Kapitel 34

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So-mi schluckte trocken. Sie und Namjoon wechselten Blicke und während sie wieder einmal rote Wangen bekam - sie konnte über ihr ständiges Rotwerden nur noch genervt die Augen über sich selbst verdrehen -, konnte sie aus Namjoons relativ emotionslosem Gesicht keine Meinung ablesen, was er von der Pflicht von Jimin hielt.
Normalerweise hätte So-mi abgestritten, dass Jimin diese Aussage ernst gemeint hätte, aber nachdem er so betrunken war, dass er mit seinem Gesicht sogar fast in ihrem Schritt gelegen hatte, nahm sie die Sache relativ ernst. >Aber ich kann doch nicht einfach Namjoon küssen!<, dachte sie aufgebracht und spürte, wie sich bei dem Gedanken ihr Puls beschleunigte.
Ihr Blick glitt über Namjoons Gesicht, während dieser gerade zu Taehyung und Jungkook hinübersah und mit ihnen stumme Blicke austauschte. Das erste Mal in ihrem Leben musste So-mi zugeben, dass sie nicht abgeneigt wäre, wenn ein Mann sie küssen wollen würde.
Der Ältere war von Anfang an super nett und zuvorkommend ihr gegenüber gewesen. Eine Sache, die So-mi davor nicht besonders oft erlebt hatte. Allerdings war es nicht nur Namjoons nette Art, sondern auch sein Aussehen, das sie anzog.
Mit seinen fast zwei Köpfen Größenunterschied, einem breiten Rücken und einem äußerst durchtrainierten Körper löste er Dinge in So-mi aus, die noch nie ein Mann in ihr ausgelöst hatte. Einen beschleunigten Puls, rote Wangen und… unanständige Gedanken. Sachen, mit denen So-mi bisher noch nie zu kämpfen gehabt hatte und damit entsprechend überfordert war.
Dennoch konnte sie Jimins Pflicht nicht zustimmen. Taehyung saß mit auf dem Sofa und da die Sache zwischen Jungkook und ihr noch nicht besonders lange her war, wollte sie nicht vor Taehyung ein anderes Mitglied der Gruppe auf unanständige Art und Weise berühren. Sie wollte ihm gegenüber nicht wie das größte Flittchen dastehen, das sich an jeden Mann heranschmiss, den sie traf.
Als sich ihre und Taehyungs Blicke trafen, sagte dessen herausfordernder Blick genau das aus. >Los, mach doch. Schmeiß dich an den nächsten Mann ran.<, übersetzte So-mi innerlich Taehyungs Blicke. Ein Schauer überkam sie. Nein. Nein, sie konnte Namjoon nicht vor all den anderen küssen.

… auch, wenn sie es sich in ihrem tiefsten Inneren vielleicht tatsächlich wünschte.

„Jimin, das geht zu weit.“ Namjoons Absage ließ die Aufmerksamkeit aller Anwesenden zu ihm wandern. „Du bist betrunken und in diesem Zustand kann dein Hirn immer nur an das Eine denken.“ So-mi knetete ihr Hände.
Auch wenn sie größtenteils froh darüber war, dass Namjoon die Sache gerade abwies, war ein kleiner Teil in ihr enttäuscht darüber. Eine Tatsache, die sie ziemlich aus der Bahn warf. Sie konnte noch nicht damit umgehen, dass sie scheinbar das erse Mal in ihrem Leben auf jemanden stand.
„Schau dir So-mi doch mal an. Sie ist nicht so notgeil wie wir. Sie ist jung, unschuldig und nicht der Typ dazu, um einfach irgendwelche solchen Sachen zu machen.“, nahm Namjoon sie in Schutz und während So-mi überrascht darüber war, wie er sie sah, konnte sie von Taehyung ein verächtliches Schnauben hören.
Sie wollte schon den Mund aufmachen, um sich zu rechtfertigen, als Jimin sie mit seiner Beschwerde an Namjoon unterbrach. „Aber doch genau deshalb. Unsere kleine Assistentin. Ich weiß, dass ich nicht der einzige bin, der sie will.“
Dieser Satz ließ So-mis Kinnlade nach unten fallen. Bitte was? Sie hatte sich doch wohl gerade verhört oder? Als ob irgendeiner von den Männern an ihr Gefallen finden würde. Noch nie hatte jemand an So-mi Gefallen gefunden und das war jetzt mit Sicherheit nicht anders. An ihre damalige erste und einzige sexuelle Erfahrung wollte sie dabei nicht denken.
Jimin war definitiv betrunken und fantasierte sich irgendwelche Geschichten zusammen. So-mi bemerkte, dass Jungkook sie ansah und auch Taehyung schaute sie mit einem undefinierbaren Ausdruck an. Erneut machte sich Beklemmung in ihr breit, wie schon zuvor, als die Sache mit dem Schlag auf ihren Hintern passiert war.
In So-mi schrillten wieder alle Alarmglocken, weil sie die ganze Aufmerksamkeit nicht aushielt und ihr Fluchtinstinkt deshalb einsetzte. „I-Ich würde dann langsam wirklich gern ins Bett gehen. Ihr solltet auch schlafen gehen. Es ist mittlerweile ziemlich spät und ihr habt morgen fast alle Termine.“, redete So-mi sich um Kopf und Kragen und erhob sich ungelenk von ihrer Position auf der Couch.
„Wenn Namjoon seine Pflicht nicht erfüllt, dann musst du dafür Wahrheit nehmen, So-mi. Mich würde es brennend interessieren, ob du noch Jungfrau bist.“, redete Jimin einfach unbeirrt weiter und wollte sie am Ärmel zurückziehen, aber Namjoon kam ihm zuvor und packte Jimins Arm.
„Nichts da. Die Spielerunde ist jetzt vorbei. Wir gehen jetzt ins Bett.“ Mit diesen Worten zog Namjoon Jimin mit sich hoch und brachte den protestierenden Betrunkenen in sein Zimmer. So-mi seufzte laut auf und atmete tief durch, während sie ihr Gesicht in ihren Händen versteckte. Um ein Haar hätte Jimin sie erneut in eine äußerst unangenehme Situation gebracht, denn bezüglich dieses Themas hatte sie sich geschworen, dass sie nie jemandem davon erzählen würde.
„Sorry, dass Jimin dich so sehr belästigt hat. Er ist immer so schlimm, wenn er betrunken ist und wenn er sich ein Ziel in den Kopf gesetzt hat, gibt er nie auf.“, entschuldigte sich Jungkook auf einmal bei So-mi und sie schreckte auf, weil sie für einen Moment vergessen hatte, dass Jungkook und Taehyung noch anwesend waren. Sofort bereute sie ihr Seufzen. >Wie unprofessionell.<, dachte sie genervt von sich selbst.
„Schon okay. Er hat ja nichts schlimmes gemacht.“, lächelte So-mi bitter und sah dabei zu, wie sich auch die letzten beiden vom Sofa erhoben. „Das ist Schwachsinn. Er hat dich belästigt, So-mi. Du musst echt damit anfangen auch mal Nein zu sagen und deine Meinung zu vertreten.“, sprach Taehyung belehrend mit ihr und So-mi verstand den Seitenhieb auf Jungkooks Blowjob durchaus. Immerhin hatte auch er sie dazu überredet.
Deshalb nickte sie einfach nur und erwiderte zerknirscht: „Tut mir leid, Taehyung.“ Die ganze Situation hatte sie in immer schlechtere Laune versetzt und jetzt war So-mi deprimiert. >Schlussendlich kann ich einfach nie irgendetwas richtig machen. Ich bin ein einziges Problem.<, dachte sie und schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter.
„So hab ich das jetzt eigentlich gar nicht…“. So-mi hörte Taehyungs Widerspruch zwar noch, aber sie war schon auf dem Weg in ihr Zimmer gewesen und stoppte nun auch nicht mehr. Sie wusste zwar, dass das äußerst unhöflich war, aber sie tat einfach so, als hätte sie ihn nicht mehr gehört und ging unbeirrt weiter. Für heute hatte sie einfach keine Kraft mehr, um sich Taehyungs Vorwürfen zu stellen.

>Das ist nun mal mein Charakter. Ich bin generell kein Mensch, der offen und laut seine Meinung vertritt. Ich kann mit starken Persönlichkeiten nicht umgehen und lasse mich leicht einschüchtern… ich kann es doch auch nicht ändern, wie ich bin.<
So-mis Gedanken machten sie traurig und wieder einmal ging ein Tag zu Ende, an dem sie sich traurig in ihr Bett legte und sich nur mit Mühe heute einmal nicht in den Schlaf weinte.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt