25. Kapitel

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Ich hasste mich so dermaßen dafür, dass ich trotz meiner Überzeugungen nicht für mich einstehen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass irgendwas mit mir nicht stimmte. Womöglich litt ich an einer ernsthaften, psychischen Störung, wegen der ich immer wieder, solche dämlichen Entscheidungen traf. Ich hasste auch Sawyer dafür, dass er vorhin in das Büro gekommen war und mich mit Worten zurück gelassen hatte, die in mir das Bedürfnis nach Harmonie weckten, so dass ich hier, spät abends, vor seiner Tür stand.

Dabei fing es so gut an. Fest entschlossen die Sache abzuhaken, war ich nach der Arbeit nachhause gefahren. Ich hatte mir etwas gemütliches angezogen, eine Nudelsuppe gekocht, von der ich außer zwei Löffel nichts runterbekam und schaltete mir anschließend einen Film an, um den Abend so positiv wie möglich, ausklingen zu lassen. Vergeblich.

Sofort bemerkte ich die in mir herrschende Nervosität, als ich einen Schritt aus dem Fahrstuhl machte, nachdem ich in der obersten Etage angekommen war. Meine Hände waren eisig kalt, weshalb ich sie in meinen Jackentaschen, in dem warmen Stoff vergrub. Wahrscheinlich war ich so nervös, weil ich nicht wusste, was genau in den nächsten paar Minuten passieren würde.

Als ich meinen Blick langsam vom Boden aufrichtete, stellte ich fest, dass Sawyer diesmal nicht an der Tür stand, wie die ganzen anderen Male, wenn ich hier her kam. Seine Wohnungstür war zwar geöffnet, allerdings nur einen Spalt breit angelehnt. Das Licht im Hausflur war wieder erloschen und aus dem Spalt drang ein sanftes Licht, in den dunklen Hausflur. Ein Bild, das dafür sorgte, dass sich unschöne Erinnerungen in meinem Gedächtnis breit machten..

Nachdem ich ein paar weitere Schritte aus dem Fahrstuhl getreten war, hielt ich für eine kurze Weile davor inne und lauschte nach möglichen Geräuschen. Die einzigen Geräusche die ich vernehmen konnte, waren die, wie Sawyer in der Küche stand. Es klang danach, als würde er Drinks machen.

Sanft drückte ich, mit meiner noch immer kalten Hand, die Wohnungstür weiter auf, um eintreten zu können. Sofort umhüllte mich eine angenehme Wärme, als ich eingetreten war und sie, fast lautlos, hinter mir geschlossen hatte. Zuerst zog ich meine Jacke aus und hängte sie an die gewohnte Stelle. Danach entledigte ich mich auch meinen Stiefeln und schob sie etwas an den Rand, neben die Tür.

Als ich ein paar Schritte aus dem Eingangsbereich raus und in den Loft hinein gemacht hatte, war ich direkt wieder von der atemberaubenden, beleuchteten Londoner Skyline überwältigt und eingenommen. Je mehr ich mich der offenen Küche und dem Wohnbereich näherte, desto stärker spürte ich mein Herz gegen meine Brust hämmern. Plötzlich empfand ich es als Fehler, dass ich hier her gekommen war. Ich verspürte Sawyer gegenüber solch einen starken Groll, dass mein Herz zu rasen begann, wenn er in meiner Nähe war.

Ohne meinen Blick von dem leuchtenden London abzuwenden, lief ich an dem Bereich der Küche vorbei. Aus dem Augenwinkel nahm ich seine Bewegungen war und auch, wie er für einen Moment zu mir rüber sah. Ein paar Meter weiter, setzte ich mich, noch immer aus dem Fenster blickend, auf die große Couch. Keiner von uns sagte etwas. Ich saß einfach nur stumm da, starrte nach draußen und lauschte den Geräuschen, die entstanden.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, wurde ich plötzlich aus meiner unabsichtlichen Trance gerissen. Anscheinend hatte ich etwas vor mich hingeträumt. Sawyer war mittlerweile aus der Küche gekommen und stand nun direkt vor mir. Ich spürte, wie sein Blick zu mir hinunter fiel. Meine Aufmerksamkeit legte sich jetzt auf seine Hand, in der er ein Glas hielt, welches er mir reichte. Für eine Sekunde zögerte ich aber nahm es schließlich an, bevor ich meinen gesenkten Blick darauf richtete. Er hatte mir einen Whisky Sour gemacht. Ich merkte, dass ich etwas melancholisch bei dem Gedanken wurde, dass dies das letzte Mal war, wo ich seinen Whisky Sour trank. Vielleicht war das ein guter Beginn für mich, damit aufzuhören. Mir war bewusst, dass ich nie wieder irgendwo einen vergleichbaren bekommen würde. Alles andere wäre bloß enttäuschend. Ich würde mir einfach einen neuen Drink suchen, der mich genauso glücklich machte, wie dieser hier..

Between Tears and Whisky SourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt