29. Kapitel

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Nachdem ich Sawyers Wohnungstür, fast geräuschlos, hinter mir in das Schloss gezogen hatte, lief ich mit langsamen und regelmäßigen Schritten die Treppenstufen, durch das Wohnhaus, nach unten. Während ich gedankenverloren vor mich hin ging, versprach ich mir, dass ich, sobald ich aus der Wohnhaustür hinaus und auf die Straße trat, diese Sache hinter mir lassen würde. 

Ich war zwar nicht traurig, dass es nun zu Ende war, aber glücklich war ich auch nicht wirklich. Es war irgendwie schade, denn trotz der anfänglichen Schwierigkeiten zwischen uns und diesem einen unschönen Vorfall neulich Nacht, fühlte es sich recht gut mit ihm an. Sein Körper auf meinem, fühlte sich gut an und das könnte mir fehlen. Auch wenn ich nicht wollte, dass es so war..

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„Ist es wegen deinem Gehalt? Ich bin bereit dir mehr zu zahlen." sagte Theo und nahm einen Schluck aus seiner Tasse, während er lässig in seinem Sessel saß und mit verwirrt wirkender Miene zu mir rüber sah.

Heute war der erste Tag, an dem ich zurück im Laden war, nachdem Sawyer und ich die Sache zwischen uns beendet hatten. Zu meinem Glück, war er nicht hier. Ich nahm an, dass er solange nicht hier her kommen würde, bis er sicher war, dass ich tatsächlich gekündigt hatte und er mich nicht mehr antreffen würde. Da es auch das war, was ich wollte, war meine Kündigung das Erste was ich aussprach, als Theo gegen Vormittag ins Büro kam. 

„Nein, es liegt nicht am Gehalt." versicherte ich und schüttelte meinen Kopf. Ich dachte mir schon, dass er meine Kündigung nicht kommentarlos akzeptieren würde. 

„Sondern?" fragte er und beugte sich jetzt vor, so dass er seine Ellenbogen auf seinen Beinen abzustützen konnte. Die Kündigung kam für ihn aus heiterem Himmel. Es war verständlich, dass er wissen wollte, was der Grund dafür war. Ich wusste, dass er mir eine Lüge nicht abkaufen würde, weshalb ich es gar nicht erst versuchen wollte, ihm eine aufzutischen. Außerdem mochte ich ihn und ich wollte nicht so respektlos sein und ihn belügen.

„Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Es hat private Gründe." antwortete ich nun schulterzuckend, nachdem ich für eine Weile stumm in meine Tasse hineingeblickt und über meine nächsten Worte nachgedacht hatte. 

„Du weißt, dass du mit mir reden kannst, oder? Das habe ich dir schon einmal gesagt. Auch wenn du das wahrscheinlich nicht hören möchtest." entgegnete Theo jetzt mit ruhiger aber eindringlicher Stimme. 

„Ich weiß. Danke." sagte ich knapp und rührte etwas nachdenklich in meiner Tasse. Obwohl die Arbeit hier in seinem Laden weder anspruchsvoll noch spannend war, würde ich es vermissen hier her zu kommen. Die Flexibilität und den Freiraum den er mir ließ, war etwas, das ich zu jeder Zeit genoss und wertschätzte. Er ließ es nie raushängen, dass er mein Boss war, indem er mir sagte, was ich zu tun hatte. Und dafür war ich dankbar.

„Es tut mir leid, dass ich dich weggeschickt habe." durchbrach seine Stimme jetzt nach einer gefühlten Ewigkeit die Stille zwischen uns, weshalb ich wieder zu ihm aufsah. Auch er starrte nun gedankenverloren vor sich hin. 

„Was?" fragte ich etwas verwirrt. 

„Letztens. Als Sawyer hier war, habe ich dich weggeschickt. Das tut mir leid." erläuterte er und nahm erneut einen Schluck aus seiner Tasse. 

„Das ist schon okay. Ihr hattet offensichtlich etwas zu klären." gab ich wieder. Ich konnte verstehen, dass er so gehandelt hatte. Wäre ich an seiner Stelle in dieser Spannungsgeladenen Situation gewesen, hätte ich eine dritte Person womöglich auch weggeschickt, weshalb ich es ihm nicht übel nahm. 

„Ändert es etwas an deiner Kündigung, wenn ich dir sage, dass sowas nicht nochmal passieren wird?" fragte er jetzt und sah mich wieder an. Durch die Art wie er mich ansah, tat er mir sogar etwas leid. Ich vermutete, dass er dachte, er wäre der Grund für meine Kündigung. 

„Nein tut es nicht. Denn sie hat nichts mit dir oder dem Laden zu tun, Theo. Das schwöre ich dir. Du bist der beste Chef, den ich je hatte und wenn ich könnte, würde ich bleiben. Aber das kann ich nicht." erklärte ich und lächelte ihn leicht an.  

„Warum nicht? Vielleicht kann ich dir helfen." bot er an und lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück. Für den Bruchteil einer Sekunde, dachte ich tatsächlich darüber nach, ihm davon zu erzählen. Aber der Gedanke daran, das die Worte, dass ich mit Sawyer geschlafen hatte, über meine Lippen gehen würden, sorgte dafür, dass ich es mir augenblicklich wieder aus dem Kopf schlug. Ich war nicht bereit mich derartig vor ihm zu entblößen und zu gestehen, dass ich es getan hatte, obwohl er mir damals riet, mich von ihm und seinem Bruder fernzuhalten. Weil ich blöd genug war diesen Fehler zu machen, musste ich ihn auch alleine ausbaden und die Konsequenzen dafür tragen.

„Kannst du nicht." erwiderte ich kopfschüttelnd und senkte erneut meinen Blick. „Aber ich bleibe noch so lange, bis du jemand neues gefunden hast und ich die angefangenen Dinge beendet habe. Ich hatte nicht vor von heute auf morgen einfach zu verschwinden." 

„Ich hoffe du weißt, dass du jeder Zeit vorbei kommen kannst. Auch wenn du nicht mehr hier arbeitest." sein Mund formte sich nun zu einem freundlichen Lächeln, bevor er einen weiteren Schluck aus seiner Tasse nahm. 

„Wer weiß wo es mich beruflich hintreibt. Vielleicht kaufe ich irgendwann mal mein Alkohol bei dir." entgegnete ich scherzhaft und versuchte sein Lächeln so gut es ging zurückzugeben. Ich konnte deutlich spüren, dass ich innerlich etwas in mir auffuhr um nicht traurig zu sein. Ich wusste, dass wenn ich die Sache mit Sawyer komplett abschließen wollte, auch Theo nicht wiedersehen konnte. Er und der Laden waren ein Teil von diesem vergangenen Kapitel und er würde mich immer wieder an all das erinnern.. 

Between Tears and Whisky SourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt