Sawyer {5 Jahre früher}
„Bitte sag mir, dass du betrunken bist und das ein Scherz ist", brachte ich trocken heraus, als ich meinen jetzt überraschten Blick von dem abwendete, was ich gerade tat, und ihn in das leicht amüsierte Gesicht meines Bruders richtete, der lässig an dem leeren Tresen vor der Bar lehnte.
„Es ist 9:00 Uhr morgens, Saw. Meinen ersten Drink nehme ich zum Lunch", entgegnete er und schüttelte dabei kurz seinen Kopf, als wäre er über meine Aussage verwundert.
„Dann muss ich dir bei allem Respekt sagen, dass du spinnst", antwortete ich, nachdem ich ihm für einen Augenblick skeptisch ins Gesicht gesehen hatte, um zu erfassen, ob er das, was er eben sagte, wirklich ernst meinte.
Blake war vor einer guten halben Stunde zu mir in den Laden gekommen, um mit mir über eine Idee zu sprechen, die er für die Bar hatte. Schon vor einiger Zeit hatte er angedeutet, dass er Großes vorhabe, aber dass er den richtigen Zeitpunkt abwarten wolle, um mich einzuweihen. Der Laden lief gut, weshalb ich an sich offen für Veränderungen war, die den Bar-Betrieb weiter innovieren würden. Das, was Blake mir allerdings als seine geniale Idee präsentierte, war etwas, das für mich nicht in Frage kam, da es nichts mit dem zu tun hatte, was ich tat und tun wollte. Er bat mich darum, das Geld, das er durch den Verkauf der Drogen verdiente, über den Betrieb meiner Bar zu waschen und somit zu verschleiern.
„Keinen guten Morgen gehabt, kleiner?", fragte er, während sich seine Lippen wieder zu einem minimalen, diesmal süffisanten Lächeln formten. Es war offensichtlich, dass ihn die Situation amüsierte.
„Bis eben war er sehr angenehm", entgegnete ich und schüttelte demonstrativ meinen Kopf, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Prospekte legte, die ich vor mir hinter dem Bartresen ausgebreitet hatte.
„Druck auf den Leisten?", fragte er erneut. Spielerisch flüsterte er die Worte, so als wollte er vermeiden, dass ihn jemand hörte, obwohl wir ganz alleine im Laden waren und uns auch niemand hören würde, wenn er die Worte gebrüllt hätte.
„Wiedersehen", antwortete ich knapp und verdrehte genervt meine Augen. Es war fast beneidenswert, dass Blake ein Leben führte, in dem mangelnder Sex für ihn der zweite Grund für eine miese Stimmung war.
„Okay, hör zu. Ich kann verstehen, dass du diese ganze Sache gruselig findest. Ich glaube allerdings, dass du dir das alles viel schlimmer vorstellst, als es eigentlich ist. Deine Bar ist klein, da würde nie jemand genauer hinsehen", erklärte Blake wieder mit ernster Stimme und deutete mit einer lässigen Handbewegung durch den Raum, als er seinen Blick beim Sprechen wandern ließ.
„Und wenn doch?", stellte ich die Gegenfrage und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
„Das wird nicht passieren!", versicherte er mit fester Stimme. Es war mir schlichtweg unbegreiflich, woher er diese Selbstsicherheit nahm, bei dem, was er tat. Entweder hatte Blake so viel Erfahrung und Kenntnisse oder er war einfach ein naiver Idiot.
„Wie kannst du dir da so sicher sein?", fragte ich erneut.
„Weil ich genau weiß, was ich mache, Saw. Und das solltest du eigentlich mittlerweile auch wissen. Ich bin schon eine Weile dabei, und Theodor..."
„Jetzt sag mir bitte nicht, dass Theo auch etwas damit zu tun hat", unterbrach ich ihn und stützte mich mit meinen Armen auf dem Tresen ab. Ich hätte wissen müssen, dass wirklich jeder, der etwas mit meinem Bruder zu tun hatte, auch etwas mit diesem Business zu tun hatte.
„Was meinst du denn, wo das Geld bisher gewaschen wurde?", fragte er noch immer gelassen, nachdem er mich für einen kurzen Moment stumm angesehen hatte. Das konnte doch nicht wahr sein.
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Between Tears and Whisky Sour
Teen Fiction{1. Teil der Preposition-Trilogie} Nachdem June die Liebe ihres Lebens in flagranti erwischt, verlässt sie ihre Heimat Atlanta und zieht nach London. Sie verspricht sich, nie wieder eine Träne für ihr vergangenes Leben, ihren Ex-Freund oder sonst ei...