49. Kapitel

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Obwohl Grace anzumerken war, dass sie gerne mehr über den mysteriösen Typen wissen wollte, der eine größere Rolle in meinem Leben spielte, als mir lieb war, akzeptierte sie es, dass ich dennoch kein Wort über ihn verlor. Auch nicht, als sie bemerkte, wie ich unauffällig versuchte, einen Anruf zu ignorieren, der im Laufe des Abends auf meinem Telefondisplay erschien.

Die Tatsache, dass er versuchte, mich zu erreichen, ließ mich schlucken. Auch als er es am darauffolgenden Tag ein paar Mal versuchte. Das letzte Treffen bei ihm zuhause war nun ein paar Tage her, und ich hatte eigentlich gedacht, dass die Worte, mit denen ich ihn vor meinem Abgang zurückgelassen hatte, Grund genug wären, um sich kein weiteres Mal bei mir zu melden. Aber offensichtlich hatte ich mich geirrt, weshalb sich leichte Panik in mir breitmachte. Was war der Grund für seine Anrufe? Hatte sein Bruder die Bombe etwa platzen lassen? Was auch immer es war, ich würde ihn nicht zurückrufen...

-

„Wie viele hast du von dem hier bestellt?" fragte Theo flüchtig, während er eine Flasche Scotch betrachtete, die er in seiner Hand hielt, nachdem er sie aus einer großen Holzkiste mit der aktuell eingetroffenen Bestellung gezogen hatte.

„Nur diese. Das ist einer von denen, die du erst testen wolltest", antwortete ich und kreuzte die Flasche auf einer Liste als eingetroffen an.

Es war Dienstagvormittag, und Theo hatte mich gebeten, ihm mit der neuen Bestellung zu helfen. Obwohl ich mittlerweile nur noch abends und von Zuhause aus arbeitete, tat ich es, auch wenn ich mich ziemlich unwohl fühlte, im Laden zu sein. Jedes Mal, wenn die Klingel der Tür ertönte und jemand durch die Eingangstür trat, machte mein Herz einen kurzen Aussetzer. Ich fürchtete mich davor, dass Sawyer möglicherweise hier auftauchen könnte. Dennoch, selbst wenn dies der Fall sein sollte, vertraute ich darauf, dass er aus der Sache zwischen uns vor Theo kein großes Ding machen würde.

„Ich hatte ihn anders erwartet. Dunkler", murmelte er jetzt etwas unzufrieden vor sich hin, während er seinen Blick für einen Moment von der Flasche löste und ihn dann auf mich richtete. „Könntest du mir das Prospekt der Firma holen? Das müsste im Büro liegen", fragte er.

„Sicher", entgegnete ich und legte die Liste und den Stift auf einen der Tische ab, auf dem sich bereits einige der neuen Flaschen angesammelt hatten.

Mit entspanntem Schritt lief ich von dem hinteren Teil des Ladens, in dem wir uns befanden, nach vorne, durch den Verkaufsbereich hindurch und in das kleine Büro, wo ich als erstes nach meiner Wasserflasche griff, die auf dem Schreibtisch stand. Mit etwas zittrigen Händen öffnete ich sie und trank einige große Schlucke. Mir war schwindelig und übel, weshalb ich mich kurz erschöpft auf dem Schreibtischstuhl niederließ. 

Nachdem ich getrunken und die Flasche wieder von meinen Lippen abgesetzt hatte, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie das Display meines Telefons aufleuchtete, das ebenfalls auf dem Schreibtisch lag. Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte ich, aber als ich erkannte, dass es sich diesmal nicht um Sawyer handelte, hob ich ab.

„Hallo, Dr. Hughes", sagte ich mit ruhiger Stimme ins Telefon, als ich wusste, dass es sich dabei um den erwarteten Rückruf meiner Gynäkologin handelte.

„Guten Morgen, Ms. Collister. Wie geht es Ihnen?", fragte sie in freundlichem Ton.

„Den Umständen entsprechend, danke", gab ich knapp wieder und erhob mich jetzt von dem Schreibtischstuhl, auf dem ich saß. Dann lief ich mit langsamen Schritten durch das Büro, an das große Fenster und richtete meinen Blick auf die graue und vom letzten Regen nasse Straße.

„Wie bei unserem letzten Termin ausgemacht, rufe ich an, um mit Ihnen noch ein paar Dinge zu besprechen. Passt es Ihnen im Moment?"

„Ja", gab ich wieder und umklammerte mit meiner einen Hand fest die Fensterbank, an die ich mich nun lehnte.

Between Tears and Whisky SourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt