Kapitel 56

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Am Ende entschied So-mi sich dazu, das Büro heute schon früher zu verlassen und ohne die Jungs zurück in die Wohnung zu fahren. Ihr war eingefallen, dass sie eigentlich vereinbart hatten, dass sie heute Abend alle zusammen zu Abend essen wollten, aber So-mi hatte den festen Entschluss gefasst, dass sie nichts mehr essen wollte.
Da sie aber für das Abendessen noch kochen musste, wollte sie eben schon früher nach Hause fahren, um ihnen möglichst auszuweichen.

Also packte So-mi ihre Sachen zusammen und rief sich ein Taxi, mit dem sie nach Hause fuhr. Hoffentlich waren die Jungs ihr nicht böse, wenn sie ohne sie gefahren war, aber So-mi wollte auch keinem von ihnen schreiben, weil sie den unangenehmen Fragen ausweichen wollte, was der Grund für ihren vorzeitigen Feierabend war.

Zuhause tauschte So-mi ihre Bürokleidung gegen etwas von ihrer alten Kleidung. Dabei versuchte sie sich nicht selbst im Spiegel anzusehen, aber am Ende konnte sie dem Drang doch nicht widerstehen und stellte sich nackt vor den Spiegel. >Ich bin so dick… Ich hasse mich… ich bin so hässlich…<.
Wie in einem Mantra wiederholten sich diese Gedanken immer wieder in ihrem Kopf, wie in Dauerschleife. So lange, bis So-mi die ersten Tränen über die Wangen liefen. Diese wischte sie hastig weg und kam zu dem Entschluss, dass sie lange genug vor dem Spiegel gestanden hatte.
Wenn So-mi keinem der Jungs mehr begegnen wollte, dann musste sie sich beeilen. Das Essen brauchte immerhin eine ganze Weile bis es fertig war.

Dementsprechend zog So-mi sich ihre alten, weiten Kleider an und schlurfte dann energielos in die Küche. Wenigstens musste sie sich so nicht länger im Spiegel betrachten. Ein Blick auf die Uhr verriet So-mi, dass sie sich nun wirklich beeilen sollte, aber die düsteren Gedanken in ihrem Kopf raubten ihr jeglichen Elan, weshalb sie nur wie in Zeitlupe die Lebensmittel aus dem Kühlschrank nahm.
Pausenlos kreisten die Kommentare über So-mi in ihrem Kopf und immer wieder stiegen ihr deshalb die Tränen in die Augen.

Als sie gerade eine Tomate würfelte, verschleierten ihr ihre Tränen derart die Sicht, dass So-mi sich in den Finger schnitt. Sie betrachtete das Blut, wie es aus ihrem Finger tropfte und dachte dabei: >Wie klischeehaft… Das musste ja jetzt passieren. Aber wahrscheinlich verdiene ich es nicht anders.<
Ohne sich extra ein Pflaster auf den Schnitt zu kleben, hielt So-mi den Finger einfach nur kurz unter das Wasser und fuhr dann mit dem Kochen fort. Sie ignorierte den ziehenden Schmerz, den der Schnitt verursachte, immer wenn sie damit in Berührung kam.

So-mi hatte sich dazu entschieden, für das heutige Abendessen einen überbackenen Auflauf zu machen und schob diesen gerade in den Ofen, als sich die Türen des Aufzugs öffneten.
Sie war so sehr in ihren Gedanken gefangen gewesen, dass sie sich erschreckte, als sie die Stimmen der Männer hörte. Nun verschnellerten sich ihre Handgriffe doch um einiges. Sie wollte um jeden Preis so schnell wie möglich in ihr Zimmer verschwinden.
Hastig stellte sie die sieben Teller auf den Tisch und legte das jeweilige Besteck dazu. „Hey, So-mi! Wieso bist du denn schon ohne uns abgehauen?“. Jimins fröhliche Stimme drang quer durch den Wohnbereich vom Eingang bis zu ihr in die Küche und sie wandte ihr Gesicht von den eintretenden Männern ab. Sie sollten nicht sehen, dass So-mi ganz rote Augen hatte, weil sie über den Tag verteilt immer wieder geweint hatte.

„Ich wollte früher nach Hause, damit ich für euch kochen kann.“, rief sie ihm entgegen ohne sich zu Jimin zu drehen. Sie erhielt daraufhin keine Antwort, aber das sollte ihr recht sein.
Eilig stellte sie die Gläser auf den Tisch und konnte nur mit Mühe ein überraschtes Zusammenzucken unterdrücken, als Namjoon an ihrer Seite auftauchte. „Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte sich der Ältere und So-mi antwortete nur ausweichend mit einem „Mmhh“.
Sie konnte die durchdringenden Blicke auf sich spüren, als würden sie sie physisch berühren. „Bist du dir sicher? Du siehst ehrlich gesagt gar nicht gut aus.“ So-mi biss die Zähne zusammen. >Na besten Dank auch… das weiß ich auch selbst.<, dachte sie und nahm den Auflauf aus dem Ofen.
Der Käse war perfekt geschmolzen und der köstliche Duft verursachte ein ziemlich lautes Magenknurren. So-mi schluckte hart. >Ich muss standhaft bleiben!<, ermahnte sie sich selbst und stellte die Mahlzeit auf den Küchentisch.

„Hier bitte. Ihr könnt dann jetzt essen.“, sagte So-mi an niemand bestimmten gerichtet. „Isst du denn nicht mit?“, hörte sie Jungkook fragen, während dieser sich an den Tisch setzte und sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich werd‘ auf mein Zimmer gehen.“
Damit wandte sie sich auch schon zum Gehen. Sie stoppte auch nicht, als Jungkook ihr noch einmal hinterherrief: „So-mi. Geht es dir auch wirklich gut?“. Sie ignorierte Jungkooks Frage, auch wenn das äußerst unhöflich war und sie sich schlecht fühlte, wenn sie so unhöflich zu ihm war. Schnell verschwand sie in ihrem Zimmer und sobald sich die Türe hinter ihr schloss, fühlte sie sämtliche Anspannung aus ihrem Körper weichen.

Kraftlos stieg So-mi aus ihrer Kleidung, die den Geruch vom Kochen angenommen hatte, ließ diese einfach achtlos auf dem Boden liegen und verkroch sich unter ihrer Bettdecke.
Sie versuchte das Gefühl von Hunger in ihrem Magen zu ignorieren und überhörte auch das demonstrative Magenknurren gekonnt. Sie wusste aus Erfahrung, dass diese 'Beschwerden' nach ein paar Tagen nachlassen würden.
Stattdessen schloss So-mi ihre Augen, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, als die böswilligen Kommentare in ihrem Kopf wieder lauter wurden.

„So ein fetter Arsch.“

„Diese Schlampe lässt sich bestimmt von ihnen ficken!“

„Ich hasse sie!“

Ohne Erbarmen kreisten diese Worte in So-mis Gedanken herum und sie wünschte sich, sie könnte ihren Kopf einfach ausschalten und müsste all diese Kommentare nicht mehr hören.

Ein leises Klopfen riss So-mi aus diesem Strudel an Gedanken. Obwohl sie es durchaus gehört hatte, blieb sie still liegen und reagierte nicht weiter darauf. Noch einmal klopfte es und als sie wieder nicht darauf reagierte, öffnete sich die Türe.
So-mi hielt den Atem an und tat so, als würde sie schlafen. „So-mi?“, Yoongis Stimme löste eine unendliche Traurigkeit in ihr aus. Wie gerne würde sie sich einfach in die Arme ihres besten Freundes werfen, sich bei ihm ausheulen und ihm von alledem erzählen.
Aber So-mi wusste, dass sie das nicht länger machen konnte. Sie musste sich von den Jungs mehr distanzieren und damit aufhören, mit ihnen Freundschaften zu schließen, um sie zu schützen. Sie wollte nicht riskieren, dass einer der Jungs nur wegen ihr den Hass der Fans auch sich zog.

„Was ist denn heute los mit dir? Ist irgendetwas vorgefallen?“. Sie schwieg und stellte sich weiterhin schlafend. „Hat Seokjin wieder irgendetwas gemacht? So-mi, ich weiß, dass du nicht schläfst.“ Yoongis Stimme klang einfühlsam und doch bestimmt.
Stumm weinte So-mi vor sich hin, weil sie sich so schlecht fühlte, Yoongi zu ignorieren.
Stille breitete sich in dem dunklen Zimmer aus und die Spannung zwischen ihnen war fast zum Greifen, bis Yoongis Seufzen die Stille irgendwann durchschnitt. Seine Stimme klang bedauernd.
„Wenn du nicht darüber sprechen willst, werde ich dich nicht dazu zwingen. Ich hoffe du weißt, dass du aber jederzeit mit mir reden kannst. Wenn du es dir doch anders überlegen solltest, weißt du ja, wo du mich findest.“

Während So-mi noch immer stumme Tränen über die Wangen liefen, verließ Yoongi wieder das Zimmer.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt