12. Kapitel

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Der Gedanke an das, was Sawyer mir gesagt hatte, ließ mich absolut nicht mehr los. Von Beginn an war ich mir sicher, dass es nichts einfacheres gäbe als ihm diese Frage zu beantworten. Ein simples 'Nein'. Ohne Erklärung. Aus dem ganz einfachen Grund, dass es genau meinem Prinzip widersprach. Ich schlief grundsätzlich nicht öfter als 1x mit einem Typen. Dadurch, dass er Theo kannte und sich hin und wieder in seinem Laden aufhielt, würde ich ihn sehen und das war ein großer Minuspunkt. Außerdem hatte Theo mir, aus welchem Grund auch immer, geraten mich von ihm fernzuhalten, was ich mir zu Herzen nehmen wollte...

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Ich: Hier ist June. Das ist keine gute Idee und ich entscheide mich dagegen.

Nachdem ich Sawyer diese Sätze geschickt hatte, legte ich mein Handy wieder neben mich auf meine Bettdecke. Meinen Blick richtete ich zurück auf den Bildschirm meines Laptops, um meine Serie weiterzusehen. Ich dachte, dass ich aufhören würde darüber nachzudenken, wenn ich nein sagte, aber das tat ich nicht. Ganz im Gegenteil. Ein Teil in mir war nämlich sehr angetan von dieser Vorstellung. Auch ich fand ihn auf der physischen Ebene anziehend und das, seit dem Moment in dem ich ihn damals das erste Mal hinter der Bartheke stehen sah. Dadurch, dass er sich aber von Anfang an wie ein Arschloch verhielt, kam ich gar nicht an den Punkt, dass ich mir das eingestand. Das vibrieren meines Telefons riss mich aus meinen Gedanken.

Sawyer: Lass uns drüber reden..

Ich: Ich habe mich entschieden. Überreden bringt nichts!

Innerhalb einer Sekunde, in der ich eine weitere Nachricht an ihn geschickt hatte, tauchte plötzlich seine Nummer auf meinem Handy-Display auf. Ich stockte und ließ es eine Weile klingeln. Impulsiv wollte ich ihn wegdrücken aber hob es dann schließlich doch ab. Bevor ich etwas sagte, tat er es.

„Ich habe nicht vor dich zu überreden, June." sagte er mit seiner gewohnt rauen Stimme ins Telefon. Er hatte auch schon gestern angekündigt, dass er darüber reden wollte, egal wie ich mich entscheiden würde.

„Sondern? Ein nettes Pläuschen halten?" fragte ich ironisch. Meinen Laptop hatte ich jetzt zugeklappt und neben mich auf mein Bett gleiten lassen.

„Ich lese aus deiner Nachricht, dass du Befürchtungen hast, was das angeht." stellte er fest.

„Ja." gab ich ehrlich zu. Mittlerweile war ich von meinem Bett aufgestanden und an das Fenster gelaufen. Mit meiner einen Hand strich ich über die weiß lackierte Fensterbank und lehnte mich anschließend dagegen. Meinen Blick richtete ich auf die dämmernde, verregnete Straße, welche von einer flackernden Laterne beleuchtet wurde.

„Und welche wären das?" Seine Stimme klang ruhig und entspannt. Überhaupt nicht fordernd oder ähnliches.

„Dass das, was du willst, nicht das ist, was ich will." antwortete ich jetzt. Ich hatte zu viele Befürchtungen was diese Sache betraf und ich wusste nicht mal wo genau ich anfangen sollte, wenn ich ihm diese aufzählen wollte. Natürlich wollte ich etwas unkompliziertes. Etwas, über das ich mir nicht den Kopf zerbrechen musste. Etwas, zum runterkommen. Etwas, das sich auf der einen Ebene gut anfühlte aber mich auf einer anderen überhaupt nichts spüren ließ.

„Was genau willst du?"

Für eine Weile hielt ich inne, um über die Worte nachzudenken, die ich ihm sagen wollte. „Keine zwischenmenschlichen Gefühle. Kein emotionales Gerede. Nichts, was über das körperliche hinausgeht." Dies waren meine Bedingungen an denen ich festhalten würde, wenn das funktionieren sollte.

„Ich dachte, es wäre klar gewesen, dass ich nichts anderes meine." Der Ausdruck in seiner Stimme hatte sich augenblicklich verändert. Er klang jetzt kühl.

Between Tears and Whisky SourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt