg. Jin hatte sie gesehen, zu beider unserer Wohle aber entschieden, es kommentarlos vergehen zu lassen.
"Wenn du sie nochmals sehen könntest-" Er stockte kurz, fuhr sich durch die Haare und richtete seine Mütze.
"-würdest du es ihr sagen?" Die roten Augen stachen tief in meine, sodass ich mir ziemlich sicher war, dass er die Antwort bereits lesen konnte.
"Spielt das eine Rolle?" Abgelenkt kratzte ich mich an der Stirn. Schulterzuckend rollte er den Kopf im Nacken.
"Nicht wirklich... Willst du ein Bier?"
"Hast du eines?" Mit einem leisen Seufzen legte er Daumen, Zeige- und Mittelfinger zusammen, bevor er sie schlagartig aufriss und das erschaffene Portal mit einem Schnipsen stabilisierte. Seine Hand verschwand darin. Danach zog er zwei Flaschen daraus hervor. Eine überreichte er mir.
"Ich finde, wir sollten auf Akane anstossen", verkündete der Schwarzhaarige, wobei er seine Flasche zischend öffnete. Auch ich entfernte den Verschluss.
"Auf Akane!" Klirrend stiessen die Flaschen aneinander, bevor wir uns beide einen grosszügigen Schluck genehmigten.
"Tut mir übrigens Leid, dass ich dich fast getötet habe." Ich lachte leicht. Das hatte ich schon fast wieder vergessen.
"Da hat mir wohl deine Schülerin das Leben gerettet." Auch ihm legte sich ein Grinsen auf die Lippen. Kopfschüttelnd trank er einen weiteren Schluck.
"Aber warum überhaupt!?" Diese Frage stellte ich mir schon lange. Warum war er so wütend auf mich.
"Zum Einen muss ich dich wohl daran erinnern, dass du unbedingt auf Leben und Tod kämpfen wolltest. Zum Anderen habe ich mitangesehen, wie Akane an dir zerbrochen ist. Ich wollte nicht, dass dasselbe mit Yoriko geschieht!" Nachdenklich nickte ich. Vielleicht sah er nie, wie glücklich die Schönheit mit mir war. Dann war es nur verständlich, wenn er so reagierte.

"Kann ich dich um einen Gefallen bitten?" Jin nahm seine Mütze ab und fuhr sich durch die Haare. Seine Augen hüpften von mir, zu Akane und wieder zurück. Die Finger rieben sich nervös aneinander. Wieder befeuchtete er sich die Lippen. Schliesslich sprach er aber doch, ohne dass ich nachfragen musste.
"Ich sehe von meiner vorherigen Bedingung ab. Du musst dich nicht mehr von Yoriko fernhalten. Unsere Freunde sind irgendwie auch deine Freunde und ich will dich von ihnen nicht abhalten. Aber Yoriko besitzt nicht das, was du suchst. Sie wird Akane nie ersetzen können. Deshalb bitte ich dich darum, nichts mit ihr anzufangen, wenn es dir nicht ernst ist. Ich habe schon einmal versucht, eine Frau aus dem Loch zu ziehen, die dir Hals über Kopf verfallen ist. Und ich bin gescheitert. So haben wir beide eine gute Freundin verloren. Ich will das nicht nochmals erleben!" In den roten Iriden sah ich tatsächlich den Schmerz, den Akanes Tod in ihm ausgelöst hatte. Die beiden mussten sich wirklich nahe gestanden haben, auch wenn ich sie nie zusammen gesehen hatte.
"In Ordnung..." Im direkten Anblick von meiner Schönheit könnte ich wahrscheinlich sowieso nichts mit Yoriko anfangen, auch wenn ich wollte. Der Schwarzhaarige stemmte die Hände auf die Knie und erhob sich.
"Na dann schau ich mal nach unserer Kleinen." Mit diesen Worten war er auch schon aus der Türe. Ich wartete noch, bis er ausser Sichtweite war, hockte mich dann nochmals vor die Badewanne. Behutsam fuhr ich über ihre Stirn und Wange. Sie fühlten sich seltsam kalt an. Ich liebe dich...

Dem Drang widerstehend, ihr einen Kuss zu geben, stand ich auf. Ich hätte nie gedacht, dass ich so grosse Mühe haben könnte, mit dem Tod einer Person abzuschliessen. Obwohl ich so viele Leute selbst umgebracht hatte, an die meisten verschwendete ich nicht einmal mehr einen zweiten Gedanken. Dann ging auch ich die Treppe hinunter und vorbei an Jin, der sich über die Kupferhaarene gebeugt hatte.
"Kann ich wiederkommen, um sie zu sehen?", fragte ich mit einem Kopfnicken nach oben. Der Schwarzhaarige bewegte seinen Kopf zustimmend hoch und runter.
"Aber das nächste Mal bringe ich dich her. Ich möchte nicht, dass Yoriko hier hinein kommt." Damit reizte er meine Neugier.
"Was ist denn alles hier drinnen?" Er richtete sich ein wenig auf.
"Da hinten-" Der Uniformierte zeigte an mir vorbei, den dunkeln Korridor entlang.
"-hätten wir Akanes erstes Appartment. Rechts unter der Treppe, die kleine Absteige, wo sie sich nach Ians Trennung verkrochen hatte. Oben links ist wie du weisst ihre zweite Wohnung in Zaban City. Geradeaus hätten wir eine Nachbildung von Ians Appartement in York New und so weiter." Mit einem verständlichen Nicken verabschiedete ich mich. Jins Nen legte sich ganz friedlich um mich und es blinkte gelb auf. So wurde ich in meine eigenen vier Wände zurückteleportiert.

Gähnend schlüpfte ich in mein Pyjama. Heute Abend war so einiges passiert. Erledigt schmiss ich mich aufs Bett und hoffte, die kommende Nacht von Akane zu träumen. Als ich meine Augen schloss, sah ich die Schönheit vor mir. Mit offenen Armen wartete sie auf mich. Ich lächelte und schlief ein.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt