Kapitel 62

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Schweigend liefen wir durch die Strassen. Hisoka sah sich interessiert die Gegend an, während ich geradewegs auf den Park zusteuerte. Als wir schliesslich durch das grosse Eingangstor traten, wurde Hisokas Grinsen grösser. Nun verstand er auch, warum der Stadtpark für seine Enten bekannt war. Denn diese überragten uns bei weitem. Mit einem Lächeln dachte ich daran zurück, als ich mit allen anderen hier war. Hitoshi war der einzige, der sich neben diesen riesigen Vögeln nicht winzig vorkam. Ich bemerkte, dass mein Begleiter stehen geblieben war. Der Rothaarige blickte die Tiere erstaunt an, die sich in kleiner Zahl im Teich oder am Ufer aufhielten. Damit er etwas Zeit hatte, sich umzusehen, nahm ich ihm die Tasche ab. An meinem Stammplatz angekommen breitete ich eine Picknickdecke aus. Ein leises 'Bing' verkündete das eintreffen einer Nachricht. Ich verspäte mich. 5 Minuten. Bis nachher, las ich Hogais Mitteilung. In schnellen Bewegungen tippte ich 'In Ordnung. Übrigens bin ich Hisoka über den Weg gelaufen. Er ist auch hier. Bis später'. Danach öffnete ich den Chat mit Jin. Die letzte Textblase beinhaltete den Ablauf des Trainings am Morgen, sowie das, welches vor dem Abendessen folgen würde. Mit zusammengekniffenen Augen, liess ich den Morgen nochmals Revue passieren. Gelb hatte locker geklappt und auch das zücken meiner Holzwaffe ging viel schneller von statten. Seufzend dachte ich an die weiteren gescheiterten Versuche, Rot zu beherrschen. Aber warum auch immer, hatte ich mein Nen nicht unter dieser Kontrolle. Hisoka liess sich neben mir auf die Decke plumsen.
"Enten also...", murmelte er. Dabei beobachteten seine Augen noch immer die riesigen Tiere. Ich stimmte leise zu. Natürlich hatte ich den perfekten Platz ausgesucht. Obwohl die Sonne schien, warfen die Bäume ringsherum immer Schatten auf die Stelle, an welcher wir uns ausgebreitet hatten. Mit einem erledigten Seufzend legte ich mich hin. Und das keine Sekunde zu früh. Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf. Ein Park. Die Standuhr, 13.45. Gelbes Sommerkleid. Eine Menschenansammlung. Aufregung.

Langsam öffnete ich meine Augen. Ich war am selben Ort wie zuvor. Hisoka stützte sich gemütlich auf seine Arme und hatte die Beine ausgestreckt. Unruhig streckte ich eine Hand nach dem Himmel aus. Ab und zu schimmerte die Sonne durch die grünen Blätter des Baumes über unseren Köpfen.
"Trägst du immer diese Handschuhe?" Goldene Augen strahlten mir ruhig entgegen.
"Ja", antwortete ich schlicht, ohne meinen Blick von meiner Hand zu nehmen.
"Warum?" Nachdenklich blinzelte ich. Eigentlich wollte ich nicht an den Grund erinnert werden. Aber davon würde ich mir den Tag nicht versauen lassen. Deswegen packte ich eine kleine Notlüge aus.
"Einfach mein Style..."
"Soso." Es beruhigte mich, dass er nicht nachfragte. Denn ich hatte absolut keine Lust ihm zu erklären, dass mich Jin in einem Training fast mit seiner Sense getötet hatte. Die einzige Erinnerung an diesen Tag, war die Narbe an meiner Hand. Es war das erste und letzte Mal, dass er mich verletzt hatte. Dennoch wollte ich nicht daran erinnert werden.
"Ich mag es hier. Ungestört die Leute zu beobachten, Enten füttern, picknicken, entspannen..." Mit diesen Worten schüttelte ich den Inhalt der Tasche. Fröhlich breitete ich die Leckereien zwischen uns aus.
"Was möchtest du?" Hisokas Finger schweifte eine Runde über die Früchte. Sein Grinsen wurde breiter und er zeigte schliesslich auf mich.
"Ist dieser Snack noch zu haben?" Amüsiert verdrehte ich die Augen. Der Kommentar liess mich ganz heiss werden, weswegen ich die Schirmmütze vom Kopf hob und meine Haare zu einem wilden Dutt zusammenband.
"Was habe ich auch erwartet!?"
"War das ein Ja?" Lachend schüttelte ich den Kopf.
"Vergiss es-"
"Meine Güte, war das ein schlechter Anmachspruch!" Hogai ging hinter mir in die Hocke und drückte mich kurz an seine Brust. Wie üblich trug er seine Sonnenbrille, doch von meinem Blickwinkel erkannte ich, dass seine Augen einen dunkleren Farbton angenommen hatten als sonst. Den Rothaarigen begrüsste er mit einem Handschlag.

"Dann bring einen besseren", kommentierte Hisoka selbstgefällig und schob beleidigt seine Unterlippe nach vorne. Mein blonder Freund grinste herausfordernd und zupfte sich am Hemd herum.
"Ist es so heiss hier, oder bist du das?" Ich schlug mir die Hand vor den Kopf, während er sich auf meiner anderen Seite niederliess.
"Der war noch schlechter als meiner!", lachte Hisoka schadenfroh. Mit einem unschuldigen Lächeln legte ich meine Arme um ihre Schultern und zog beide in zu mir hin, sodass sich mein Mund direkt neben ihren Ohren befand.
"Merk dir meinen Namen... Du wirst ihn die ganze Nacht schreien!", raunte ich verführerisch. Ihre Reaktionen hätten gegenteiliger nicht sein können. Wo Hogai sich lachend von mir wegdrückte und ein fassungsloses 'Herrgott Mädchen!' sein Mund verliess, erschien auf Hisokas Lippen ein dreckiges Grinsen.
"Wenn du mit mir schlafen willst, dann lächle kurz", gab er sein Comeback. Mühevoll versuchte ich mein Lachen zu unterdrücken und ernst zu bleiben. Aber Hogais schallendes Gelächter neben mir machte es unmöglich. Das als Bestätigung betrachtend, lehnte sich der Rothaarige über mich. Belustigt liess ich mich nach hinten fallen, hielt ihn mit meinen beiden Händen von mir. Dabei konnte ich unter dem Crop-Top seinen muskulösen Oberkörper erspüren. Noch immer mit diesem anziehenden Grinsen auf den Lippen, wandte er von mir ab und schnappte eine Erdbeere, die gleich in seinem Mund verschwand. Da die Möchtegern-Bedrohung weg war, richtete ich mich auf.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt