Mein Name ist Maria Ramirez und das ist meine Geschichte...
Meine Kindheit war nicht die beste. Mein Vater war Alkoholiker und meine Mutter litt sehr unter ihm. Als die Krankheit sein Wesen komplett übernahm, bekam sie Angst um mich und tat das einzig richtige: Sie brachte mich zu meiner Tante. Die Stadt war nur bedingt besser als die, in der ich bisher aufgewachsen war, aber Melinda war selbstständig. Ich konnte zur Schule gehen, bei ihr arbeiten und sollte in einem einigermaßen geordneten Haushalt erwachsen werden.
Doch dann traf ich an meinem ersten Schultag Ben. Ben war der Bruder von Lio Ramirez, der weit und breit die größte Gang anführte. Egal, was in der Stadt passierte, man wusste: die Ramirez-Familie steckt mit drin - doch Ben war anders.
Er war nicht offensichtlich anders, seine Impulsivität und sein Starrkopf machten es sehr schwer, doch er zeigte mir immer wieder eine intelligente, liebevolle Seite. Er war gefangen in dieser Welt, erlaubte sich nicht einmal einen Gedanken daran zu verschwenden, rauszukommen.
Mit mir wurde auch für ihn alles komplizierter. Er war niemand, der um den heißen Brei herumredete. Schon bald machte er mir klar, dass er mich mochte und ich musste dabei zusehen, wie seine gequälte Seele kämpfte. Sie kämpfte darum, sich selbst zu erlauben, mich zu lieben und gleichzeitig hart und unantastbar zu sein.
Wir waren so jung und vieles ging schief. Ich kann nicht zählen, wie oft wir uns gegenseitig verletzen, wie oft diese Welt uns auf die Probe stellte oder wie oft Ben drauf und dran war, sich selbst zu verlieren. Doch er kämpfte sich immer wieder zurück und fand bei mir seinen sicheren Hafen.
Ich werde nie vergessen, wie das Leben ihn ein für alle Mal auf die Probe gestellt hatte. Ich war mir in diesem Moment nicht sicher, ob er den Abzug der Waffe in seiner Hand betätigen würde oder nicht. Ich habe Monate gebraucht, um zu verstehen, dass er bei mir in Seattle auf dem Sofa saß. Keine Waffe an seinem Körper und keine Wegwerf-Handys mehr. Wir konnten am Abend ins Kino gehen und danach zu zweit nach Hause laufen, ohne dass vielleicht ein schwarzer SUV um die Ecke bog.
Für ihn war das normale Leben schwer. Er musste stark daran arbeiten, seine Impulsivität in den Griff zu bekommen. Er wurde schnell nervös, stundenlang am Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten - das war nichts für ihn.
Ich merkte schnell: Du kannst jemanden aus seinen Lebensumständen holen, aber sie werden für immer ein Teil von ihm sein.
Dann fand er etwas, dass ihn interessierte, nämlich den Auto An- und Verkauf. Ben startete in einem kleinen Rahmen mit Freunden von uns und nur wenige Jahre später hatte er sich ein ziemlich großes Unternehmen aufgebaut. Er grenzte sich von den anderen ab und gründete seinen eigenen Handel für Luxuswagen.
Ich wusste immer: Wenn Ben sich etwas in den Kopf setzt, dann schafft er es.
Am Tag der Geburt unserer Zwillinge ging es mir nicht gut. Ich hatte Komplikationen, die vermutlich auf die Fehlgeburt zurückzuführen waren. Wir alle kämpften um mein Leben und das unserer Söhne. Ben war die ganze Zeit dabei und hielt meine Hand. Er sagte mir, er würde alles wieder gut machen und dass ich es schaffen würde. Dann würde er alles tun, damit es uns gut geht. Dass ich bei den Kindern bleiben kann, wenn ich möchte und wir in einem großen Haus mit Pool wohnen würden.
Es war knapp, doch ich schaffte es und brauchte eine Weile, um mich zu erholen. In dieser schweren Zeit wohnte Kendra bei uns und unterstützte mich mit den Kleinen, während Ben weiter arbeitete.
Und er hielt sein versprechen: Nach drei Jahren zogen wir in eine wunderschöne weiße Villa mit dunkelblauem Dach und Fensterläden. Die Eingangshalle hatte wunderschönen Fliesenboden, an der Seite ging eine Treppe nach oben und ein riesiger Kronleuchter hing von der Decke. Draußen gab es einen Pool und eine Grillecke, die uns jeden Sommer versüßte.
Ich konnte mit Lio und David, unseren Jungs, zu Hause bleiben und sie hatten alles, was sie brauchten.
Je älter sie wurden, desto klarer wurde mir, dass auch sie dieses Gen in sich trugen. Ich konnte diese Blitze in ihren Augen erkennen und mit drei Jahren waren sie schon so stur, dass ich kaum gegen sie ankam. Und dazu sahen sie genau aus, wie ihr Vater.
Je größer sie wurden, desto mehr Unfug machten sie. Sie ärgerten die Lehrer, sie flogen aus dem Fußballteam. Einmal gab es einen lauten Knall und ich sah, wie Lio und David versucht hatten, mit dem Wäschekorb die Treppe runterzufahren. Ben hatte die Idee, sie beim Kampfsport anzumelden. Sie brauchten dringend etwas, in das sie ihre Energie stecken konnten. Doch egal, wie viel Unsinn sie machten, ihre Noten blieben gut.
In der Jugend wuchsen mir die Zwillinge schnell über den Kopf und waren mit ihren 1,90 m kaum zu übersehen. Als sie dann noch das Fitnessstudio für sich entdeckten, mussten wir Essen für eine Großfamilie zu Hause haben.
Ich war unendlich stolz auf alle drei. Auf meinen Mann, der der beste Ehemann und Vater für unsere Kinder war. Ich hätte mir nicht ausmalen können, wie toll er in diese Rolle reingewachsen war. Und ich war so stolz auf meine beiden Jungs, die mich immer auf Trab gehalten hatten, aber mich nie daran Zweifeln ließen, was für tolle Menschen sie sind. Sie waren alles für mich und Ben stellte sicher, dass sie mir dies auch regelmäßig zeigten. An meinem letzten Muttertag bekam ich 25 Rosen von Ben, für die Jahre, in denen wir uns kannten und jeweils 17 Rosen von Lio und David für die 17 Jahre, in denen ich schon ihre Mutter sein durfte.
Und dann wurde ich krank...
Niemand wusste so genau, was mit mir geschah. Ich bekam kaum Luft und musste oft ins Krankenhaus. Ehe die großen Untersuchungen beginnen konnte, kollabierte meine Lunge.
Meine Jungs, ich liebe euch - waren meine letzten Worte.
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Lio - Trust my Destiny / Abgeschlossen
Fanfiction1. Teil: Trust Me, I am a Bad Boy. Diese Geschichte kann auch unabhängig von der ersten gelesen werden. Trotzdem empfehle ich, die erste vorher zu lesen, damit euch die Namen und einige Ereignisse bekannt vorkommen :-) Ben Ramirez, ehemaliges Clan...