Kapitel 66

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Als So-mi das nächste Mal zu Bewusstsein kam, dröhnte ihr Kopf schmerzhaft und sie stöhnte gequält auf. Die Kopfschmerzen strahlten ausgehend von der Stelle, an der die junge Frau sie geschlagen hatte, über ihren gesamten Schädel aus, als würde ein Greifarm sie festhalten.
Vollkommen desorientiert wollte So-mi sich erst einmal zurechtfinden und öffnete die Augen, doch sie sah nur schwarz. Panik überfiel sie und sie versuchte links und rechts von sich zu schauen, aber alles blieb stockdunkel. Bei der Bewegung ihres Kopfes allerdings realisierte sie, dass ihre Augen verbunden waren.

„Los! Steig aus!“, befahl ihr eine unbekannte Stimme plötzlich und So-mi zuckte erschrocken zusammen. Der Schmerz in ihrem Kopf pulsierte deutlicher, aber So-mi widerstand dem Drang, sich an den Kopf zu fassen, als sie stattdessen grob aus dem Auto gerissen wurde und sie aufgrund ihrer Blindheit fast über ihre eigenen Füße stolperte.
Ohne ihr auch nur den Hauch einer Chance zu geben, sich zurecht zu finden, wurde So-mi unsanft nach vorne geschubst. Scheinbar sollte sie wohin gehen und weil die Angst mittlerweile vollkommen Besitz von ihr ergriffen hatte, folgte So-mi stillschweigend jeder Aufforderung.

Über ihre Angst hinweg registrierte So-mi den Kies unter ihren Füßen knirschen und die Geräusche, die die Schritte links und rechts neben ihr verursachten, die ebenfalls über den Kiesweg liefen. Also waren es tatsächlich die drei jungen Frauen, die So-mi gekidnappt hatten.
Wäre So-mi nicht gerade so sehr damit beschäftigt ohne ihr Augenlicht geradeaus zu gehen, hätte sie sich selbst Vorwürfe darüber gemacht, wie dumm sie eigentlich gewesen war, den drei Fremden zu vertrauen.

Sie hörte das Klimpern eines Schlüsselbundes und wurde dann in das Innere eines Hauses geführt, was sie aufgrund des sich ändernden Untergrundes bemerkte. Dabei stieß sie unsanft gegen den Rahmen der Türe, durch die sie gehen musste; hörte lediglich, wie eine der drei Kidnapperinnen sie auslachte.
Da So-mi von ihrem Aufprall am Türrahmen der Kopf nur noch mehr schmerzte, verlangsamte sie ihre Schritte und streckte zusätzlich ihre Arme aus, um sich besser vorantasten zu können.

Eine weitere Türe wurde geöffnet und So-mi blieb unsicher stehen, weil sie nicht genau wusste, wohin sie jetzt gehen sollte und wohin die drei Frauen sie führten. „Jetzt mach schon!“, schrie die wütende Stimme, die So-mi als die vorherige Fahrerin identifizierte.
Als sie daraufhin nicht sofort reagierte, wurde sie grob nach vorne geschubst und voller Panik bemerkte sie, dass sie dabei ins Leere trat.
Keine Sekunde später spürte So-mi bereits ihren Fall und fiel mit ihren Händen voraus schmerzhaft auf einige Stufen. Angsterfüllt versuchte So-mi trotz dem scharfen Schmerz in ihren Handgelenken ihren Fall irgendwie zu bremsen, aber die Treppe schien noch nicht zu Ende zu sein und ohne jegliche Koordination stellte es sich als aussichtslos heraus.
Also biss So-mi fest die Zähne zusammen und versuchte sich irgendwie in ihrer Angst zu einer Kugel zusammenzurollen, um ihren Sturz über die Treppe möglichst unbeschadet zu überstehen. Die Kanten von zwei und drei Stufen bohrten sich von allen Seiten schmerzhaft in So-mis Körper und sie wünschte sich einfach nur, dass diese Tortur möglichst schnell vorbeiging.
Noch einmal fiel So-mi über weitere zwei Stufen nach unten ins Nichts, da verhakte sich ihr rechter Fuß in einem der Zwischenräume der Treppenstufen, aber durch den Schwung ihres Falles bremste das ihren Körper keineswegs aus, sondern sandte nur einen reißenden Schmerz durch So-mis Bein.
Ein schmerzverzerrter Schrei löste sich aus ihrer Kehle und Tränen schossen ihr in die Augen, die allerdings von dem Stoff vor ihren Augen sofort aufgesogen wurden. Der Schmerz schien sie regelrecht zu betäuben, sodass sie kaum noch den Aufprall auf dem Boden bemerkte, als sie endlich unten ankam.

