21. Kapitel

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Sawyer {6 Jahre früher}

„Darf ich vorstellen? Das ist Theodor. Theodor, das ist mein Bruder." sagte Blake und klopfte mir kurz auffordernd auf die Schulter, nachdem er eine Handbewegung zwischen uns hin und her gemacht hatte. 

„Theo." antwortete der Typ vor mir, mit Flanellhemd und Brille, als er mir die Hand reichte. Ich nahm sie an und schüttelte sie für einen Moment. „Ich hab schon einiges von dir gehört." 

„Du bist also das Gesicht hinter dem grandiosen Alkohol, von dem Blake ständig redet." stellte ich fest und ließ seine Hand wieder los. Seit ich mich vor ein paar Monaten dazu entschlossen hatte seine Hilfe anzunehmen und mir meine Bar Stück für Stück aufzubauen, lag er mir damit in den Ohren, dass ich Theodor kennenlernen müsste. Denn dieser wäre in der Lage mir den Alkohol zu liefern, den ich für eine herausragende Bar benötigte. Und hier standen wir nun. Zwei Wochen, bevor ich plante meine Bar zu eröffnen.

„Anscheinend bin ich das." gab er bescheiden wieder, nachdem sein Blick für eine Sekunde zu meinem Bruder wanderte. 

„Woher kennt ihr euch?" fragte ich und sah nun ebenfalls für einen Moment zu Blake, der sich allerdings von uns abwendete und mit langsamen Schritten auf den noch leeren Thekenbereich zuging, um sich kurz danach entspannt gegen den dunklen Tresen zu lehnen. 

„Durch gemeinsame Bekannte." antwortete er nur knapp. Bedeutete das etwa, dieser Theo wusste von den Geschäften meines Bruders? Wusste er, wie er sein Geld verdiente? Ich war mir fast sicher, dass es so war.

„Alles klar." 

„Hast du schon eine gewisse Vorstellung, was deine Auswahl betrifft?" fragte Theo und beäugte für eine Weile den Bereich der Bar. Sein Blick blieb an der verspiegelte Wand hinter der Bar hängen, wo der Alkohol stehen würde. 

„Nicht konkretes was die Brands angeht." verneinte ich. Logischerweise wusste, ich welche Grundausstattung ich brauchte und haben wollte, aber nicht, welche Hersteller.

„Das ist kein Problem. Ich schlage vor, du kommst für ein Tasting zu mir in den Laden." sagte er und griff in seine Hosentasche um eine Visitenkarte herauszuziehen und sie mir zu reichen.

„Okay." willigte ich ein und nahm die Visitenkarte an mich, um einen kurzen Blick darauf zu werfen. Die Ränder waren etwas geknickt, weshalb ich vermutete, dass sie sich schon eine Weile in seiner Hosentasche befand. Es stand sein Namen, eine Nummer und eine Adresse darauf. 


June {Heute}

Der Abend in dem ich das MDMA genommen hatte, war nicht ansatzweise so toll, wie ich es mir vorstellte. Nicht so, wie ich es aufgrund meiner gemacht Erfahrungen erwartete. Als ich Sawyers Wohnung verlassen hatte, prasselten unendlich viele Gedanken zu allem möglichen Dingen auf mich ein. Eigentlich wollte ich noch den anderen Teil der Tablette nehmen, um mehr von den guten Dingen zu spüren. Aber ich tat es nicht. Also legte ich mich einfach in mein Bett, um zu schlafen. Nicht wissend, was mich in der Nacht erwarten würde. Jede halbe Stunde erwachte ich extrem schwitzend und zitternd, aus unendlich lang wirkenden Alpträumen. Das Runterkommen fühlte sich damals anders an. Womöglich weil ich damals in Gesellschaft von meinen Freunden war und nicht alleine. Gegen Morgen, als mein Körper die Droge allmählich abgebaut hatte, war ich langsam in der Lage immer öfter für längere Zeit zu schlafen. 

Mein Erster Gedanke als ich nach einem leichten und unangenehmen Schlaf aufwachte: Ich wünschte, ich wäre tot! So elend fühlte ich mich. Ich wusste, dass die depressiven Symptome nach dem Konsum normal waren, wegen der leeren Serotoninspeicher. Trotzdem fühlte es sich an, als würde ich nie wieder glücklich werden. Als gäbe es nichts mehr auf diesem Planeten, was mir auch nur ein einziges positives Gefühl bescheren konnte. Warum also länger hier bleiben? Meine Gedanken schweiften immer öfter zu Grace und es hätte mich beinah zum weinen gebracht, als ich daran dachte, wie ich sie behandelt hatte. Sie war der wichtigste Mensch in meinem Leben und die letzte Person die es verdiente.

Between Tears and Whisky SourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt