47. Kapitel

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Sawyer {5 Jahre früher}

Ich wusste genau, dass ich mit dem Feuer spielte und mich ordentlich verbrennen konnte, als ich meinem Bruder ein Ultimatum stellte. Dennoch tat ich es nicht, weil nicht nur Blake mich kannte und wusste, wie er mich instrumentalisieren konnte, sondern auch, weil ich ihn nach all den Jahren kannte. Nachdem mir bewusst wurde, dass ich im Gegensatz zu ihm nichts zu verlieren hatte, konnte ich das Spiel zu meinen Gunsten drehen. Er konnte nicht riskieren, dass ich aus dem aussteigen würde, was er akribisch durchdacht und geplant hatte, um einen Haufen Kohle zu machen. Aus diesem Grund war es das kleinere Übel für ihn, meiner Bedingung nachzukommen. Und das tat er...

Es waren ein paar Wochen vergangen, seit ich meinen Bruder das letzte Mal gesehen hatte. Wie wir es vereinbart hatten, war Theo die Person, die sich in meinem Laden um Blakes Geschäft kümmerte. Er hatte die Dinge zuverlässig im Blick und sorgte dafür, dass alles nach Plan funktionierte. Und das sogar so gut, dass ich nichts davon mitbekam und wie gewohnt den Betrieb der Bar genießen konnte. Erst in dieser Zeit merkte ich, wie gut es sich anfühlte, wenn Blake keinerlei Raum in meinem Leben einnahm. So gut, dass ich nicht ein Mal an den Punkt kam, an dem ich drohte, meine Entscheidung zu bereuen.

-

Es war Freitag, und der Laden war so gut besucht, dass er beinahe aus allen Nähten platzte. Obwohl ich ursprünglich geplant hatte, hinten im Büro zu sitzen um einige Dinge zu erledigen, die offen geblieben waren, konnte ich es nicht sein lassen, nicht an die Bar zu gehen. Jedes Mal aufs Neue verspürte ich das unwiderstehliche Verlangen und wie glücklich es mich machte, wenn ich es tun konnte. Während ich arbeitete und erneut für einen kurzen Augenblick über die Dinge nachdachte, die ich Blake gesagt hatte, musste ich feststellen, dass den Laden zu verlieren doch mehr mit mir gemacht hätte, als ich es vor ihm zugegeben hätte. Umso erleichterter war ich wegen der Tatsache, dass er meine Drohung ernst genug nahm.

„Kann ich kurz mit dir reden?", vernahm ich eine sanfte mir bekannte Stimme durch die Lautstärke der Bar dringen, so dass sie mich schlagartig aus meiner Konzentration riss, als ich gerade dabei war, die Zutaten für einen Moskau Mule in den Shaker zu geben. Sofort richtete ich meinen Blick auf und erblickte Mavis, die mir gegenüber an der Bar lehnte. Ihr Gesichtsausdruck wirkte zum einen etwas besorgt aber trotzdem umspielte ihre Lippen ein leichtes Lächeln.

„Nein", entgegnete ich knapp und löste meine Augen wieder unbeirrt von ihren, um zurück zu dem zu sehen, was ich gerade tat. Seit dem letzten Mal waren ein paar Wochen vergangen. Auch wenn der Konflikt, der bis dato zwischen uns herrschte, vorübergehend geklärt war, wollte ich nicht, dass solche Treffen zur Gewohnheit wurden. Ich dachte mir schon, warum sie hier war...

„Sawyer, bitte", sagte sie erneut. Die Dringlichkeit in ihrer Stimme war nun deutlich rauszuhören, weshalb ich meinen Blick wieder zurück in ihr Gesicht richtete.

„Ich arbeite", gab ich nochmals knapp zurück. Daraufhin schloss ich den Shaker mit den Zutaten für den Drink und schüttelte ihn für einen Moment. Der Ausdruck, der sich jetzt in ihr Gesicht legte, zeigte mir, dass sie trotz meiner Worte nicht gehen würde.

„Dann nehme ich einen Joy Division und 5 Minuten deiner Zeit", erwiderte sie, als ich den Shaker erneut geöffnet und den Inhalt in ein vorbereitetes Glas gegossen hatte. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie ihre Augen aufmerksam der Bewegung meiner Hände folgten.

Obwohl mein erster Impuls war, sie rauszuschmeißen, tat ich es nicht. Denn mein zweiter Impuls, sie aufgrund der schlechten Laune, die ihr Besuch mit sich brachte, anzufahren, schien mir verlockender.

„Aber nicht hier. Komm mit nach hinten", antwortete ich schließlich und deutete mit einer Kopfbewegung um die Bar herum und auf die Tür, die zum hinteren Teil des Lokals führte. Zu der Tür und dem Bereich, den sie eh schon kannte, nachdem sie vor einer Weile ungebeten nach hinten gekommen war, als Blake sie dazu bringen wollte, mich zu überreden.

Between Tears and Whisky SourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt