⭐️Kapitel 16💧

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Unuffällig auffällig spazierte ich mit meinem Clownkostüm durch die Strassen von Zaban City. Ich war auf dem direkten Weg zum Stadtfest. Es war sehr wahrscheinlich, dass Akane dort auftauchen würde. Wenn alles nach Plan ginge, würde ich sie treffen und mich mit ihr unterhalten. Die Zeit in der wir getrennt waren, hatte ich viel nachgedacht. Über mich. Über uns. Über sie. Und über das, was sie mir bedeutet. Es war offensichtlich, dass ich sie mochte. Aber bis zu welchem Grad das ging, liess ich noch offen. Meine Augen suchten die Menschenansammlung nach der bezaubernden Schönheit ab. Ich näherte mich langsam der Bühne, auch welcher eine einheimische Band performte. Zuerst stach mir aber der kleine Junge ins Auge, der wie ein Wissenschafter gekleidet war. Seine minimale Aura war so einzigartig, dass ich Kichiro überall erkannt hätte. Daneben stand eine Piratenbraut. Ihre dunklen Locken gaben ihr einen ganz passenden Look. Auch durch das rote Stirnband, welches elegant über ihre Schulter hing, könnte man sie als echte Piratin ansehen. Unweit der Beiden drängte sich auch Akane durch die Menge. In ihren Händen hielt sie drei Getränke, die sie gleich darauf an ihre Begleiter verteilte. Ich hielt mich zurück. Mein Ziel war es, mit ihr alleine sprechen zu können. Deswegen entschied ich mich dazu, erstmal auf Abstand zu gehen. Erstaunlicherweise war ich nicht der einzige, der die drei beobachtete. Denn eine genau gleich grosse Gruppe: Bär, Superheld und Hexe, analysierten ihre Bewegungen ebenfalls. Ich verfolgte die drei, bedacht nicht entdeckt zu werden. Vor dem aufgebauten Zirkus machte ich Halt. Er erinnerte mich stark an meine Vergangenheit. Aber ich hatte keine Lust, mir die mittelmässigen Shows anzusehen, weswegen ich draussen wartete.

Als Akane sich in der Pause ganz hinten an die Schlange stellte, nutzte ich meine Chance. Mit einer gezielten Handbewegung befestigte ich einen Strang Bungee Gum an ihrer Schulter. Ganz langsam liess ich es zusammenziehen. Die Schönheit folgte dem unerwarteten Zug, bis sie schliesslich vor mir stand. Mir wurde erst da wieder bewusst, dass ich mich noch mit Zetsu versteckte. Also liess ich meine Deckung fallen. Erschrocken trat die mittelalterlich gekleidete Dame zurück, ich ihr aber gleich hinterher.
"Ich habe dich vermisst", meldete ich mich sanft zu Wort. Aber mit ihrer Reaktion hätte ich nicht gerechnet, denn sie drehte sich wortlos um und ging zurück, wo sie herkam. Verdutzt folgte ich ihr.
"Akane warte..." Ich wollte mit meiner Hand nach ihrer greifen, jedoch hatte ich meine Rechnung ohne die Schönheit gemacht, die sich dagegen sträubte. Also fixierte ich ihre Füsse mit Bungee Gum am Boden. Mit einem grossen Schritt trat ich vor sie. Den Mund zu einer verbitterten Schnute verzogen, musterte sie mich. Wie lange hatte ich mir ausgemalt mit ihr zu sprechen. Aber jetzt, da ich vor ihr stand, kam kein Wort über meine Lippen. Wie soll ich das denn auch sagen? Akane, ich mag dich doch mehr, als ich mir zugetraut hätte, also lass mich wieder ein Teil deines Lebens sein? So definitiv nicht. Ihr Kopf wandte sich dem Boden zu. Dass sie es umging, mein Gesicht anzuschauen war verständlich. Gedankenverloren kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Da ich noch immer nicht wusste, was ich sagen sollte, schnappte ich ihre Wangen und drückte meine Lippen auf ihre. Sie versuchte, gegen mich anzukommen, doch ich hatte sie fest im Griff. Akane erwiderte nicht. Also schlang ich meine Arme noch fester um sie und wollte ihr damit zeigen, wie ernst es mir gerade war.

Als ich mich von ihr löste, sah sie mir zum ersten Mal in die Augen. Ihr Ausdruck veränderte sich sofort. Denn der Atem der verkleideten Frau verschnellerte sich rasant. Die Pupillen geweitet starrte sie mir entgegen. Der schlanke Körper steckte in einem eleganten mittelalterlichen Kleid, dass viel zu viel von ihrem liebreizenden Dekoltée preisgab. Dabei umspielte der Schmuck ästhetisch ihren Hals. Mit den hohen Schuhen war unser Grössenunterschied extrem geschrumpft. Aber am meisten taten es mir ihre Lippen an. Leicht gerötet stand ihr Mund offen. Ihr Anblick war so schön, dass es mir den Atem raubte. Egal welcher Teil von mir ihr widerstehen wollte, wenn sie mich so anschaute, war es unmöglich. So fanden meine Lippen ihren Weg zurück auf die der Schönheit. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als sie erwiderte. Sofort zog ich sie noch näher an mich, wenn das überhaupt noch ging. Ihr Geruch, den Körper nah an meinen gedrückt, der weiche Mund auf meinem, alles verdrehte mir den Kopf. Mit der Zunge fuhr ich ihre Lippen entlang. Sie verweigerte mir den Einlass. Also entfernte ich mich von ihr. Nur ganz wenig. Jedoch genug, dass wir uns wieder in die Augen sehen konnten. Das Knistern in der Luft war so laut, dass es jeder hören musste. Sofort legte Akane ihre Hände um mein Gesicht. Ihre Lippen prallten gegen meine. Boom! Da war es wieder. Dieses Kribbeln. Der Funkenregen. Das Feuerwerk. Die Gefühle, die sie in mir auslöste, die ich so lange verdrängen wollte. Und trotzdem war ich süchtig danach.

Die Schönheit klammerte sich immer stärker an mich. Wieder und wieder küssten wir uns. Wie Liebende, die sich nach langem wieder sahen. Aber waren wir das in einer Weise nicht auch?
"Wie sehr ich dich vermisst habe...", hauchte ich und betrachtete meinen Effekt auf sie. Akane schien bei meinen Worten dahinzuschmelzen. Vorsichtig platzierte ich mein Mund erneut auf ihrem.
"Ich muss unbedingt mit dir reden!" Meine Nervosität kehrte zurück und obwohl ich mich noch nie so gefühlt hatte, genoss ich es. Ich schenkte ihr ein Lächeln.
"Das ist gerade sehr ungünstig-", begann sie zu sprechen.
"Misaki!?" Die Schönheit drückte mich von sich weg. Ich fing mich mit einem kurzen Schritt nach hinten auf. Die Piratin stand vor uns. Bei genauerer Betrachtung kam sie mir bekannt vor. Das war Akanes Chefin, wenn ich mich richtig erinnerte.
"Fuyume, ich wollte gerade..."
"Spar dir das! Ich wollte nach dir sehen, weil du so lange gebraucht hast und es Kichiro nicht gut geht! Aber das hätte ich nie von dir erwartet!?"
"Nein nein du verstehst das falsch-",
"Ich glaube ich verstehe gerade richtig. Solange Ian nicht da ist, vergnügst du dich mit anderen. Aber mich geht das ja nichts an! Du weisst, dass ich dich immer unterstützt habe, aber auch ich habe meine Prinzipien.Ich kündige dir, fristlos! Wenn du noch Sachen im Café hast, schicke ich sie dir zu. Du hast Hausverbot! Lass dich niemals wieder bei mir blicken!" Die Piratin kehrte auf dem Absatz um.
"Fuyume!" Akanes Körpersprache hatte sich um 180 Grad gedreht. Sie wirkte beinahe ängstlich. "Sprich mich nicht mehr an, schreib mir nicht mehr! Ich bin fertig mit dir!", rief sie im Gehen. Die Schönheit sah ihr aufgelöst hinterher, aber dann wandte sie sich mir zu. Ihrem Blick entnahm ich, dass sie gerade eine Mordswut hatte. Obwohl mich das gewissermassen anmachte, schob ich diese Gedanken zur Seite. 
"Was willst du eigentlich?", fauchte sie mich an.
"Ich wollte dich treffen..." Meine Ehrlichkeit wurde nicht wertgeschätzt. Der Situation nach zu urteilen nahm ich es ihr aber auch nicht Übel. Es war wirklich ein ungünstiger Zeitpunkt.
"Ich dich aber nicht!"
"Akane lass uns red-", begann ich meinen Satz, wurde jedoch unterbrochen.
"Nein! Verschwinde Hisoka!" Die wunderschönen Augen die mich zuvor noch unersättlich aufgefressen hatten, funkelten mir wütend entgegen.
"Falls du es nicht mitbekommen hast: Ich habe gerade deinetwegen meinen Job verloren. Und sie hat Kichiro alleine gelassen!" Akane drehte sich um und rannte fast schon auf das Zelt zu.
"Akane", rief ich ihr hinterher. Kraftvoll stampfte sie die Beine in den Boden, während ihr Kopf aggressiv herumfuhr. 
"Was an: Ich will dich nicht mehr sehen, verstehst du eigentlich nicht?", zischte sie verärgert.
"Seit Jahren geht das so! Lass mich doch endlich in Ruhe!" Mit diesen Worten begab sie sich in den Vorraum hinein. Unsicher blieb ich stehen. War das so ein Moment, in dem die Frauen wollten, dass man ihnen nachging? Oder nicht? Ihren Worten zu urteilen eher das letztere. Schulterzuckend wandte ich mich ab. Rechts spürte ich drei Auren, die sich mehr als seltsam verhielten. Als sie in meinem Sichtfeld auftauchten erkannte ich den Bär, den Superheld und die Hexe von vorhin. Der Grösste von ihnen trug einen riesigen Sack mit sich. Doch etwas an der Situation fühlte sich falsch an. Da Akane mich offensichtlich nicht sehen wollte, entschied ich mich dazu ihnen zu folgen. Ich würde auf einen anderen Zeitpunkt warten müssen, um die Sache mit ihr zu klären.


Always him... // Hisoka ff HxHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt