„Warum erzählst du mir denn erst jetzt davon?" fragte Grace und sah mich an, während ich einen Schluck meines Kaffees genommen hatte. Wir saßen in einem kleinen Café in der nähe ihrer Universität. Ich konnte sie überreden für 1 Stunde Pause zu machen denn seit das neue Semester begonnen hatte, bekam ich sie schon wieder fast nicht zu Gesicht. Ich wusste nicht warum ich so lange brauchte aber ich hatte ihr erst jetzt, Monate später, von dem Telefonat mit meiner Mutter erzählt.
„Ich glaube, ich wollte der Sache nicht so eine große Bedeutung geben. Ich weiß ja nicht mal ob sie überhaupt die Wahrheit gesagt hat." erklärte ich, als ich meine Tasse wieder abgestellt hatte und mit dem Löffel den Milchschaum vom inneren Rand strich. Mein Blick war gesengt. Ich wollte ihr eigentlich gar nicht davon erzählen aber obwohl der Anruf schon eine Weile zurück lag, konnte ich nicht aufhören daran zu denken.
„Und warum erzählst du es mir dann jetzt?" Nun nahm auch sie einen Schluck von ihrem Tee.
„Weil ich nicht weiß, was ich machen soll." antwortete ich und rieb mir für einen Moment mit beiden Händen durch mein Gesicht. Die Sache machte mich fertig und ich hasste es. Ich wollte diese belastenden Dinge nicht in meinem Leben haben. Ich dachte, dass ich alles aus meiner Vergangenheit hinter mir gelassen hätte aber dem war nicht so.
„Ich glaube, ich würde hinfahren." sagte Grace nun, nachdem sie für eine Weile stumm und gedankenverloren in ihrer Tasse herumgerührt hatte.
„Wirklich?" meine Stimme war nun äußerst überrascht, da dies keine Antwort war, die ich von ihr erwartet hätte. Ich dachte, sie würde mir raten die Sache so gut es geht zu vergessen.
„Ja." sie nickte. „Ich meine, wenn sie wirklich die Wahrheit sagt dann hast du noch einmal die Möglichkeit mit ihr zu sprechen und vielleicht endgültig damit auf eine friedliche Art und Weise abzuschließen. Falls sie lügt, dann weißt du, dass die Frau einen kompletten Schaden hat und du mit gutem Gewissen dein Leben leben kannst. Ohne sie." Ihre Worte machten sinn. Wenn ich sie nicht sehen würde und später die Nachricht bekäme, dass sie wirklich gestorben ist, dann fühlte ich mich möglicherweise noch beschissener als wenn ich herausfinden würde, dass sie gelogen hat. Vielleicht sollte ich anders an die Sache ran gehen. Ich tat das für mich, nicht für meine Mutter.
„Ich werde drüber nachdenken." gab ich wieder. In genau diesem Moment leuchtete der Bildschirm meines Telefons auf, welches etwas abseits neben meiner Tasse auf dem Tisch lag. Als ich einen flüchtigen Blick darauf geworfen hatte, sah ich eine Nachricht von Sawyer.
Sawyer: Was machst du später?
Ohne darauf zu antworte, drehte ich es um, so dass das Display nach unten zeigte. Es waren ein paar Tage her seit wir miteinander geschlafen hatten. Danach hatten wir uns weder gesehen noch gesprochen. Ich war froh darüber, dass ich bis zur jetzigen Nachricht nicht an ihn gedacht hatte. Anscheinend war es doch möglich mit einem Kerl zu schlafen, ohne sich direkt in ihn zu verlieben. Ich war optimistisch, dass es gut funktionieren könnte, als das was es sein sollte. Es wäre auch schaden wenn nicht, denn der Sex mit ihm war wahnsinnig gut. Es gab so viele Dinge die man über Männer beim Sex sagte. Sie wussten nicht wo genau die Stellen waren die sie berühren mussten, sie waren nur darauf aus selbst zu kommen ohne Rücksicht auf die Frau zu nehmen und wenn man kurz vor dem Höhepunkt war, dann veränderten sie wieder etwas. Das konnte man nicht von Sawyer behaupten. Er wusste genau wo er welche Knöpfe drücken musste und das tat er..
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Nachdem Grace wieder zurück in die Uni ging, fuhr ich nachhause. Ich hatte mich für den Abend mit Sawyer verabredet weshalb ich noch schnell etwas Essen und mich duschen und umziehen wollte. Gegen 21:00 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zu ihm. Es war genau wie ich es erwartet hatte. Das Wohnhaus zu dem mich seine Adresse führte, war ein stuckverziertes Altbaugebäude. Angereiht an unzählige weitere Gebäude die so ähnlich beeindruckend aussahen. Das goldene Schild an Wand neben der Tür zeigte etliche Klingelschilder an. Ganz oben, 'Watts'. Das war der Nachname, den er mir genannt hatte.
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Between Tears and Whisky Sour
Teen Fiction{1. Teil der Preposition-Trilogie} Nachdem June die Liebe ihres Lebens in flagranti erwischt, verlässt sie ihre Heimat Atlanta und zieht nach London. Sie verspricht sich, nie wieder eine Träne für ihr vergangenes Leben, ihren Ex-Freund oder sonst ei...