Kapitel 45

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(Maggy)

Lio hat uns ein Taxi zum Flughafen bestellt, in dem wir nun sitzen und die noch schlafende Stadt Seattle beobachten. Der leichte Regen prasselt an die Fensterscheibe und sie schaut dabei zu, wie sich einzelne Tropfen ihren Weg bahnen. "Freust du dich auf Oakland?", frage ich. "Ich freue mich darauf, dir die Stadt zu zeigen. Sie ist anders..." 

Erst im Flughafen erfahre ich, dass wir Business Class fliegen. Ungläubig starre ich auf das Ticket in meiner Hand. "Für einen zweistündigen Flug buchst du Business Class?" Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt oder verärgert sein soll. "Ist ein Business Trip, also Business Class", sagt er und zeigt sein Ticket vor. 

Eingekuschelt in diesen riesigen, gemütlichen Sitz betrachte ich die Welt von oben. Lio arbeitet neben mir am Laptop. Die Stewardess bringt mir einen Tee und reicht ihm einen Kaffee an. "Haben Sie sonst noch einen Wunsch?", fragt sie und ich lehne dankend ab. "Ist gar nicht so schlecht, oder?", lächelt er mich frech an. "Ich fühle mich unwohl dabei, mich so bedienen zu lassen. Wenn sie wüsste, dass ich eine mittellose Studentin bin, wäre sie vermutlich nicht so nett zu mir" Er klappt seinen Laptop zu. "Du solltest wirklich damit aufhören, dich immer so klein zu reden" Irritiert sehe ich ihn an. "Ich rede mich doch nicht klein" Oder? "Doch, das tust du. Du bist eine wahnsinnig intelligente Frau, die ihr Studium bald beendet und dann vermutlich die Welt erobern wird", lächelt er. Verlegen wende ich meinen Blick ab. "Du Spinner", flüstere ich. 

Vom Flughafen geht es erneut mit einem Taxi weiter. Wir fahren zuerst ins Hotel und checken ein. Wir haben ein Zimmer weit oben bekommen. Ich betrachte die mir noch unbekannte Stadt von oben. "Wo lebt deine Familie hier?", frage ich. "Da ungefähr", sagt er und zeigt auf den Stadtrand im Süden. "Und wo geht es heute zuerst für uns hin?" 

"Heute Nachmittag habe ich den ersten Termin, aber erstmal bringe ich dich dahin, wo man hier am besten frühstücken kann", lächelt er. 

Wir fahren zu einem kleinen Café unweit des Stadtteils, den er mir zuvor gezeigt hat. "Dieser Laden gehört meiner Großtante Melinda, die Tante meiner Mutter.", erzählt er stolz. "Ich bin mir sicher, dass sie da ist" Wir betreten das Café und sofort steigt mir der Geruch von frischem Kaffee, Pancakes und Rührei entgegen, der meinen Hunger noch mehr schürt. Eine Frau am anderen Ende des Cafés dreht sich um. "Lio", ruft sie aus und stürmt auf ihn zu. Die beiden umarmen sich innig. "Du bist doch schon wieder gewachsen", ruft sie und schaut an ihm herab. "Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber ich glaube eher dass du schrumpfst", lacht er und sie haut ihm spielerisch gegen den Arm. "Genau so ein Charmeur wie dein Vater", schimpft sie. 

Diese Frau hat eine beeindruckend liebevolle und gleichzeitig weise Ausstrahlung. Ihr Blick fällt auf mich. "Und wen hast du da mitgebracht?", fragt sie neugierig. Lio stellt sich neben mich und legt seinen Arm um meine Schulter. "Das ist Magdalena... meine Freundin", verkündet er stolz. Sie schaut mich mit leuchtenden Augen an und hält sich eine Hand vor den Mund. "Sie ist wunderschön", sagt sie an ihn gewandt und er lacht. "Das ist sie", bestätigt er. Sie reicht mir ihre Hand. "Ich bin Melinda" stellt sie sich vor. "Kommt mit."

Durch eine Tür geht es in ihren Wohnbereich. Die Küche ist klein und süß und in der Mitte steht ein runder Esstisch. Wir setzen uns. "Habt ihr Hunger mitgebracht? Was möchtet ihr haben?"

Nach eine Weile stehen Rührei, Bacon, frische Brötchen und jede Menge Rohkost auf dem Tisch. Sie setzt sich zu uns. "Erzählt mal, was macht ihr überhaupt hier. Mir wurde gestern erst Bescheid gesagt, dass du kommen würdest", beschwert sie sich. "Ich hab zwei Termine und wollte Magdalena die Stadt zeigen" "Die Stadt in der alles begann", lächelt sie geheimnisvoll. "Die Stadt in der alles begann", wiederholt er. 

Wir unterhalten uns darüber, wann wir angekommen sind, woher wir uns kennen und wie lange wir zusammen sind. "Und was war dein erster Eindruck von ihm?", lacht Melinda. "Also um ehrlich zu sein, dachte ich dass er mich nicht mag und gar keine Lust darauf hat, die nächsten Wochen mein Ansprechpartner zu sein", gestehe ich lachend und beide stimmen in das Gelächter ein. "Und du, Lio?", fragt sie interessiert und trinkt einen Schluck Kaffee. "Ich konnte nicht aufhören, sie anzustarren" Dann gibt er mir einen Kuss auf die Wange und ich lache verlegen. Melinda schaut zwischen uns hin und her, dann schüttelt sie lächelnd den Kopf. 

"Ich muss langsam los. Wir können uns ein Taxi teilen und du fährst zum Hotel oder du kannst noch ein bisschen hier bleiben", sagt Lio nach einem Blick auf seine Uhr. "Wenn das in Ordnung ist, würde ich gerne noch eine Weile hierbleiben" Melinda nickt. "Aber natürlich, ich freue mich über Besuch." 

"Wenn irgendwas ist, dann ruf mich einfach an. Ich hole dich in zwei Stunden wieder ab", sagt Lio und wir küssen uns. "Bis später" Dann gehe ich wieder in das Café und schaue mich um. Es ist ein wenig in die Jahre gekommen, aber genau das macht seinen Charme aus. Melinda spricht mit den Gästen, als wären sie alte Freunde. An einer Wand nahe des Eingangs hängen ein paar Fotos, die ich mir anschaue. 

Ich erkenne sofort, dass Maria sich auf einem Foto befindet. Sie steht in diesem Café vor der Theke mit einer Kanne und einem Notizblock in der Hand und lächelt in die Kamera. Ein weiteres Bild zeigt Lio und David in der Jugend, wie sie an dem Fensterplatz sitzen und lächeln. 

Lio - Trust my Destiny / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt