Kapitel 14

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(Maggy)

Der erste Monat meines Praktikums war geschafft. Ich fühlte mich immer besser eingearbeitet. Das System war nun kein Problem mehr und ich konnte mir selbstständig neue Aufgaben suchen. 

Eine Woche ohne Lio im Büro war vergangen und diesen Montag betrat er erst um 10 Uhr das Büro. Ich sah ihn von weitem, als er sich einen Kaffee holte. Er sah nachdenklich und müde aus, sein Blick war ziemlich ernst. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich ihn jetzt nerven sollte und wartete einfach ab. 

Den Vormittag über sah ich ihn nicht mehr. Meine Pause verbrachte ich wie üblich mit einem kleinen Spaziergang und einem Abstecher in die Bäckerei an der Ecke. Es gab hier frische Wraps und Sandwiches, durch die ich mich probierte. Als ich auf dem Rückweg durch die Eingangshalle ging, sah ich Lio in den gläsernen Aufzug steigen. Ich war mir sicher, dass er mich beim Hochfahren gesehen hat, doch als ich oben ankam, gab es wieder keine Spur von ihm. 

Ich war frustriert. Geht er mir absichtlich aus dem Weg? Vielleicht nehme ich mich aber auch zu wichtig. Ihm gehört ein Teil dieser Firma und wenn es Probleme gibt, dann musste er sich voll und ganz darauf konzentrieren. Die Hauptsache ist, dass ich ruhig bleibe und ihm nicht hinterher laufe, egal wie lange es dauert. 

Bevor ich mich an die neue Aufgabe setze, die mir Peter gegeben hatte, lief ich in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Und da war er...Lio, der sich ruckartig zu mir dreht und mich anstarrt. "Hey", sagt er leise. "Hey", antworte ich und greife nach dem Wasserkocher. "Ich warte auf ein Update von dir, wie die letzte Woche war" Mit diesem Unterton habe ich nicht gerechnet. "Ich hatte das Gefühl, dass du viel zu tun hast und wollte nicht stören", erkläre ich hinter zusammengekniffenen Augenbrauen. "Frag mich das nächste Mal besser, bevor du irgendwelche Schlüsse ziehst" Ich greife mir einen Teebeutel und packe ihn in die noch leere Tasse. "Okay", flüstere ich, doch er legt nochmal nach. "Und ich habe Aufgaben für dich. Die sind wichtiger als die der anderen. Also wenn du eine neue Aufgabe brauchst, dann komm erst zu mir" 

"Was ist los?", platzt es aus mir heraus. Mit ernster Miene blickt er mich an. "Es ist nichts los. Ich gebe dir lediglich Feedback zu deinem Verhalten" Bei diesem Satz fällt mir fast die Kinnlade herunter. Am liebsten würde ich ihm Feedback für sein beschissenes Verhalten gerade geben. "Mir war nicht bewusst, dass man Feedback in so einem Ton gibt", flüstere ich und fülle das heiße Wasser in meine Tasse. Er wartet ab, bis ich es eingefüllt habe, dann kommt er einen Schritt auf mich zu. "Magdalena, vergiss nicht, dass ich dein Chef bin. Du bist eine Praktikantin und daran ändert sich auch nichts, nur weil wir uns in einem Club getroffen haben" Ohne ihn anzusehen nicke ich. Ich kann mich gut beherrschen, auch wenn er gerade alles dafür tut, um von mir beleidigt zu werden. 

"Ich bin nicht so wie David. Er ist der gute Bruder, der netter und einfühlsamer mit Menschen umgehen kann. Ich bin das Arschloch" Er will mich provozieren, aber darauf gehe ich nicht ein. Ich nehme meine Tasse und gehe zur Tür. Bevor ich die Küche verlasse, drehe ich mich ein letztes Mal zu ihm um. "Das sehe ich nicht so", sage ich in einem ruhigen, bestimmten Ton. "Dann bist du doch nicht so intelligent, wie ich dachte" 

Den Rest des Tages verbringe ich damit, mich so klein wie möglich auf meinem Platz zu machen und zu arbeiten. Jedes Mal, wenn ich in meinem Kopf die Situation durchspiele, zieht sich mein Magen zusammen. Ich wäre am liebsten sofort gegangen, doch dann hätte er gewonnen. Ich war froh, dass ich nun wusste, wie er wirklich tickt - noch bevor etwas zwischen uns passiert ist. 

Ich war fest entschlossen in der kommenden Woche die Abteilung und damit das Stockwerk zu wechseln. Dann müsste ich Lio nicht mehr sehen und er mich auch nicht. Er hätte also ein Problem weniger. 

Lio - Trust my Destiny / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt