Kapitel 73

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„Wieso? Wieso hast du jetzt auf einmal vor den Anderen zugegeben, dass wir miteinander verwandt sind?“. Diese Frage lag So-mi auf der Zunge, seit Jin offenbart hatte, dass sie beide Cousin und Cousine waren.
Jin rieb sich mit zwei Fingern die Nasenwurzel. „Halt den Mund.“, murrte er und legte seine Stirn in Falten. Eingeschüchtert sah So-mi hinunter auf ihre Bettdecke. Sie wollte doch einfach nur wissen, was Seokjin sich dabei gedacht hatte.
War es ihm vielleicht doch einfach nur rausgerutscht? Falls ja, dann war So-mi durchaus bereit für ihn zu lügen und die ganze Sache vor den anderen Jungs abzustreiten.

Ein genervtes Seufzen erklang und So-mi sah auf, als ihr Gegenüber wenig begeistert von sich gab: „Ich mag dir zwar vielleicht in der Vergangenheit öfter den Tod gewunschen haben, aber diesen Wunsch nun fast tatsächlich eintreten zu sehen…“ Seokjin machte eine Pause als schiene er zu überlegen, was er sagen sollte oder wie er es formulieren sollte.
„Hör zu. Es tut mir leid was dir passiert ist. Der Gedanke, dass du am Ende vielleicht wirklich gestorben wärst… am Ende bist du halt dann doch Familie, ob ich das will oder nicht.“
Er presste diese Worte so widerwillig heraus, dass So-mi sie vor Nuscheln fast nicht verstanden hätte, aber sie hatte es und starrte Jin voller Unglaube an.

>Habe ich das wirklich richtig verstanden? Hat mein Cousin mich gerade seine Familie genannt?<, dachte So-mi fassungslos und schon wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen.
Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie das Gefühl gehabt, alleine auf dieser Welt zu sein, weil ihre leibliche Familie sie verschmähte. Und jetzt war ausgerechnet Seokjin derjenige, der sie wieder in die Familie aufnahm.

Erneut liefen die Freudentränen ohne Halt über So-mis Gesicht und sie wusste nicht wohin mit sich. Trotz ihres verletzten Zustandes fühlte sie einen derartigen Adrenalinschub in sich, dass es sie für den Moment besser aufputschte als all die Medikamente, die sie intus hatte.

Sie war so überwältigt von der Gnade ihres Cousins, dass sie kurzerhand ihre gesamten Kräfte mobilisierte und trotz ihrer bandagierten Schulter und ihres eingegibsten Fußes aus dem Bett robbte und sich auf den Boden kniete, um sich vor Jins Füßen tief zu verbeugen.
Sie legte ihre Stirn auf die eine Hand, deren Arm sie frei hochheben konnte und konnte ihr Weinen einfach nicht länger für sich behalten. „Ich danke dir! Ich danke dir so sehr, dass du mich doch als Familie siehst!“, heulte sie lauthals.
Ihr Cousin wiederum schien überhaupt nicht mit dieser Art von Reaktion gerechnet zu haben, denn obwohl So-mi ihn gerade nicht ansah, bemerkte sie aufgrund seiner Füße vor ihrem Kopf, dass ihm die Situation unangenehm zu sein schien.
Unruhig trat er von einem Bein auf das andere und schien mit seinen nächsten Worten zu ringen.

Das Antworten wurde ihm allerdings erspart, als die Tür zu ihrem Zimmer aufging und das Knistern von Plastik zu hören war.
Yoongi stand im Türrahmen und hatte zwei Wasserflaschen mit sich getragen, die nun ungeachtet auf den Boden fielen, als er geschockt auf die Szene zwischen So-mi und Jin starrte. Lodernde Wut flammte in seinen Augen auf und er stürmte schreiend auf Jin zu.
„Ist das dein verdammter Ernst?!“, schrie er ihm wutentbrannt entgegen. „Sie liegt im Krankenhaus und nicht mal hier kannst du sie in Ruhe lassen?!“. Innerhalb weniger Schritte stand Yoongi direkt vor Jin und stieß ihn so hart vor die Brust, dass dieser mehrere Schritte nach hinten taumelte.
Geschockt sah So-mi dabei zu und realisierte, dass Yoongi drauf und dran war, sich wegen ihr mit Jin zu prügeln.
„Yoongi nein! Hör auf!“, rief sie deshalb panisch, als er sofort weiter auf ihren Cousin zusteuerte. „Er hat gar nichts gemacht! Du verstehst das falsch! Ich war das! Ich hab mich vor ihn gekniet!“.

Angesprochener hielt inne und sah verwirrt zu ihr. Noch immer waren seine Augen unendlich wütend. „Wieso solltest du etwas so dummes tun?“, fragte er sie wenig schmeichelhaft und So-mi keuchte schmerzerfüllt auf, als sich ihr Körper mit einem Stich in den Oberkörper für ihre Dummheit revanchierte.
Augenblicklich stand Yoongi an ihrer Seite und versuchte ihr möglichst sanft zurück auf das Bett zu helfen. „Ich wollte mich bei Seokjin dafür bedanken… Er hat mich als Familie bezeichnet.“, keuchte sie vor Anstrengung, als So-mi sich zurück auf die Matratze legte und Yoongi sie fürsorglich zudeckte.
„Du bist so dumm. Am liebsten würde ich dir eine Kopfnuss verpassen. Du bist verdammt nochmal schwer verletzt und frisch operiert!“, schimpfte Yoongi mit ihr und So-mi fühlte sich schlecht.
Er hatte ja Recht und sie bereute aufgrund der stärker werdenden Schmerzen auch genug, dass sie das getan hatte, aber sie war in dem Moment so überfordert gewesen, dass es eben zu dieser Kurzschlussreaktion ihrerseits gekommen war.

Jin nutzte die Situation für sich und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer; ließ So-mi und Yoongi somit alleine zurück und ihr somit die Chance, um sich noch einmal richtig zu erklären.
„Ich weiß es war dumm, was ich gerade gemacht habe, aber Jin hat mich tatsächlich als ein Mitglied seiner Familie bezeichnet und das hat irgendeinen Schalter bei mir umgelegt. Yoongi, stell dir das mal vor: Mein ganzes Leben hat Seokjin mir immer klargemacht, wie sehr er mich hasst und jetzt auf einmal steht er plötzlich dazu, dass ich seine Cousine bin.“
Yoongi hörte sich So-mis Erklärung kommentarlos an und nickte einfach nur. Danach herrschte eine Weile Stille zwischen ihnen, die das Adrenalin in So-mis Körper verschwinden ließ und ihr wieder bewusst werden ließ, wer hier eigentlich gerade unmittelbar neben ihr saß.

So-mi bemerkte, wie ihre Wangen warm wurden und sie strich sich mit ihrer unverletzten Hand durch die Überreste ihrer Haare. Sie hatte sich immer noch nicht selbst gesehen und wollte wahrscheinlich im Erdboden versinken, wenn sie sah, wie sie ausschaute.
„W-Wie sehe ich eigentlich aus?“, fragte sie deshalb schüchtern an Yoongi gewandt. Sie konnte das Mitleid in seinem Blick genau erkennen und kam zu dem Schluss, dass es ziemlich schlimm um ihre Haarpracht stehen musste. „Kannst du mir einen Spiegel bringen? Ich würde mich gerne sehen.“

Zuerst haderte So-mis Gegenüber sichtlich mit sich, doch dann schüttelte er einfach nur den Kopf. „Was heißt hier nein? Wieso darf ich mich nicht sehen?“, beschwerte sie sich mit verschränkten Armen. Yoongi konnte ein Schmunzeln nicht verstecken. Ihn schien So-mis beleidigte Reaktion zu amüsieren.
„Ich habe eine bessere Idee.“ Damit erhob er sich von So-mis Matratze. „Gib mir eine Stunde.“ Mit diesen Worten wollte er So-mi ebenfalls verlassen, aber sie hielt ihn zurück. "Yoongi? Bitte sprich dich mit Jin aus. Ich möchte nicht, dass eure Freundschaft unter der Sache von gerade leidet."
Zuerst kam keine Reaktion von Yoongi, aber dann nickte er mit einem Seufzen und verließ So-mis Krankenzimmer ohne ein weiteres Wort.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt