Kapitel 102

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Kaum verliessen diese Worte meine Lippen, griff Hisoka nach meinem Handgelenk. Unsanft zog er mich hinter sich her. Wir kassierten einige seltsame Blicke, doch das war ihm egal. Kundig führte er mich in schnellen Schritten durch die Gänge und blieb schliesslich vor einem Zimmer stehen.
"Hisoka, was-", ich verstummte, als er den Schlüssel aus der Hosentasche hervorholte. Mit einem Klicken sprang die Tür auf. Bevor ich etwas weiteres fragen konnte, schob mich der Magier ins Innere.
"Ich habe auf dich gewartet", drang sogleich eine verführerische Stimme aus dem Bad. Nur in einem seidenen Bademantel bekleidet, trat sie in den Raum hervor. Die Frau lehnte sich sexy an den Rahmen. Erst danach glitten ihre Augen zu uns. Als sie mich bemerkte, stellte sie sich sofort normal hin.
"Ich steh nicht auf Dreier", verkündete sie und zog eine Schnute.
"Entweder du und ich alleine, oder gar nicht." Ich erwiderte ihren angewiderten Blick.
"Dann gar nicht", seufzte der Magier. So schnell wie er eine Karte hervorgezaubert und sie weggeflickt hatte, konnte sie nicht einmal reagieren. Einen Moment später sackte ihr Körper zusammen.
"Sie ist nicht mehr von Bedeutung. Ich brauche sie nicht mehr!", erklärte er mirgleichgültig. Ich nickte nur. Geschockt, wie schnell Hisoka sich dazu entschieden hatte, ein Leben zu nehmen.

Nun schweiften seine Augen zu mir.
"Zieh dich aus", befahl er in autoritärem Ton.
"Was?" Das Wort kam piepsend aus meinem Mund. Aber das hatte ich nicht erwartet. Die goldenen Augen abwartend auf mich gerichtet, deutete er mir an, seiner Aufforderung Folge zu leisten.
"Verwandle dich in Akane und zieh dich aus!" Diesmal schwang ein Hauch an genervter Ungeduld in seiner Stimme mit. Das konnte er aber unmöglich von mir verlangen. Ich hatte versucht, ihm gross und breit zu erklären, warum ich mich in der Realität nicht mehr in diesem Körper sehen lassen wollte. Und eigentlich hatte er es verstanden. So dachte ich zumindest. Ich verstehe ja, dass ich durch meine Aktion vorhin sein Verlangen getriggert habe. Aber so... Ich löste mich aus meiner Starre.
"Nein! Warum!?"
"Weil ich Akane kannte. In und auswendig. Jede noch so kleine Narbe, wie sich ihre Haut anfühlte, wie sie roch..." Hisoka kam näher. Ich versuchte zurückzuweichen, nur um gleich darauf die Wand in meinem Rücken zu spüren.
"Wie sie sich bewegte..." Ich könnte mich mit Ghost Mode durch sie hindurch bewegen. Aber das bringt auch keine Lösung zu diesem Problem. Der Rothaarige tigerte auf mich zu. Ganz knapp vor meinem Gesicht machte er Halt.
"Wie es sich anfühlte, wenn ich sie hart durchnahm." Ich schluckte den Kloss in meinem Hals herunter. Schaute ihm in die Augen.
"Ich kann nicht", flüsterte ich, ohne den Blickkontakt abzubrechen. Seine Hand fuhr über meine Stirn in die Haare, legte sich vorsichtig an meinen Hinterkopf.
"Du kannst, oder willst nicht?" Ich schloss die Augen und atmete leise aus. Ich will nicht! Absolut nicht!
"Ich will nicht!" Entschlossen funkelte ich ihn an. Aber der fordernde Ausdruck in seinem Gesicht blieb weiterhin bestehen.
"Dann bring uns in die Paralleldimension!"
"Geht nicht. Wir tauchen dann wieder an dem Ort auf, an welchem wir sie betreten haben. Sprich, fliegt das Luftschiff weiter, fallen wir!", erklärte ich ihm die Begrenzung der Fähigkeit. Hisoka verdrehte die Augen.
"Dann ohne Paralleldimension", knurrt er.
"Na schön", antwortete ich trotz meiner Bedenken. Der Magier würde erst Ruhe geben, wenn er bekam was er wollte.
"Aber nicht, wenn sie noch im Raum ist!", stellte ich meine Bedingung und zeigte auf die tote Frau. Während sich also der Rothaarige daran machte, sie wegzuräumen, verwandelte ich mich in meine eigentliche Gestalt zurück und versuchte, meine Nerven zu behalten. Yorikos Kleidung war mir ein wenig zu gross. So versuchte ich nicht einmal, die Hose festzuhalten, die zu Boden fiel. Nervös spürte ich Hisokas Blick auf mir. Zwischenzeitlich entledigte ich mich auch noch dem Shirt.

"Alles!", forderte der Zauberer, als ich in meiner Unterwäsche verharrte. Unter seiner ständigen Beobachtung zog ich auch diese aus. Seine Augen schweiften über meinen Körper.
"Woher hast du diese Narbe?" Er zeigte auf die lange blasse Linie meinen Oberschenkel hinunter.
"Feitan, Training bei der Troupe", antwortete ich nur, obwohl ich mich allzu gut an den Moment erinnerte, als der Schwarzhaarige mit seinem Schwert auf mich losgegangen war.
"Die da?" Ich schaute an mir herunter.
"Welche meinst du?" Langsam trat er an mich heran. In seinen goldenen Iriden vernahm ich ein verstecktes nostalgisches Glitzern. Vorsichtig streckte er seine Hand nach mir aus. Zärtlich fuhren seine Finger einer Narbe entlang.
"Diese..."
"Von dir"
"Die?"
"Auch" Wortlos deutete er auf die nächste.
"Die ist auch von dir", erwiderte ich leise. Behutsam fuhr seine Hand meinen Bauch entlang. An der Hüfte haltend, drehte er mich um.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt