Kapitel 92

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Bitte Kapitel 0 beachten :)
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Nachdem Namjoon das Haus verlassen hatte, war So-mi nun also endgültig allein. Sie freute sich für die Jungs, dass sie an Weihnachten zu ihren Familien nach Hause durften, denn seit sie bei ihnen war, hatten sie sie wegen der Arbeit nicht ein einziges Mal besuchen können.

Mit einem guten Buch bewaffnet machte So-mi es sich nach Namjoons Verabschiedung wieder auf dem Sofa bequem.
Yoongi hatte die Wohnung scheinbar schon verlassen, als sie noch geschlafen hatte, denn sie hatte nichts von seiner Abreise mitbekommen.
Es schmerzte sie immer noch sehr, dass das Verhältnis zwischen ihnen so abrupt so schlecht geworden war. Vor allem weil Yoongi seit ihrem Streit wegen der Kündigung nun eher wütend wirkte. Vorher hatte er sie einfach ignoriert, weil er ihr Geständnis nicht akzeptiert hatte, aber jetzt schien er ihr eher böse zu sein.
>Keinen Kopf machen deswegen. Lange bist du e nicht mehr hier und dann kannst du damit abschließen.<, redete So-mi sich selbst gut zu und sah aus dem bodentiefen Wohnzimmerfenster.

„Oh! Es schneit ja!“, rief sie begeistert aus und sprang auf um ans Fenster zu laufen. Tatsächlich rieselten dicke Flocken vom Himmel und freudig starrte So-mi nach draußen. „Wie schön, jetzt gibt es doch noch weiße Weihnachten.“

Mit einem glücklichen Seufzen legte So-mi ihr Buch beiseite und legte sich nun doch stattdessen mit einer kuscheligen Decke so auf das Sofa, dass sie die Schneeflocken vorm Fenster beobachten konnte.
Ein Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit durchströmte sie. So-mi hatte den Schnee schon immer gemocht. Schnee bedeutete für sie glückliche Menschen und dass es draußen zwar kalt, aber so besinnlich still war. Alles wirkte dann wie mit einer weißen Schicht Puderzucker überzogen.
Also lag So-mi einfach nur eingekuschelt in ihre Decke auf dem Sofa und sah aus dem Fenster. Sie wusste gar nicht, wie lange sie das eigentlich tat, aber das war auch nicht wichtig. Immerhin hatte So-mi ja sozusagen Urlaub, weshalb sie ausnahmsweise mal nicht auf die Uhr schauen musste.

„Alles gut bei dir?“. Diese plötzliche Frage in der Stille der Wohnung brachte So-mi dazu, dass sie erschrocken aufsprang. Yoongi stand an der anderen Seite der Couch.
„Mensch! Erschreck mich doch nicht so… Was machst du überhaupt noch hier? Ich dachte du wärst schon längst auf dem Weg nach Hause?“. So-mi spürte ihr Herz von dem Schock wie wild in ihrer Brust klopfen.
„Du siehst doch, dass es wohl nicht so ist.“, erwiderte Yoongi daraufhin und So-mi schnalzte genervt mit der Zunge. Heute war Weihnachten und sie war heute definitiv nicht auf einen Streit mit Yoongi aus, weshalb sie sich ohne eine Antwort einfach von ihm wegdrehte und sich wieder zurück auf das Sofa setzte.
>Ich versteh‘ einfach nicht, was Yoongi jetzt auf einmal für ein Problem mit mir hat, dass er mich so anschnauzen muss?<, dachte sie genervt und sah auf, als sie ihn seufzen hörte.

„Sorry. Klang härter als ich es formulieren wollte… Geht es dir gut?“, wollte Yoongi noch einmal wissen. So-mi konnte nichts dagegen unternehmen, dass ihr dämliches Herz bei seiner Fürsorge sofort wieder schneller zu schlagen begann.
„Natürlich. Wieso nicht?“, erwiderte sie kurzangebunden.
„Naja, du bist über Weihnachten alleine und starrst mit traurigen Augen aus dem Fenster.“ Mit traurigen Augen? Wirklich? Hatte So-mi traurige Gedanken gehabt, während sie den Schneeflocken zugesehen hatte? Nein, eigentlich nicht… oder? Ach, sie konnte es nicht sagen. Yoongi brachte sie ganz durcheinander.

„Ich war an Weihnachten schon immer alleine. Also kein Grund um traurig zu sein.“ Auf diese Aussage hin nickte Yoongi und eine unangenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus.
>Sollte er nicht langsam mal losfahren? Worauf wartete er denn noch?<, fragte So-mi sich und fühlte sich in seiner Anwesenheit langsam unwohl. Die Distanz zwischen ihnen hatte so schnell so viel zerstört…

„Möchtest du mitkommen?“, fragte Yoongi nuschelnd, sodass So-mi ihn leider nicht richtig verstehen konnte und nachfragen musste. „Ich habe dich gefragt, ob du mit mir kommen möchtest?“.
Perplex sah So-mi Yoongi an. „Zu deiner Familie?“, kam es dümmlich von ihr. „Ja. Wohin denn sonst, du Dussel?“, erwiderte ihr Gegenüber. In So-mis Kopf kämpften die Verwirrung gegen die Überraschung um die Oberhand.
Warum sollte Yoongi ihr anbieten, dass sie mit ihm zu seiner Familie nach Hause fahren sollte? „Wieso solltest du mich mit zu deiner Familie nehmen wollen?“. Yoongi zuckte mit den Schultern. „Mitleid?“, war seine einzige Antwort daraufhin.
>Toll. Darauf kann ich getrost verzichten. Mein nun nicht mehr bester Freund und der Mann, für den ich unerwiderte Gefühle habe will mich aus Mitleid mit zu seiner Familie nach Hause nehmen. Nein danke. So weit bin ich nun wirklich noch nicht gesunken.<

„Danke, aber nein danke. Ich werde mich dir mit Sicherheit nicht aufdrängen und schon gar nicht, wenn du nur Mitleid mit mir hast.“ Yoongi rieb sich mit einem angestrengten Seufzen über die Stirn. Er wirkte mittlerweile ziemlich genervt, aber da konnte So-mi ihm auch nicht wirklich weiterhelfen. Er musste doch einfach nur nach Hause fahren.
„Wenn ich dich nicht bei mir haben wollen würde, würde ich dich nicht fragen. Also kein Mitleid.“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
„Danke. Aber trotzdem. Als was würdest du mich deinen Eltern bitte vorstellen? Die gekündigte Arbeitskollegin, die nervigerweise verliebt in dich ist?“. In der Hitze des Gefechts sagte So-mi diese Worte so einfach, aber als sie bemerkte, dass sie diese Worte das erste Mal seit ihrem Geständnis laut ausgesprochen hatte und das auch noch in einem direkten Gespräch mit Yoongi, bekam sie hochrote Wangen.
„So-mi.“, knurrte Yoongi, während er die Zornesfalte auf seiner Stirn massierte.
„Was?“, kam es nur eingeschnappt von ihr zurück. Sie war ohnehin bald weg, also konnte sie es sich am Ende leicht mit Yoongi verscherzen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.

„Pack deine Sachen.“, befahl er ihr kurz angebunden. Als sie sich daraufhin nicht bewegte und einfach auf der Couch sitzen blieb, ging Yoongi zu ihr hinüber und zog sie an ihrem Handgelenk auf die Füße.
„Pack deine Sachen zusammen oder ich schwöre dir, dass du die nächsten Tage die Kleidung meiner Mutter tragen wirst.“ Die Drohung saß und als Yoongi sie daraufhin in Richtung Flur schubste, ging So-mi ohne weitere Widerworte in ihr Zimmer, um ihren Koffer zu packen.

Da So-mi allerdings nicht wusste, für wie lange und für welche Anlässe genau sie packen sollte, warf sie einfach alles in ihren Koffer, was sie gerade so finden konnte und stand knappe fünf Minuten später wieder vor Yoongi. „Und jetzt ab. Wir sind zu spät dran.“ Damit machte er eine Kopfbewegung zum Aufzug, dessen Türen bereits offenstanden.

„Warum?“, war So-mis einzige Frage, während sie mit dem Aufzug in die Lobby des Wohnkomplexes fuhren. „Weil ich dich an Weihnachten nicht alleine Zuhause herumsitzen lasse.“

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt