Der Ausdruck, der in Sawyers Gesicht lag, war unlesbar. Seine Miene war so undurchdringlich, dass ich nicht einmal vermuten konnte, was ihm gerade durch den Kopf ging.
„Wie gesagt, ich wollte etwas trinken, aber ich wusste nicht, dass die Bar heute geschlossen ist", antwortete ich, um diese unangenehme und ohrenbetäubende Stille zu durchbrechen, die im Raum herrschte. Dabei sah ich kurz zurück zu seinem Bruder, der noch immer dieses amüsierte Lächeln auf seinen Lippen hatte, während er zwischen Sawyer und mir hin und her sah. Als ich sprach, ging ich ein paar Schritte rückwärts in Richtung der Tür, um zu signalisieren, dass ich wieder gehen wollte. Ich fühlte mich etwas wohler bei dem Gedanken, dass ich es ein zweites Mal laut ausgesprochen hatte, dass ein Drink der Grund für mein Erscheinen war. Auch wenn sich der Ausdruck in Sawyers Gesicht nichts anmerken ließ, wusste ich, dass er wusste, dass es nicht der Drink war, weshalb ich hier war.
„Ich bin mir sicher, Saw hat nichts dagegen, dir einen zu machen. Schließlich ist er darin sehr gut. Wie auch in anderen Dingen. Aber das weißt du vermutlich", sagte Blake erneut und richtete seinen Blick von ihm zurück zu mir. Dabei nahm er wieder einen Schluck aus seinem Glas.
Möglicherweise lag es daran, dass ich betrunken war und meine Hemmschwelle gesunken und meine Aggressionsschwelle erhöht war, aber seine bestimmende Art machte mich wütend. Die Art, wie er mit mir redete und über den Kopf seines Bruders hinweg entschied, brachte mein Blut zum Kochen.
„Ja, ich weiß. Neben den Drinks ist er auch ziemlich gut in zwischenmenschlicher Kommunikation. Vielleicht kannst du etwas von ihm lernen", antwortete ich ernst, ohne meinen Blick von ihm abzuwenden. Dieser Typ ging mir wahnsinnig auf die Nerven, und ich hatte keine Lust, mich länger einschüchtern zu lassen. Wäre ich nüchtern, würde die ganze Situation womöglich anders aussehen. Aber das war ich nun mal nicht...
Jetzt schmunzelte er und ließ seine Augen für einen Moment zwischen meinen hin und her pendeln. „Da hast du Recht. Ich handle Dinge tatsächlich ganz anders als mein Bruder. Allerdings nicht weniger effektiv", gab er wieder.
„Blake...", vernahm ich nun Sawyers raue Stimme, weshalb ich, etwas irritiert, meinen Blick für den Bruchteil einer Sekunde von Blakes Augen abwendete und zu ihm rüber sah. Sein ernster Blick war auf seinen Bruder gerichtet. Ich war mir nicht sicher, ob ich mir das nur einbildete, aber seine Körperhaltung wirkte plötzlich nicht mehr ganz so entspannt wie noch zuvor.
„Ich sehe schon. Offensichtlich fährst du eher die Schiene des dominanten Alpha-Männchens, das verzweifelt versucht, Eindruck zu machen – vor allem vor deinem Bruder. Es ist aber klar, dass es bei dieser ganzen Show hier eher um Sawyer geht als um mich. Du willst etwas, von dem du glaubst, dass es ihm gehört, um dich groß, mächtig und überlegen zu fühlen, richtig? Wenn man diese aufgeblasene Hülle, die dich umgibt, mal außen vorlassen würde, würde sich dahinter mit Sicherheit nur ein verletzter kleiner Junge verbergen", sagte ich, als ich meine Aufmerksamkeit zurück auf Blake gerichtet hatte, der noch immer vor mir stand.
Ich wusste nicht genau, was ich für eine Reaktion auf meine Aussage erwartet hatte, als ich diesem Kerl vor Augen führte, was ich über ihn dachte. Möglicherweise, dass er es sein lassen würde, mich jedes Mal aufs Neue, wenn er mich sah, in eine Situation zu bringen, in der ich mich unwohl fühlte. Nachdem diese Worte meinen Mund verlassen hatten und ich merkte, dass sich sein eben noch amüsierter Gesichtsausdruck verflüchtigte und ernst wurde, machte sich plötzlich ein Unbehagen in mir breit. Zuerst vernahm ich nur die mahlende Bewegung seines angespannten Kiefers und wie er mich stumm betrachtete. Dann, einen kleinen Moment später, merkte ich, wie die Rückseite seiner Hand mich im Gesicht traf.
Sofort spürte ich, wie sich ein dumpfer, pochender Schmerz von Sekunde zu Sekunde von meiner Wange ausgehend in mein komplettes Gesicht und in meinen Kopf ausbreitete. Es dauerte eine Weile, um zu realisieren, was gerade passiert war, weshalb ich einfach nur so da stand. Zuerst war mein Blick seitlich auf den Boden gerichtet, hob ihn dann aber wieder, um ihm zurück ins Gesicht zu sehen.
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Between Tears and Whisky Sour
Teen Fiction{1. Teil der Preposition-Trilogie} Nachdem June die Liebe ihres Lebens in flagranti erwischt, verlässt sie ihre Heimat Atlanta und zieht nach London. Sie verspricht sich, nie wieder eine Träne für ihr vergangenes Leben, ihren Ex-Freund oder sonst ei...