Am Boden des Kellers angekommen blieb So-mi einfach liegen. Sie fühlte sich, als hätte jegliche Kraft ihren Körper verlassen und sie spürte nur noch die Schmerzen in sich. „Hahaha, igitt. Schau mal ihr Fuß.“, hörte sie in einiger Entfernung eine Stimme lachen und eine andere antwortete ihr: „Jap. Der ist hinüber.“ Eine dritte Stimme erklang, die nur emotionslos sagte: „Geschieht ihr ganz recht. Sie soll leiden.“
Unbewegt lag So-mi an Ort und Stelle und weinte stumm vor sich hin, als sie hörte, was die Frauen dort oben an der Treppe über sie sagten. >Die Leute haben es also wirklich geschafft und ihre Drohungen wahr gemacht.<, dachte So-mi fassungslos.
Voller Angst vernahm sie, wie die Schritte nun zu ihr über die Treppe nach unten kamen. >Bitte lasst mich in Ruhe! Ich hab euch doch gar nichts getan!<, weinte So-mi innerlich verzweifelt und zuckte zusammen, als sie links und rechts an den Schultern gepackt und nach hinten geschleift wurde. Ihre Arme wurde ungesund nach hinten gedreht und sie spürte, dass sie an einen Holzpfahl gebunden wurde.
Jemand fesselte ihre Hände hinter der Holzsäule mit einem Kabelbinder so fest, dass es sich schon jetzt anfühlte, als würde es ihr das gesamte Blut daraus abschnüren.

Grob wurde ihr die Mütze vom Kopf gezogen, wobei diejenige ihr einige Haare mit ausriss, doch dieser Schmerz war vergleichbar harmlos im Gegensatz zu ihrem entstellten Fuß, der das erste war, was So-mi zu Gesicht bekam. Ihr Fuß stand in die entgegengesetzte Richtung ab, wohin er normalerweise zeigen sollte und bei dem Anblick wurde ihr sofort kotzübel.
Bevor sie jedoch nur einen weiteren Gedanken an ihren definitiv gebrochenen Fuß verschwenden konnte, zog eine ihrer Kidnapperinnen So-mis Aufmerksamkeit auf sich. „So. Ich möchte dich jetzt nachträglich noch ganz Herzlich Willkommen heißen.“, scherzte die - So-mi nannte sie jetzt einfach mal so - Anführerin der drei Frauen voller Sarkasmus und warf die Mütze achtlos beiseite. „Vielen Dank, dass du so dumm warst und zu uns ins Auto gestiegen bist und ich denke uns ist allen klar, warum wir hier sind.“

So-mi hatte so eine Panik davor, was diese Frauen mit ihr vor hatten, dass ihre Kehle staubtrocken war, weshalb sie nur krächzend hervorbrachte: „Was wollt ihr von mir?“. Die Anführerin sah sie mit gespieltem Mitleid an und erwiderte: „Bist du wirklich so naiv?“.
Nun mischte sich auch eine der anderen beiden Frauen ein. „Wir werden dich dafür büßen lassen, dass du dich wie ein Blutegel an unseren Männern festgesaugt hast.“ Bei diesen Worten lief es So-mi kalt den Rücken hinunter und sie versuchte erfolglos an ihren Fesseln zu zerren. Was genau verstanden diese Frauen bitte unter 'büßen lassen'? Würden sie sie foltern? Oder sie sogar umbringen?

„Nehmt ihr das Handy.“, befahl die Anführerin mit verschränkten Armen und die zwei Frauen links und rechts neben ihr durchsuchten mit groben Handgriffen ihre Hosentaschen.
Die etwas festere Frau aus dem Trio riss triumphierend So-mis Handy aus ihrer Hosentasche und reichte es der Anführerin. „Entsperrcode?“, fragte sie monoton. So-mi hatte nicht vor ihnen den Code für ihr Handy zu sagen, weil diese fremden, boshaften Frauen keinen Zugriff darauf haben sollten, aber ihr Widerstand erstarb sofort, als die blonde und die festere Frau damit begannen, sie mit Fußtritten gesprächig zu machen.
Die schmerzhaften Fußtritte pressten ihr die Luft aus den Lungen, als sie sie in der Seite und an der Brust trafen. „1998! 1998 ist der Code!“, gab So-mi gequält von sich und die Tritte hörten auf.

Sofort hasteten die beiden Frauen zur Anführerin hinüber, sodass sie alle drei wie gebannt auf das erleuchtete Display starrten, als die eine den Entsperrcode eingab. Sie tippte darauf herum und dann begannen die drei auf einmal unisono so laut zu kreischen, dass es So-mi wie eine Sirene in den Ohren schmerzte.
„Oh mein Gott! Das sind echt die Nummern von BTS!“, schrie die eine mit greller Stimme. „Schau mal, sie haben ihr sogar Nachrichten geschrieben… Ooooh, ich glaube sie vermissen dich.“, witzelte die Anführerin und fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Du wirst dafür büßen, dass du meinen Namjoon so um deinen Finger gewickelt hast!“.

Mit diesen Worten stubste sie gespielt sanft So-mis gebrochenen Fuß an und diese schrie verzweifelt auf, als der Schmerz wie ein Netz aus Blitzen durch ihren gesamten Körper zog.
Danach drehten die drei Frauen sich einfach weg und verließen den Keller ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, weil sie wie gebannt auf So-mis Handy starrten, das sie mit sich nahmen.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt