Kapitel 94

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Bitte Kapitel 0 beachten :)
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„Komm setz dich zu mir, Liebes.“, winkte Frau Min So-mi sofort zu sich, sobald Yoongi und sie die Küche betraten. Sie folgte der Aufforderung und ließ sich am reichlich gedeckten Esstisch direkt neben Yoongis Mutter nieder, bevor sie sich fasziniert umsah.
Auch die Küche war herrlich geschmückt worden. Überall hingen grüne Girlanden mit roten und goldenen Kugeln, die damit wohl einem Christbaum nachempfunden waren. An die Fenster hatte Frau Min eine Art flüssigen Schnee gesprüht, in den sie große Schneeflocken und Weihnachtsmänner gezeichnet hatte.

Die gesamte Familie saß bereits an dem Tisch, an den Yoongi und sie sich nun auch gesetzt hatten und mit großen Augen musterte So-mi das aufgetischte Festmahl. Es wirkte fast wie aus einem Bilderbuch.
Überall standen Teller, Schüsseln, kleine Beilagen und verschiedene Hauptgerichte. So viele, dass man kaum noch den Tisch darunter erkennen konnte. „Das haben Sie alles selbst gemacht, Mrs. Min?“, staunte So-mi wie ein kleines Kind und Angesprochene lachte herzlich.
„Aber natürlich, Liebes. Du tust ja fast so, als hättest du noch nie ein Weihnachtsessen gesehen.“ Als So-mi daraufhin nichts erwiderte, sprang Yoongi für sie ein und fragte seine Mutter: „Können wir anfangen? Wir haben heute noch nichts gegessen.“

Daraufhin hatte Yoongis Mutter eifrig genickt und in den nächsten Stunden erlebte So-mi die heile Welt einer Familie. Stundenlang saßen sie alle gemeinsam am Tisch. Aßen, lachten, plauderten und erzählten sich die verschiedensten Dinge.
Obwohl So-mi sich eigentlich im Hintergrund halten wollte, fragte vor allem Geum-jae sie pausenlos irgendwelche Sachen. Von ihrem Job, über ihren Schulabschluss und ihre Hobbys, bis hin zu ihrer Haarfarbe - ob diese natürlich war - fragte er sie über alles aus.
Brav beantwortete sie seine Fragen und war sich aber immer bewusst, dass Yoongi ihr gegenüber saß. Immer wenn sein Bruder eine Frage stellte, die Yoongi und seinen Job betraf, überlegte So-mi zweimal wie sie auf die Frage antwortete, um Yoongi damit nicht irgendwie in eine Zwickmühle zu bringen, falls er etwas nicht hätte erzählen wollen. Umsonst horchte Yoongis Bruder sie immerhin nicht so aus.

„Und warum bist du heute bei uns und nicht Zuhause bei deiner Familie?“, plauderte er zwischen zwei Bissen und So-mi sah unsicher auf den Teller vor sich. Was sollte sie darauf antworten? Sie hatte keine Lust darauf, ihre Familiengeschichte jetzt und hier auszupacken und damit diese wunderschöne, weihnachtliche Stimmung zu zerstören.
„Versteh mich nicht falsch. Nicht, dass ich dich nicht hier haben möchte, aber ich wundere mich doch.“, hakte er nach. „Du siehst doch, dass sie nicht darauf antworten möchte, also lass sie in Ruhe, Hyung.“, antwortete Yoongi darauf und seine Mutter quietschte begeistert auf.
„Wie süß du So-mi verteidigst!“, quietschte sie viel zu hoch und wuschelte Yoongi durch die Haare, woraufhin er sich leise grummelnd beschwerte.
So-mi konnte sehen, dass seine Ohren daraufhin rot wurden, als auch sein Vater ihn mit dem Ellenbogen und einem Grinsen anstupste. So-mi konnte sich kaum ein Kichern verkneifen. Sie fand Yoongi so unheimlich niedlich, wenn er peinlich berührt war und es ließ ihr Herz schneller schlagen, wenn sie ihn in mitten seiner liebenden Familie beobachtete.

Mit der Zeit wurde es draußen dunkel und nun befand sich die festliche Atmosphäre auf ihrem Höhepunkt. Ein bisschen wehmütig sah So-mi nach draußen und beobachtete auch hier die dicken Schneeflocken, die vom Himmel rieselten. „Es ist schön, dass es pünktlich zum Heiligabend doch noch angefangen hat zu schneien, nicht wahr?“, lächelte Frau Min sie an, die auf einmal mit einigem Geschirr in den Händen neben ihr erschien.
So-mi nickte mit einem nostalgischen Lächeln und nahm der älteren Dame dann einige Teller aus den Händen. „Lassen Sie mich Ihnen helfen.“ Während der Rest der Familie mittlerweile ins Wohnzimmer gegangen war, um die anstehende Bescherung vorzubereiten, räumte Frau Min das benutzte Geschirr in die Küche. „Ach was, du bist ein Gast in unserem Haus. Setz‘ dich zu meinem Mann und den anderen ins Wohnzimmer.“
So-mi schüttelte vehement den Kopf und trug die Teller zur Spüle. „Ich möchte aber wirklich gerne helfen, als Dank für das leckere Essen.“
Daraufhin widersprach Yoongis Mutter ihr nicht länger und die beiden Frauen räumten gemeinsam den Tisch ab. Es herrschte ein angenehmes Schweigen zwischen ihnen beiden und während Frau Min die Reste des übriggebliebenen Essens in kleinen Dosen in den Kühlschrank räumte, wusch So-mi das Geschirr ab.

Zwischenzeitlich steckte Yoongi einmal kurz seinen Kopf durch die Tür, um nach ihnen beiden zu sehen, aber er sagte kein Wort und verschwand daraufhin gleich wieder.
Nachdem sie beide dann fertig waren, bedankte Yoongis Mutter sich noch einmal herzlich bei So-mi und sie gingen gemeinsam zu den anderen in das Wohnzimmer.
Staunend blieb So-mi bereits im Türrahmen stehen. Yoongis Vater hatte das Licht ausgeschaltet und das Feuer im Kamin so weit zurückgehen lassen, dass es nur noch leicht glimmte. Dafür war der Weihnachtsbaum hell erleuchtet.
Die geschmückten Lichterketten erhellten die buschige Tanne und den gesamten Raum in einem warmen Licht. >Wow… wie schön…<, dachte So-mi sprachlos. Ihr Blick fiel auf Yoongi, der mitten im Raum gestanden hatte und nun mit einem Lächeln zu ihr herüberkam.

Dabei lächelte er sie so liebevoll an, dass So-mis Puls aufgeregt zu flattern begann und sie ganz nervös wurde. Träumte sie gerade? Diese ganze Situation wirkte so unecht.
Die Szene war unglaublich romantisch und dieses liebevolle Lächeln von Yoongi ließ sie ganz vergessen, was in den letzten Wochen zwischen ihnen vorgefallen war. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch flatterten wild hin und her und als Yoongi ihr einen Arm um die Schultern legte, hatte sie Angst gleich in Ohnmacht zu fallen.
„Deine Augen leuchten wie die eines kleinen Kindes.“, flüsterte Yoongi ihr lächelnd zu und führte sie zum Sofa, um sich mit ihr gemeinsam zu seiner Familie zu setzen.

Sobald alle versammelt auf dem Sofa saßen, wurden die Geschenke ausgetauscht. Mit einem glücklichen Lächeln sah So-mi dabei zu, wie die Familie untereinander Geschenke übergab.
Geum-jae und seine Frau bekamen für ihren baldigen Nachwuchs einige Sachen, Frau Min bekam für ihre Hobbygärtnerei ein paar Blumentöpfe geschenkt und Herr Min bekam von Yoongi eine teure Flasche Whisky geschenkt, über die er sich sehr zu freuen schien.
„So-mi, für dich habe ich auch etwas.“, kam Frau Min auf einmal auf sie zu und So-mi riss überrascht die Augen auf. „W-was?“, gab sie überfordert von sich und nahm das kleine Paket in die Hände. „Das macht doch nichts. Los, mach es schon auf.“
Also öffnete So-mi das Geschenk vorsichtig und zog einen weißen Strickpullover hervor, der unheimlich kuschelig aussah. „Gefällt er dir? Den habe ich selbst gestrickt. Ich hoffe, dass er dir passt.“, offenbarte Yoongis Mutter ihr mit einem Lächeln.
„Vielen Dank. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.“, bedankte So-mi sich überfordert und schaute noch einmal glücklich auf den Pullover in ihren Händen.

Da fiel ihr etwas ein. „Oh!“, gab sie nur von sich und sprang auf, um nach oben zu ihrem Koffer zu laufen. Eilig kramte sie zwischen ihren Kleidungsstücken herum und hastete dann wieder über die Treppe nach unten, um zurück in das Wohnzimmer voller verwunderter Leute zu kommen.
„Ich habe auch etwas für dich zu Weihnachten.“, lächelte So-mi verlegen und reichte Yoongi ein kleines Päckchen.
„Wieso das? Ich habe aber nichts für dich?“, gab Yoongi erstaunt von sich und So-mi erwiderte: „Glaub mir. Das schönste Geschenk hast du mir damit gemacht, dass du mich heute mit hierher genommen hast.“
Yoongi schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte, weshalb er stattdessen sein Geschenk öffnete und mit großen Augen eine Polaroidkamera hervorholte. So-mi lächelte ihn an. „Auch wenn wir in letzter Zeit Schwierigkeiten miteinander hatten, musste ich dir diese Kamera einfach kaufen, als ich sie in der Stadt gesehen habe.“

Tatsächlich schien So-mi ihn damit sprachlos gemacht zu haben, denn er starrte sie einfach nur mit einem so intensiven Blick an, dass So-mi ein Schauer überkam.
>Yoongi ist ein so schöner Mann…<, dachte sie gedankenverloren, während sie sich in seinen Augen verlor.
„Mein Gott, ihr zwei! Da bekommt man ja noch einen richtigen Zuckerschock!“, kicherte Yoongis Schwägerin und So-mi zuckte leicht zusammen. Sie hatte alles um sich herum für einen Moment ausgeblendet und nur noch Augen für Yoongi gehabt, weshalb sie sich bei dieser Aussage leicht erschreckt hatte.
„Nun hör schon auf. Du siehst doch, dass es ihnen beiden peinlich ist.“, schimpfte Herr Min nicht ernst gemeint mit seiner Schwiegertochter und während So-mi hochrot wurde, konnte sie sehen, dass auch Yoongis Wangen eine ziemliche Färbung annahmen.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt