Kapitel 70

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Die ersten Geräusche, die So-mi wahrnahm, als sie wieder zu sich kam, waren das stetige Piepen eines Geräts und das leise Rascheln einer Bettdecke.
Es brauchte ein paar Anläufe bis sie die Kraft dazu fand, um ihre Augenlider zu öffnen, die sich anfühlten, als hingen bleierne Gewichte daran.
Sobald sich So-mis Blick klärte, starrte sie an die weiße Decke eines sonnendurchfluteten Zimmers. Erinnerungen rieselten langsam in ihr Gedächtnis und sie versuchte sich panisch aufzusetzen, um zu schauen, wo sie sich gerade befand, doch sie schaffte nur eine ganz kleine Bewegung, bevor sie zurück auf die Matratze sank.
Eine Krankenschwester kam in ihr Blickfeld, die mit einem freundlichen Lächeln auf sie herabblickte. „Keine Sorge, Sie sind im Krankenhaus. Sie sind sicher.“, beruhigte die Krankenschwester So-mi und kontrollierte einige Werte auf einem Monitor.
„Ich kann meinen Körper kaum spüren.“, murmelte So-mi mit belegter Stimme und die Schwester wandte sich ihr erneut zu, nachdem sie eine Knopf an der Wand hinter So-mis Bett gedrückt hatte.
Sie fühlte sich wie in Watte gepackt und mit Luftpolsterfolie umwickelt. „Ja, das ist ganz normal. Aufgrund ihrer Verletzungen sind Sie im Moment bis zum Rand vollgepumpt mit Schmerzmitteln.“, lachte sie mit ihrer sanften Stimme.

Eine Türe öffnete sich und drei Personen kamen zu So-mi in das Krankenzimmer. Sie versammelten sich rund um das Bett, auf dem So-mi lag und ein junger Mann in einem langen, weißen Kittel lächelte ihr mit einem Gummibärchen-Grinsen entgegen.
„Hallo, So-mi. Mein Name ist Christopher Bang und ich bin dein behandelnder Arzt.“, stellte er sich vor. Sie nickte, verlor aber kurzzeitig den Fokus, weil ihr der Kopf von all den Medikamenten ziemlich schwirrte. „Ich sehe schon. Wir sollten uns vorerst um deine Behandlung kümmern. Danach können wir immer noch Höflichkeiten austauschen.“, lächelte er wieder.
Anschließend ließ er sich von der Krankenschwester einige Fachbegriffe aufzählen, mit denen So-mi leider relativ wenig anfangen konnte. Sein Lächeln bekam einen leichten Knacks. „Okay, So-mi. Wir müssen dich leider in den OP schicken, aber bevor wir dich operieren können, müssen wir deine ausgekugelte Schulter wieder einrenken.“

Die vier anwesenden Personen fassten jeweils einen Arm und ein Bein von So-mi und sie begann sich in einem kurzen Anflug von Panik unruhig unter den Händen zu winden.
Zu mehr Gegenwehr war sie im Moment leider nicht in der Lage. „Alles gut, beruhig dich. Wir müssen dich nur festhalten, damit du dich nicht zu viel bewegst. Ich werde jetzt bis drei zählen und dann wird es kurz wehtun.“
So-mis Blick verfing sich unmittelbar mit dem des Arztes und er schien ihre Angst zu bemerken. „Mach dir keine Sorgen, es ist gleich vorbei.“
Wieder lächelte er So-mi mit seinem freundlichen Lächeln an und vergewisserte sich anschließend, ob alle bereit waren. Mit einem Nicken sagte er: „Dann los. Eins… zwei… und… drei!“. So-mi schrie auf und die Krankenschwestern packten fest zu, als So-mis Körper sich gegen den Schmerz aufbäumte.
Der Arzt hatte mit vollem Körpereinsatz So-mis Schulter wieder in die richtige Position gebracht und lächelte sie nun mitfühlend an. „Du hast es schon geschafft. Alles vorbei. Schwester, bitte binden Sie die Schulter ein. Ich werde mich auf die Operation vorbereiten.“

Damit verließ der Doktor das Krankenzimmer und ließ So-mi alleine mit den Krankenschwestern zurück. Eine Frau half ihr, sich aufzusetzen und in dieser Position zu halten, während die zweite Krankenschwester die Schulter mit einem dicken Verband einbandagierte.
Die dritte Schwester - diejenige, die von Anfang an bei So-mi im Zimmer gewesen war - kontrollierte noch einmal irgendwelche Vitalwerte am Monitor und zauberte dann aus der Schublade eines Wägelchens einige Kanülen, Schläuche und Spritzen hervor.
Nachdem So-mis Schulter eingebunden war und sie zurück auf dem Bett lag, sprach die Schwester sie erneut an. „Ich werde Ihnen jetzt einen Zugang legen und Ihnen dann das Narkosemittel verabreichen, damit wir sie operieren können.“
So-mi nickte, geschafft von der gesamten Situation. Mit wenigen, geübten Handgriffen hatte die Frau ihr den Zugang gelegt. „Bitte zählen Sie nun von Zehn rückwärts.“ Einen kurzen Moment brauchte So-mi, um die Aufforderung zu verarbeiten und begann dann wie gefordert langsam rückwärts zu zählen. Als sie bei der Vier angekommen war, übermannte sie die Müdigkeit. Die Drei verließ gerade noch so So-mis Mund, dann war sie auch schon eingeschlafen.

Als So-mi das nächste Mal aufwachte, war es draußen finster. Nur die Lichter der Stadt erhellten durch das Fenster ihr Zimmer und So-mi brauchte eine Weile, bis sie sich orientieren konnte.
>Ja, richtig. Ich hab es lebendig aus dem Keller geschafft. Ich bin im Krankenhaus.<, dachte sie und wandte träge den Kopf nach links und rechts. Sie lag alleine in dem sterilen Zimmer und nur das monotone Piepsen des Monitors neben ihrem Bett zerriss die Stille.
Eine ganze Weile lag So-mi einfach gedankenlos in ihrem Bett und starrte die Zimmerdecke an. Als sich ihre Atmung allerdings soweit entspannte, dass So-mi wieder tief durchatmen konnte, erfüllte ein furchtbarer Schmerz ihre Brust. Es fühlte sich an, als würde jemand auf ihrem Oberkörper sitzen und ihr die Luft zum Atem abdrücken.
Unruhig sah So-mi sich nach Hilfe um und entdeckte an der rechten Seite des Bettes einen roten Knopf, den sie sofort betätigte.

Eine Minute später standen der Arzt vom Vormittag und die freundliche Krankenschwester vor ihr. „Willkommen zurück unter den Lebenden.“, scherzte der Doktor mit seinem Gummibärchen-Grinsen.
„Haben Sie Schmerzen?“, erkundigte sich die Schwester bei So-mi und diese nickte hastig. „Ich habe so einen Druck auf der Brust.“, schilderte So-mi. „Das ist ganz normal. Wir haben dich wegen eines Milzrisses operiert. Das sind so kurz nach der Operation noch ganz normale Beschwerden. Die nette Schwester wird dir gleich was gegen die Schmerzen geben.“

Gerade als die Krankenschwester So-mi durch den Zugang in ihrem Handrücken ein Schmerzmittel verabreicht hatte, erklang draußen auf dem Flur ein lautes Stimmengewirr und unruhiges Getrampel.
Alle Anwesenden richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Türe, als diese einen Moment später auch schon schwungvoll aufgerissen wurde und Jimins Gesicht das erste war, was So-mi erblickte.
Jimin stürzte regelrecht auf sie zu; ignorierte den Arzt und die Krankenschwester komplett. Ungläubig sah So-mi ihn an, als er tatsächlich zu weinen begann und seine Arme um So-mi schlang. Der Schmerz, der deshalb scharf durch ihre Schulter zuckte, ließ So-mi aufwimmern und sofort sprang der Arzt für seine Patientin ein.
„Entschuldigen Sie! Bitte nehmen Sie ein bisschen Rücksicht auf die Verletzungen meiner Patientin!“, ermahnte der Arzt Jimin und er löste sich so ruckartig von So-mi, als hätte er sich verbrannt. „Oh nein, tut mir leid! Sorry! Ich wollte dir nicht wehtun!“.
Während Jimin So-mis Hand nahm und sich zehnmal bei ihr entschuldigte, hörte sie ein lautes Schluchzen, das ihre Aufmerksamkeit zurück zur Türe zog. Der Rest der Jungs stand in der Tür und sah sie mit Entsetzen an.
Jungkook hatte sich seine Hand mit einem entsetzten „Oh Gott!“ vor den Mund geschlagen und auch ihm rannen Tränen über die Wangen. Taehyung zog ihn für eine tröstende Umarmung zu sich, während er selbst auch voller Schock So-mi anstarrte.

Innerhalb kürzester Zeit füllte sich das kleine Krankenzimmer mit viel zu vielen Leuten und So-mi schossen Tränen der Rührung in die Augen, als alle Jungs um ihr Bett versammelt standen.
Zuletzt hatte So-mi die Hoffnung bereits aufgegeben gehabt, dass sie Namjoon, Yoongi, Hoseok und Seokjin, Taehyung, Jungkook und Jimin noch einmal sehen würde.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt