Kapitel 44

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Geweckt wurde ich von Hisokas lauter Stimme. Wütend schrie er in der Wohnung herum, wurde still, und regte sich dann noch mehr auf. Ich blieb unbewegt im Bett liegen. Wenn er das geklärt hat, was auch immer es war, dann würde er bestimmt zu mir zurückkommen. Die Türe zum Schlafzimmer wurde aufgerissen und ein gereizter Magier stampfte in den Raum. Mit einer Hand drückte er sich sein Telefon ans Ohr, die andere fuchtelte wild mit einer Karte herum.
"Warum sollte sie das überhaupt!? Sie war ein Spielzeug! Ein Mittel zum Zweck, ein Zeitvertreib!" Die goldenen Augen fingen mich ein. Die wedelnde Geste, die gleich darauf folgte, verhiess nichts gutes. Das hätte ich aber genauso aus seiner Stirn lesen können, die in angestrengte Falten gezogen war. Ich wollte ihn danach fragen, aber er hob seinen Zeigefinger an die Lippen.
"Chrollo, das ist kein Grund um gleich mit der ganzen Mannschaft bei mir auf der Matte zu stehen!?" Überrascht riss ich die Augen auf, folgte ohne zu zögern seiner Aufforderung. Wenn es stimmte, was er gerade gesagt hatte, dann würde gleich die versammelten Spinnen hier antanzen. Wieder schwieg Hisoka, während der Boss der Phantom Troupe, der offensichtlich am anderen Ende war, das Wort ergriff.
"Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass ich keine Lust mehr habe, gegen sie zu kämpfen. Seit ich ihr das gesagt habe, hatten wir keinen Kontakt mehr-" Ich schlüpfte in meine Kleidung von gestern.
"..."
"Natürlich vergeht mein Interesse nicht einfach so. Aber ich habe erkannt, dass sie doch nicht so stark ist, wie ich angenommen hatte." Mittlerweile hatte ich mich ganz angezogen und trat auf den Rothaarigen zu. Nun konnte ich sogar die leise Stimme von Chrollo hören, die durch den Hörer drang.
"Wenn dem so wäre, hättest du sie einfach getötet. Nein, Hisoka... Hier geht es um mehr. Es ist so offensichtlich, dass du sie deckst-" Ich wollte weiter zuhören, aber der Magier drückte mich von sich weg und wies auf die Tür. Seinem eindringlichen Blick hatte ich nichts entgegenzusetzen, also hauchte ich ihm einen geräuschlosen Kuss zu und lief in die Richtung, die er mir angegeben hatte. Noch bevor ich das Appartement verlassen konnte, zischte etwas an meinem Kopf vorbei. Eine Kreditkarte steckte neben mir in der Wand. Ich zog sie heraus. Auf dem Zettel, der darauf klebte stand der PIN Code. Ich sah zurück. Hisokas Gesichtsausdruck war noch immer verärgert. Doch als er meinen Blick erwiderte, grinste er so belustigt wie eh und je. Gleich darauf fiel er in seine Maske zurück und fauchte meine Unfähigkeiten ins Telefon. Ohne einen Laut von mir zu geben, verliess ich das Haus.

Meine Priorität war erstmal, Abstand zwischen mir und die Troupe zu bringen. Also fuhr ich mit dem Bus quer durch die Stadt, bis ich den Rand von Zaban City erreicht hatte. Dort verbrachte ich den Rest des Tages auf einer der Spielwiesen. Familien mit kleinen Kindern tummelten sich hier, sodass ich vom Alter her nicht auffiel. Dazu war das Gelände extra flach und übersichtlich, sodass die Eltern ihre Kleinen immer im Blick hatten. Ich mischte mich problemlos unter die Leute. Am Abend buchte ich mir eine Nacht in einem billigen Hotel, dass selbst für das schmutzige winzige Zimmer, das ich bezog, einen horrenden Preis verlangte. Auch wenn ich dank Hisoka nicht mehr direkt auf die Spinnen gestossen war, stellte sich diese Jagd als unglaublichen Nervenkitzel heraus. So nahm ich auch an, dass sie genau darauf bauten. Mich so aus der Ruhe zu bringen, dass ich Fehler beging, sie nur zu warten brauchten und im richtigen Moment zuschlagen mussten. Das Klingeln meines Handys riss mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf. 'Hisoka' beschrieben die Buchstaben auf dem Display. Ich hob ohne nachzudenken ab.
"Wenn du dich tatsächlich mit meiner Kreditkarte in einem Hotel eingemietet hast, dann war das der dümmste Einfall aller Zeiten. Ich gebe dir noch maximal zwei Minuten!" Damit legte er auf. Mein Gehirn brauchte erst etwas, um die Nachricht zu verarbeiten. Aber sobald mir klar wurde, worum es ging, spürte ich die vier Auren in meine Richtung hetzen. Ohne zu zögern setzte ich Hidden Ghost Mode ein. So fuhr ich durch den Boden, rannte durch Wände. Einen kurzen Blick erhaschte ich auf Pakunoda, die sich auf dem Gebäude gegenüber positioniert hatte und mit gezogenen Waffen auf den Balkon meines Zimmers zielte. Sie hinter mir gelassen, rannte ich einfach weiter, bis mir die Puste ausging. Verdammt! Hisoka hat Recht. Wie dumm bin ich eigentlich!? Laut schnaufend versuchte ich zu Atem zu kommen. An einem der Bankomate hatte ich eine kleine Pause eingelegt, das Maximum an Geld abgehoben, dass ich konnte. Danach schob ich sie wieder in den Automat, gab drei Mal den falschen PIN ein. Dadurch beschlagnahmte der Geldautomat die kleine Plastikkarte. So würde sie Hisoka zurückbekommen, ohne dass es andere Probleme gäbe. Da ich bisher nur in dreckigen Herbergen abgestiegen war, schien es mir das beste, meine Strategie zu ändern. Deshalb machte ich mich auf den Weg zu einem der renomiertesten und teuersten Hotels der Stadt. Aber zuvor hatte ich noch etwas zu tun.

Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt