Kapitel 74

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Hogai verhielt sich mir gegenüber die letzen paar Tage verdächtig kühl. Ich schloss es darauf, dass er mich aus Hisokas Zimmer hatte kommen sehen. Also fing ich ihn ab, als er das nächste Mal ins Training gehen wollte.
"Können wir reden?"
"Ich habe kein Redebedarf", liess er mich abblitzen. Es war wirklich seltsam. Seit ich ihn kannte, hatte er sich noch nie so verhalten.
"Ich aber-"
"Schön, viel Spass dann." Er quetschte sich an mir vorbei und lief auf den Lift zu.
"Hogai-"
"Kein Interesse!" Seiner Stimme entnahm ich die Genervtheit, die er gerade fühlte. Aber so einfach würde ich meinen besten Freund nicht entkommen lassen. Mit zwei Schritten war ich an seiner Seite und legte eine Hand auf seine Schulter. Bevor er protestieren konnte, zog ich ihn mit mir in die Paralleldimension. Dort angekommen, verschränkte er sofort die Arme vor der Brust.
"Was willst du!?" Warum verhielt er sich so komisch!? Wie ein Blitz, traf die Erkenntnis in meinem Gedächtnis ein. Ohne auf eine Erlaubnis zu warten, schob ich die Sonnenbrille in seine Haare. Die tiefschwarzen Augen, die dadurch erschienen, liessen mich all meinen Kummer vergessen. Gerade war es viel wichtiger, ihm zu helfen.
"Was brauchst du alles? Ich besorge es dir!" Der Blonde begann zu zittern, während sich eine pechschwarze Träne aus dem Augenwinkel löste und eine dunkle Spur auf seiner Wange hinterliess. Wortlos übergab er mir eine Liste. Ich las mir die Dinge durch, die er vermerkt hatte.
"Gib mir eine Stunde! Ich besorge dir alles!" Mein bester Freund nickte und machte sich auf den Weg, zu der kleinen Hütte, die hinter dem hübschen kleinen Häuschen stand. Jin hatte es extra für ihn errichtet. Um keine Zeit zu verlieren, transferierte ich Körper und Geist in die richtige Dimension zurück. Sogleich rannte ich los. Jetzt musste ich unbedingt meinen Sensei finden.
"JIN!", schrie ich durch die gesamte Eingangshalle, als ich ihn endlich erblickte. Er führte gerade ein Gespräch, mit einer Frau. Seine Augen wanderten zu mir. Sogleich erkannte er die Hektik, in welcher ich mich befand. Lächelnd verabschiedete er sich und kam auf mich zu.
"Was-"
"Hogai!", unterbrach ich ihn sofort und streckte ihm die Liste zu. Auch er überflog sie einen Moment und nickte. Mit drei Fingern öffnete er ein Portal, schnippte um es zu stabilisieren. Gemeinsam traten wir hindurch.

Es dauerte nicht lange, bis wir alle benötigten Gegenstände zusammen hatten. Vollbepackt stürmten wir an unserem Haus vorbei. Hogai hatte in der Zwischenzeit alles dort für ein Ritual bereit gemacht. Töpfe, Mörser, unterschiedliche Werkzeuge und Materialien standen bereit. In der Mitte des Raumes flackerte bereits ein Lagerfeuer. Jin hatte dafür extra ein Dach gebaut, das von innen geöffnet werden konnte. Mein Sensei breitete die Pflanzen und Elixiere wie gewünscht auf dem Boden aus, stellte einige in Regale, oder füllte sie in Flaschen um.
"Danke", lächelte der Blonde gequält.
"Tut mir leid-", begann er, an mich gerichtet.
"Mach dir keine Sorgen. Wir sprechen später", redete ich ihm gut zu. Ich trat an ihn heran und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er quittierte das bloss mit einem müden Lächeln.
"Komm jetzt..." Jin zog mich am Arm mit sich, aus der Hütte hinaus.
"Denkst du es wird ihm bald wieder besser gehen?" Langsam trottete ich neben dem Schwarzhaarigen her.
"Natürlich. Bis jetzt hat es ihm immer geholfen, wenn er ein Ritual durchführen konnte. Wir sollten ihn jetzt einfach in Ruhe und ihn seine Arbeit machen lassen", redete er mir gut zu. Ich nickte abgelenkt. Hoffentlich können wir unsere Differenzen danach beilegen.

Den restlichen Abend nach dem Training, verbrachten wir mit unseren Freunden in der Bar. Suki und Riku fragten nach Hogai, bemerkten aber gleichzeitig, dass es wohl wieder an der Zeit war. Auch Hisoka gesellte sich zu uns. Er setzte sich mir gegenüber hin und musterte mich ab und zu. Mir war das eigentlich egal, aber etwas an seinem Blick trieb mir die Hitze in den Körper. Ich brauchte unbedingt eine Abkühlung.
"Will sonst noch jemand einen Drink?"
"Gin Tonic!", antwortete Juzo wie aus der Pistole geschossen.
"Für dich gibt es erstmal nichts mehr!", tadelte ich ihn. Er hatte jetzt schon wieder mehr Intus, als wir alle zusammen.
"Menno", schmollte er.
"Einen Sex on the Beach", grinste der Zauberer und zwinkerte mir zu. Ich verdrehte belustigt die Augen. Damit machte er mich nach, da ich für mein Leben gerne Sex on the Beach trank. Hitoshi und Ryu verlangten nach einem Bier und die Zwillinge wollten je einen Caipirinha. Suki fragte, ob sie mich begleiten solle, wobei ich ihr Angebot gerne annahm.
"Was läuft da zwischen dir und Hisoka?", versuchte die Kurzhaarige ihre Neugierde zu stillen. Die grossen violetten Augen aufmerksam auf mich gerichtet, kratzte sie sich an der Stirn.
"Was soll denn zwischen uns laufen..." Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr.
"Ach komm schon. Das sieht doch jeder blinde Esel auf 50 Kilometer Entfernung, wie ihr euch anzügliche Blicke zuwerft."
"Was!? Nein!", antwortete ich vielleicht etwas zu schnell. Suki lachte.
"Das kannst du vor mir nicht verbergen. Aber mal unter uns-" Sie legte ihre Hand auf meinen Arm und schaute zu den Jungs zurück.
"-er sieht schon gut aus." Ich folgte ihrem Blick. Juzo und Riku gaben sich gerade einen Handschlag, worauf Hitoshi nur den Kopf schütteln konnte. Hisoka beobachtete das Ganze nur mit dem amüsierten Grinsen auf den Lippen. Unsere Augen trafen sich und ich dachte, die Zeit würde stehen bleiben. Irgendetwas hatte sich verändert, seit wir zusammen in der Paralleldimension waren. Er war aufgeschlossener, ruhiger. Ich muss mich daran erinnern, Jin zu fragen, worüber die beiden geredet hatten. Denn auch in Jins Verhalten bemerkte ich eine Veränderung. Wo er zuvor total ablehnend Hisoka gegenüber war, schienen sie jetzt ganz gut miteinander auszukommen. Ist es wegen Akane?

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt