Kapitel 37

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Nachdem ich die beiden körperlich stärksten Spinnen ausser Gefecht gesetzt hatte, musste ich ab jetzt unbedingt besser auf ihre Nen-Fähigkeiten achten. Vorsichtiger schlich ich weiter. Wenn ich es bis in die Garage schaffte, dann kann ich mir ein Auto schnappen. Ich hatte zwar weder einen Führerschein, noch Ahnung, wie man einen Wagen tatsächlich fuhr, dennoch schien mir diese Idee am plausibelsten. Plötzlich zuckte die kleine Gestalt aus meinem Ring hervor. Gerade noch rechtzeitig, bevor es Kugeln aus der Dunkelheit hagelte. Zusammenzuckend ging ich hinter dem Jungen in die Hocke. Gegen Geschosse kam meine Geschwindigkeit immernoch nicht an. Und Ghost Mode lange aufrecht zu erhalten zehrte an meinen Kräften. Mit Jin könnte das Ewig so weitergehen, denn diesem machten die Aurakugeln nichts aus. Aber der Lärm der dabei entstand zog bestimmt die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. Ich musste unbedingt vermeiden, dass sie mich geschlossen angriffen!
"Jin, zieh ihn in die gespiegelte Realität!", befahl ich leise.
"Sofort Meister", erwiderte der Grauhaarige. Mit einem grossen Satz sprang er auf Franklin zu. Dadurch, dass seine Geschosse näher bei ihm verschwanden, nutzte er diese Methode, um Jins Aufenthaltsort zu bestimmen. So blieb er auf Distanz zu dem Jungen, während er weiterhin versuchte, mich mit seinen Angriffen zu treffen. Der Kleine gab mir ein Zeichen, sobald er sich hinter dem Narbengesicht positioniert hatte, musste dieser sich entscheiden. Ging er das Risiko ein, Jin aus den Augen zu verlieren, oder behielt er ihn im Blick. Franklin drehte mir einen kurzen Moment den Rücken zu. Diesen nutzte ich. Ghost Mode aufgelöst, wechselte ich zu Zetsu und rannte lautlos aus dem Raum auf den Vorhof.
"Wir sollten schleunigst hier weg!", meldete sich der Junge an meiner Seite zu Wort. Ausser Atem schlüpfte ich durch die Türe in die dunkle Garage.

Es zwickte in meinem Nacken. Sogleich wurde meinem gesamten Körper die Kontrolle entzogen. Jemand drückte hinter mir den Lichtschalter und Shalnark trat in mein Sichtfeld.
"Ich dachte mir, dass du einen Weg suchst, schnell von hier zu verschwinden." Das Lächeln, das sonst immer seine Lippen zierte war nicht vorhanden. Stattdessen zog sich seine Stirn angestrengt in Falten.
"Wenn es sich vermeiden liesse dich zu töten, würde ich es tun. Aber das Lebensrecht geht tatsächlich nur über den Tod des vorherigen Besitzers auf einen neuen über." Seine grünen Augen betrachteten mich mitleidig. Ebenfalls ein Ausdruck, der bei den Spinnen nur allzu selten bemerkbar war. Ich versuchte gegen sein Nen anzukämpfen, aber es war unmöglich. Mir fiel auch nichts ein, wie ich mich sonst wehren könnte. Keine Zelle meines Körpers gehorchte so wie ich das wollte. Manipulation war eben ein echt starker Typ. Meine Gedanken wanderten an die vielen Male zurück, in welchen ich mich mit dem Blonden unterhalten hatte. Egal was mir auf dem Herzen lag, mit Shalnark konnte ich immer darüber sprechen. Dabei spielte es auch keine Rolle worum es ging, er stand mir mit Rat und Tat zur Seite. In Bild schoss in meine Kopf. Wir beide, wie wir ausgelassen tanzten, nachdem ich ihm meine Zwickmühle mit Ian und Hisoka erklärt hatte. Mir fiel das Atmen schwerer. Konnte sich eigentlich Jin aus dem Ring befreien oder ging es ihm gleich wie mir? Shalnark tippte auf seiner Fernsteuerung herum. Mein Körper setzte sich in Bewegung. Es war ein seltsames, ohnmächtiges Gefühl. Ohne etwas dagegen tun zu können, näherte ich mich dem Blonden an. Aus teilnahmslosen Augen starrte ich ihm entgegen. Dass mein Bewusstsein noch einigermassen in Ordnung war, hatte ich Shalnark zu verdanken. Immerhin konnte er entscheiden, ob er Körper, Geist oder beides übernahm. Ein Seufzen stahl sich von seinen Lippen, während er seine Hand nach meiner ausstreckte. Wenn ich könnte, würde ich jetzt zurückweichen. Aber mir blieb nichts anderes übrig, als es zuzulassen. An der Textur erkannte ich Plastik und Metall.
"Du hast mir mal erzählt, dass du nicht Autofahren kannst. Also werde ich dich steuern. In einer Stunde wird es sich automatisch ausschalten. Entsorge die Antenne dann einfach in einem Mülleimer. Bitte flieh und versteck dich gut! Hier konntest du uns überrumpeln, weil wir dich das erste Mal mit deinen Fähigkeiten kämpfen gesehen haben. Einmal wird es Chrollo uns durchgehen lassen. Aber bestimmt kein zweites Mal. Das nächste Mal werden wir mit allem angreifen, was wir haben...", redete er leise. Ich konnte nicht glauben, was ich gerade hörte. Wieder bewegte sich mein Körper ohne, dass ich die Kontrolle über ihn hatte. Vielleicht war es auch einfach der einfachste Weg mich loszuwerden. Immerhin sterben viele Leute bei Verkehrsunfällen. Automatisiert setzte ich mich in eines der Fahrzeuge und steckte den Schlüssel ins Schloss.
"Übrigens soll ich dir von Phinks ausrichten, dass es ihm unglaublich Leid tut"
"Ihr seid trotzdem meine besten Freunde", hörte ich mich selbst sagen und versuchte ein Lächeln nach aussen scheinen zu lassen. Doch mein Körper gehorchte mir ansonsten nicht. Shalnarks Miene heiterte sich auf.
"Bleib am Leben", grinste er und warf die Türe zu. Lächelnd betätigte einen Knopf und das Programm seines Nens übernahm meine Aktionen. Mit einem Affentempo schoss ich aus der Garage auf die Strasse und entfernte mich somit immer weiter von dem Versteck.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt