Kapitel 68

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Wie schon beim letzten Mal kam So-mi wieder zu Bewusstsein, als sie auf einmal von dem hellen Deckenlicht geblendet wurde.
Nachdem die drei Frauen das letzte Mal bei ihr gewesen waren und ihr die Haare abgeschnitten hatten, hatten sie noch eine Weile lang Spaß daran gehabt So-mi zu schikanieren. Sie hatten ihre Kleidung zerschnitten und sie dabei mit dem Handy gefilmt, wie sie sie verbal fertiggemacht hatten.
Für So-mi hatte es sich angefühlt, als wären dabei Stunden vergangen, in denen sie So-mi derart gefoltert und bloßgestellt hatten. Irgendwann war So-mi derart am Ende gewesen - sowohl psychisch, als auch physisch -, dass sie alles wie in einem Film einfach über sich ergehen lassen hatte.
Das war den Frauen dann aber scheinbar irgendwann zu langweilig geworden, sodass eine ihr mit dem Fuß gegen den Kopf getreten hatte und sie somit zurück in die Ohnmacht befördert hatte.

Wie viel Zeit dieses Mal zwischen den beiden Besuchen gelegen hatte, konnte So-mi nicht sagen. Abermals sah sie den drei Frauen dabei zu, wie sie die Treppe zu ihr nach unten kamen und stellte sich mental bereits auf die nächsten Stunden Folter ein. >Wie können diese Menschen nur so böse sein?<, fragte So-mi sich verzweifelt und kämpfte gegen den Schwindel an.
Die Tritte und Schläge gegen ihren Kopf hinterließen mittlerweile deutliche Spuren. So-mi ging es gar nicht gut. All die physischen Strapazen der letzten Tage (?), zerrten deutlich an ihrem gesundheitlichen Zustand und sie wusste selbst, dass sie eigentlich dringend ärztliche Behandlung bräuchte. Aber ob sie diese jemals erhalten würde, war fraglich.
„Bereite dich vor zu sterben.“, lachte eine der drei Frauen, aber So-mi fand diesen Satz ganz und gar nicht zum Lachen. Voller Angst sah sie dabei zu, wie die drei Frauen sich um sie herum versammelten und zu ihr nach unten starrten.
Die Anführerin spuckte ihr ins Gesicht und verzog angeekelt ihren Mund. „Ich hoffe du fühlst dich so richtig scheiße. Du solltest es bereuen, dass du mit deiner bedeutungslosen Existenz die wertvolle Zeit von BTS verschwendet hast!“.

Ein erster Tritt in ihre linke Seite ließ sie schmerzerfüllt aufstöhnen. „Überall in den Videos hat man gesehen, wie du deine dreckigen Finger nicht von meinem Joonie lassen konntest!“.
Ein weiterer Tritt folgte. „Deine Eltern freuen sich mit Sicherheit darüber, dass wir sie von dir befreit haben! Niemand will dich!“.
Zwei Tritte gegen So-mis Hüfte und Oberschenkel trafen sie. „Hör' endlich damit auf, alles so friedlich über dich ergehen zu lassen! Das. Ist. Langweilig!“, schrie die Anführerin sie an und trat bei den letzten Worten jedes Mal extra fest mit ihrem Fuß gegen So-mis Oberkörper.
Bei ihrem letzten, besonders heftigen Tritt traf sie So-mis linke Schulter.
Da So-mi nach wie vor an der Holzsäule gefesselt war und mit dem Rücken daran lehnte, gab statt ihrem Rücken ihre Schulter unter der Wucht des Trittes nach und ein spitzer Schrei löste sich aus ihrer Kehle, als sie damit ihre Schulter auskugelte. Die blonde Frau lachte etwas unsicher. „Irgh, so ein ekelhaftes Geräusch.“

So-mis Blick verschwamm vor ihren Augen und der Schock brachte ihren Körper dazu, unkontrolliert zu zittern. >So werde ich also sterben…<, dachte So-mi und starrte teilnahmslos vor sich auf den Boden, während die Tritte und Beschimpfungen jetzt ohne Pause auf sie einregneten.
Vor ihrem inneren Auge erschienen Menschen aus ihrer Familie. Zwei davon hatten keine Gesichter, weil So-mi sich nicht mehr an die Gesichter ihrer Eltern erinnern konnte, aber die Gesichter ihrer Tante und ihres Cousins konnte sie ganz deutlich vor sich sehen.
Sie lachten sie boshaft an und So-mi fragte sich in Gedanken, ob das wohl das Ende war, das ihre Familie sich immer für sie gewünscht hatte.
Erinnerungen der Jungs kam So-mi in den Sinn und die letzte Reaktion, zu der So-mis Körper noch in der Lage war, waren die Tränen, die heiß über ihre Wangen liefen.

Sie hätte Namjoon, Hoseok, Seokjin, Yoongi, Jimin, Taehyung und Jungkook noch so viel zu sagen gehabt. Sie hatte sich nie richtig bei Jungkook bedankt, dass er damals den Schritt gewagt und sie angesprochen hatte.
Generell hatte So-mi den Jungs niemals richtig dafür gedankt, dass sie sie aufgenommen hatten, dass sie ihr auch einmal die schöne Seite des Lebens gezeigt hatten.
Eigentlich musste So-mi sogar ihrem Cousin danken, dass er sie überhaupt erst in diese Situation gebracht hatte, denn sonst hätte So-mi BTS wahrscheinlich niemals kennengelernt.

Yoongi erschien vor ihr und So-mis Weinen wurde zu einem Schluchzen. Gegenüber Yoongi verspürte So-mi die meisten Reuegefühle.
So-mi hatte sich bei Yoongi nie dafür bedankt, dass er ihr nach dem Streit mit ihrem Cousin damals ein offenes Ohr geschenkt und damit damals den Beginn ihrer Freundschaft eingeleitet hatte.
Yoongi war in So-mis Leben definitiv die wertvollste Person und sie war dem Schicksal so dankbar dafür, dass sie Yoongi kennenlernen dürfen hatte. Er hatte So-mi in ihrer Freundschaft so oft zum Lachen gebracht, auch wenn ihr nicht danach zu Mute gewesen war.
Auch hatte er immer - zu egal welcher Uhrzeit - ein offenes Ohr für So-mi gehabt. Sie hatten zusammen so viele Stunden verbracht, in denen sie einfach nur geredet hatten, Filme geschaut hatten, gemeinsam gekocht hatten oder Spazieren waren…
Am wertvollsten waren für So-mi aber die Erinnerungen an die Abende, an denen sie einfach nur auf seinem Bett gesessen hatte, in seine Bettdecke gewickelt, und ihm stundenlang dabei zugesehen hatte, wie er seine Musik komponiert und produziert hatte.
Yoongi hatte dabei immer so vollkommen zufrieden gewirkt und sie immer wieder mit seinem umwerfenden Lächeln bedacht, wenn er ein neues Meisterwerk vollendet hatte.
Sie hatte jedes Mal genossen, wenn er dabei leise vor sich hingesungen hatte und So-mi mit seiner wundervollen Stimme glücklich gemacht hatte.
Eine weitere Träne löste sich aus So-mis Augenwinkel, als sie Yoongis Lächeln vor sich sah… und da traf es sie wie ein Blitz. Sie empfand mehr für Yoongi, als nur Freundschaft. So-mi hatte Gefühle für Yoongi.

Noch immer traten die drei Frauen auf So-mi ein, aber diese Erkenntnis, die So-mi gerade erlangt hatte, erschütterte ihr endendes Leben in seinen Grundfesten.
Alles in ihr schrie danach zu Yoongi zurückzukehren und ihm von ihren Gefühlen zu erzählen, aber sie wusste, dass sie niemals mehr dazu kommen würde.
Diese drei fanatischen Fans von BTS würden dafür sorgen, dass So-mi nie mehr wieder das Tageslicht zu Gesicht bekommen würde, geschweige denn Yoongi ihre Erkenntnis preisgeben konnte.

>Mein Leben wird genauso bescheiden zu Ende gehen, wie es schon immer gewesen ist.< Mit diesem Gedanken wartete So-mi einfach nur noch darauf, bis eine der drei Frauen sie wieder gegen den Kopf treten und damit zurück in die Ohnmacht oder sogar in den Tod befördern würde.
Deshalb vernahm sie auch nicht das Klingeln an der Haustüre, das gedämpft in den Keller vordrang.
Erst als die Prügelattacke der Entführerinnen auf einmal stoppte und diese zischend zu fluchen begannen, riss dies So-mi derart aus ihrer Trance, dass sie die Umgebung um sich wieder wahrnahm.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt