11. Kapitel

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Es hatte beinah zwei Wochen gedauert, bis ich wieder richtig gesund war. Die Grippe hatte mich komplett ausgeknockt. Die ersten 5 Tage tat ich nichts außer schlafen. Die folgenden Tage darauf verbrachte ich mit dem verschlingen von bestelltem Essen, True Crime Serien und Skype Anrufen von Grace. Nachdem ich ihr mitteilte, dass es mich ebenfalls erwischt hatte, musste sie etwas lachen. Es war beinah ironisch wie sehr ich davon überzeugt war, dass ich nicht krank werden würde und es dann direkt einige Stunden danach doch wurde. Ich musste zugeben, auch wenn die Symptome unangenehm waren, genoss ich ich es schon etwas. Ein Teil in mir konnte es natürlich kaum erwarten wieder gesund zu sein aber ein anderer Teil liebte es für so viele Tage ganz für sich alleine zu sein und nicht unter Menschen gehen zu müssen.

Während der einzelnen Episoden der Serien, erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich daran zurück dachte, was Sawyer getan hatte. Zuerst gab er seine Frühlingsrollen für mich auf und dann kaufte er ein und brachte mich nachhause. Diese fürsorglichen Züge überraschten mich doch etwas, was wahrscheinlich genau der Grund war warum ich so oft daran denken musste. Vielleicht war es das was Theo meinte, als er sagte, dass Sawyer eigentlich nett war wenn man ihn besser kannte. Aber ich kannte ihn ja eben nicht. Ich wusste, dass ich mich bei ihm dafür bedanken wollte. Ich empfand das nicht als selbstverständlich. Außerdem wollte ich ihm das Geld für die Dinge zurück geben, die er gekauft hatte. Mich beschäftigte der Gedanken, dass ich auf seine Hilfe angewiesen war und sie deshalb annahm.

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„Willkommen zurück." sagte Theo lächelnd, als ich in das kleine Büro in seinem Laden kam, in dem er auf seinem Sessel saß. Wie so häufig tippte er auf seinem Handy herum. Ich hatte mich innerlich schon darauf eingestellt, dass ein Spruch seinerseits zu meinem Aussehen kam. Durch die Symptome der Grippe hatte ich ein paar Kilo verloren, was man mir ansah. Meine Kleidung saß nun etwas lockerer, weshalb ich mich ein wenig unpässlich fühlte. Zu meinem Glück sagte er aber nichts dazu. Ich war es von den Leuten aus Atlanta gewöhnt gewesen, dass sie in solchen Fällen Sprüche brachten. Dass sie generell Sprüche zu dem Aussehen von anderen machten. Vielleicht lag der Unterschied darin, dass Theo älter war und sich dementsprechend nicht so unreif aufführen würde, indem er den Körper einer Frau oder generell eines Menschen kommentierte. Dennoch fiel mir sein kurzer Blick auf.

„Danke." entgegnete ich knapp und setzte mich auf den schwarzen Drehstuhl vor dem dunkelbraunen Holzschreibtisch auf dem etwas Unordnung herrschte. Es stapelte sich ein überschaubare Menge an Papieren, was mich aber überraschte, da ich einiges mehr erwartet hatte.

„Die Bestellungen habe ich während deiner Abwesenheit selbst gemacht. Du müsstest nur die Bücher aktualisieren aber das eilt nicht. Das kannst du auch im Laufe der Woche machen." gab Theo wieder, als er meinen überraschten Blick bemerkte. Es war wirklich aufmerksam von ihm. In den ganzen letzten Monaten, in denen ich für ihn arbeitete, fiel mir immer öfter auf, was er für ein lieber Mensch war. Ich mochte ihn wirklich gerne. Wie einen Freund.

„Hattest du viel zu tun in den letzten 2 Wochen oder ging es?" fragte ich und drehte mich mit meinem Stuhl in seine Richtung, um ihn anzusehen. Er sperrte sein Handy, legte es sich in den Schoß und richtete seine Aufmerksamkeit auf mich.

„Es war nicht sehr viel mehr als sonst. Ich habe ein paar Sachen abbestellt die sich nicht so gut verkaufen. Und ich habe vorne die Regale etwas umsortiert. Ansonsten habe ich unten meistens mit Sawyer gearbeitet." erwiderte er und lehnte seinen Kopf jetzt gegen die Lehne des Sessels und gähnte.

„Ist er heute gar nicht da?" Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich ihn hier heute antreffen würde und die Gelegenheit nutzen könnte um kurz mit ihm zu sprechen. Aber daraus wurde wohl nichts.

„Nein. Er hat gerade selbst recht viel zu tun und wir machen erst weiter, wenn er wieder mehr Luft hat." erklärte er und erhob sich anschließend. „Ich hole mir einen Kaffee. Möchtest du auch einen?"

Between Tears and Whisky SourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt