(Maggy)
"Einen Soya Latte, bitte", bestellt das Mädchen vor mir mit einem Lächeln. "Kommt sofort", lächle ich zurück und drehe mich in Richtung Siebträgermaschine. Ich war ausgeschlafen, motiviert und hatte die ganze Woche schon überaus gute Laune, weshalb mir die Arbeit heute sogar Spaß machte.
Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich wie Nate, Lio und zwei Mädels das Café betreten und sich an einen Platz am Fenster setzen. Lio tippt etwas auf seinem Handy ein und scheint mich gar nicht zu bemerken. Meine eben noch so gute Laune geriet unmittelbar ins Straucheln. Was macht Nate überhaupt hier? Er erzählt den dreien etwas, woraufhin alle laut loslachen. Das eine Mädel schaut dabei direkt zu Lio rüber, der mit dem Rücken zu mir sitzt. Hat er etwa vergessen, dass ich hier arbeite? Ich hatte wirklich keine Lust darauf zuzuschauen, wie er mit ihr flirtete. Ich hörte meine eigene Stimme, wie ich beim Topgolf zu ihm sagte, wir würden es ganz ruhig angehen lassen und sehen, was passiert. Ich könnte mich Ohrfeigen. Ich war selbst schuld, er hatte mir gegenüber ja keine Verpflichtungen. Wir hatten uns noch nicht mal geküsst.
"Alles gut bei dir?", fragt meine Kollegin während ich unsanft den Milchaufschäumer reinige. "Alles bestens", knurre ich. Mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert sie mich. "Den brauchen wir noch", sagt sie dann. Ich drehe mich um, puste mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaue sie an. "Was?", frage ich irritiert. "Den Aufschäumer. Wenn du so weiter machst, haben wir gleich keinen mehr" Ich atme schwer aus und versuche mich zu beruhigen. "Sorry", murmle ich und trockne dieses doofe Ding ab.
Das Mädel, das Lio eben angestarrt hat, steht auf und läuft zu uns rüber. "Kannst du bitte kurz übernehmen?", sage ich zu meiner Kollegin und laufe ohne ein Antwort an ihr vorbei. Durch den Hinterausgang geht es in einen kleinen Innenhof, auf dem ich frische Luft schnappe.
Als ich wiederkomme, hat jeder von ihnen eine Tasse vor sich. Ich beschließe, diesen Tisch einfach komplett auszublenden und nehme weiter die Bestellungen auf.
Nach einer Weile dreht Lio sich um und sein Blick fällt genau auf mich. Freudig sieht er mich an und steht auf. Ich wische gerade einen der Tische ab und wende den Blick von ihm ab. "Hey", sagt er. "Hey", antworte ich weniger begeistert. Er zieht eine Augenbraue hoch und beobachtet mich irritiert. "Ist alles in Ordnung?", fragt er. "Bestens", antworte ich und laufe wieder hinter die Theke. Er stützt sich darauf ab. "Magdalena, was ist los?" Mein Blick geht in die Richtung des Tisches, an dem er zuvor saß. Er zählt eins und eins zusammen und legt seufzend den Kopf schief. "Es ist überhaupt nicht so, wie du denkst", sagt er liebevoll. "Ach so", sage ich schmollend.
"Du arbeitest bis 17 Uhr, richtig? Ich hole dich danach hier ab", lächelt er und ich nicke bloß. Als er wieder zurück zu dem Tisch geht, rückt er näher an Nate heran, was mich fast zum Schmunzeln bringt. Nach einer Weile stehen sie auf, ziehen ihre Jacken an und verlassen das Café. Nate entdeckt mich, als er das letzte Mal in das Café blickt und winkt mir überrascht zu. Ich winke kurz zurück. Lio lächelt mich an, als er geht und formt ein *Bis später* mit seinen Lippen. Ich bringe in müdes Lächeln hervor.
Um kurz vor 5 steht Lio bereits draußen und wartet auf mich. Ich bediene den letzten Kunden in meiner Schicht. "Ging es vorhin um den Typen?", fragt meine Kollegin und beobachtet Lio. "Ich hab euch vorhin reden sehen" Ich seufze. "Schon irgendwie", gebe ich ungern zu. "Oh Schätzchen, solche Typen brechen Herzen" Ich beobachte, wie er keine Kreise zieht und telefoniert, während er auf mich wartet. Wie immer ist seine schwarze Jacke offen, darunter kommt ein grüner Pullover zum Vorschein. Heute trägt er Sneaker und sieht damit noch viel sportlicher aus als sowieso schon. "Das werden wir sehen", flüstere ich und kassiere ab.
"Hey", sage ich als ich auf ihn zukomme. "Hey du", lächelt er. "Gehen wir ein Stück spazieren?" Die ersten Sekunden laufen wir schweigend in Richtung Wohnheim. Sein Blick ist nachdenklich auf den Boden gerichtet. "Du brauchst dir keine Gedanken wegen der Mädels vorhin machen", bricht er die Stille. "Nate ist heute spontan mitgekommen, um Hunter zu besuchen. Dabei kam er mit den Mädels ins Gespräch. Die eine davon findet er ganz gut und sie hat vorgeschlagen, dass wir noch einen Kaffee trinken gehen."
"Und dann seid ihr direkt vor meiner Nase gelandet", beende ich die Geschichte. "Ich hatte keine Ahnung wo wir waren. Ich bin einfach hinterher gelaufen und musste meinem Vater eine wichtige Nachricht schreiben. Als ich dann irgendwann hochgeschaut habe, ist es mir sofort aufgefallen" Ich hatte gesehen, wie er etwas in sein Handy eintippte und vermutet, dass es die Handynummer von einer der beiden ist. "Ich kenne nicht mal deren Namen", sagt er auf eine derartig gleichgültige Art und Weise, dass sich meine Laune ein wenig bessert.
"Ich finde es süß, dass du eifersüchtig bist", grinst er. Ich bleibe stehen. "Ich bin nicht... eifersüchtig. Wir haben nur die Grenzen noch nicht definiert", versuche ich mich rauszureden. Er zieht die Augenbrauen amüsiert in die Höhe. "Soso. Die Grenzen... Wie sollen wir sie denn definieren?" Unruhig und vor Kälte wippe ich von einem Bein zum anderen. "Ich will dir bei nichts im Weg stehen", umgehe ich eine Antwort.
Lio macht einen großen Schritt auf mich zu und legt seine Hand auf meinen Arm. "Magdalena", beginnt er und sieht mir in die Augen. "Ich bin mir sicher, dass du das ein oder andere über mich gelesen hast. Deshalb sage ich dir ganz klar: Ich will mich nicht mit anderen Frauen treffen" Ich kann mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. "Und ich hoffe stark, dass du dich auch nicht mit anderen Männern treffen willst" Ich schüttle den Kopf. "Sicher?", hakt er nach. "Ja, ich bin mir sicher", sage ich mit Nachdruck. "Okay", lächelt er.
Er legt seine Hände an meine Wangen und kommt einen weitern Schritt näher. Ich muss meinen Kopf nach oben strecken, um den Augenkontakt zu halten. Unsere Köpfe kommen sich immer näher und unsere Lippen vereinen sich. Erst kurz, dann länger und dann viel länger. Ich lege meine Hände an seine Arme und vergesse alles, was um uns herum ist.
Als wir uns voneinander lösen, schaue ich lächelnd zur Seite. Erst jetzt bemerke ich, dass wir vor dem Märchengarten stehen, dessen Pavillon mittlerweile mit Lichterketten geschmückt ist und den Rest beleuchtet.
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Lio - Trust my Destiny / Abgeschlossen
Fanfiction1. Teil: Trust Me, I am a Bad Boy. Diese Geschichte kann auch unabhängig von der ersten gelesen werden. Trotzdem empfehle ich, die erste vorher zu lesen, damit euch die Namen und einige Ereignisse bekannt vorkommen :-) Ben Ramirez, ehemaliges Clan...