Kapitel 38

1K 51 1
                                    

(Maggy)

Es klopft an unserer Zimmertür. "Ist das dein Freund?", fragt Jona und betont extra das Wort "Freund". Gestern Abend gab es so einiges, das ich ihr zu berichten hatte. Auch wenn ich ihr die echte Version vorenthalten musste, konnte ich ihr davon erzählen, wie Lio und ich unseren Streit geklärt haben und dass wir nun offiziell in einer Beziehung sind. Sie öffnet ihm die Tür. "Hey, Freund meiner Mitbewohnerin" Erst schaut er sie überfordert an, doch dann lächelt er. "Der bin ich." Sie öffnet sie Tür so weit, dass er das Zimmer betreten kann. Ich laufe zu ihm, er legt seine Hände an meine Hüfte und gibt mir einen Kuss. "Ekelhaft süß", schimpft sie und dreht sich theatralisch um. "Dir auch einen guten Morgen, Jona", sagt er ohne den Blick von mir abzuwenden. 

"Hast du alles?" Lio greift nach meiner Tasche und ich schaue mich noch einmal um. "Ich denke schon", nicke ich. "Du bleibst doch nur zwei Tage, wieso ist die so schwer?""Uni-Bücher", lache ich. "Ich bin mit einer richtigen Streberin zusammen, oder?", lacht er. "Ja, das bist du", antwortet Jona von der anderen Seite des Raumes. 

Im Auto atme ich schwer aus. "Nervös?" Ich nicke. "Es ist alles gut, Babe. Keiner ist dir böse" Er legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und lächelt mich an. Er schafft es tatsächlich, mich ein wenig zu beruhigen. "Ich werde das erste Mal als deine Freundin dort auftauchen. Wissen David und dein Vater Bescheid?" Wir haben beschlossen, vor den anderen nicht anders zu sein als sonst auch. Den Mitarbeitern kann es egal sein, was zwischen uns ist. Trotzdem habe ich Sorge, dass ich mich irgendwie verraten könnte. "Natürlich wissen sie es"

Als wir mit dem Aufzug nach oben fahren, drückt Lio mich an sich und küsst mich. "Lio", flüstere ich. "Was? Hier ist doch keiner", lächelt er frech und küsst mich erneut. Die Türen gehen auf und wir lassen uns nichts anmerken. "Geh gleich am besten direkt zu David und sage ihm nochmal persönlich, dass es dir wieder besser geht", zwinkert er. Wir laufen gemeinsam zu dein Einzelbüros und als ich anklopfe, bittet David mich herein. Lio verschwindet in seinem Büro. "Guten Morgen, Maggy", lächelt er und ich bilde mir ein, dass es ein unterschwelliges Lächeln ist. "Guten Morgen", sage ich schüchtern und setze mich auf den Platz gegenüber. "Geht's dir wieder besser?", ärgert er mich. 

"Ich will kurz ganz offen mit dir reden", beginnt er. "Ich weiß, Lio hat sich schon bei dir bedankt, aber auch ich will nochmal danke sagen. Die Akte zu sehen, hat dich sicher in eine schwierige Situation gebracht. Du hast meinem Bruder und auch uns gezeigt, dass wir dir vertrauen können. Ich bin froh, dass er dich hat" Das ist das erste Mal, dass sich Davids Verhalten dem von Lio ähnelt. Er wirkt ernst, konzentriert und ich kann sehen, dass auch ihm das Unternehmen und die Familie wahnsinnig viel bedeuten. "Danke", sage ich leise. 

"Außerdem finde ich es gut, dass du das Praktikum durchziehen möchtest. Ehrlich gesagt hatte ich es nicht anders erwartet", schmunzelt er. "Also, lass uns drüber sprechen was du in den nächsten zwei Wochen noch machen kannst" David erzählt mir, dass George erstmal krank gemeldet ist und mir keine weiteren Aufgaben zukommen lassen kann. Dass ausgerechnet George nach dieser Sache nicht da ist, macht mich stutzig. "Im Marketing hast du großartige Arbeit geleistet. Wenn du wieder dahin möchtest, sage ich Lucy gerne bescheid. Was ich aber vielleicht auch noch interessieren könnte, wäre unsere Rechtsabteilung" "Die Rechtsabteilung? Aber dort werden doch normalerweise gar keine Praktikanten eingesetzt" David lehnt sich lächelnd zurück und spielt mit dem Kugelschreiber in seiner Hand. "Wie gut, dass ich das Entscheidungsrecht darüber besitze" 

Mir ist bei dem Gedanken nicht wohl, dass ich nun eine Sonderbehandlung bekommen soll. So etwas kann schnell nach hinten losgehen. "Nein, danke. Marketing klingt gut", ich lächle matt. David betrachtet mich kurz und reagiert dann mit einem "Alles klar"

Wenig später begrüßt Lucy mich erneut im Marketing. "Du kommst gerade rechtzeitig für den Druck", sagt sie und klatscht in die Hände. Es fällt mir nicht schwer, mich an die Arbeitsabläufe zu erinnern und binnen kürzester Zeit fühlt es sch so an, als wäre ich nie weg gewesen. . "Hey", ertönt eine Stimme hinter mir. "Hey Lukas", lächle ich. "Können wir kurz reden?" Ich nicke und folge ihm in die Küche. Nervös schwankt er von einem Bein zum Anderen. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen", beginnt er. "Ich war wohl ein bisschen in meinem Ego verletzt" Ich winke ab. "Alles gut, wirklich" Er lächelt schwach. "Gut, gut", sagt er leise. "Ich meine, im Nachhinein glaube ich kaum, dass so eine intelligente Frau wie du mit so einem Typen wie Lio Ramirez..." Er beendet seinen Satz nicht. "Dass ich was?", hake ich nach. "Naja, der Typ vögelt sich doch durch ganz Seattle und was man noch so von ihm hört" Lukas fährt sich nervös durch sein Haar. 

"Ich hätte dich nicht so eingeschätzt", sage ich mit verschränkten Armen. "Wie?" "Dass du andere schlecht reden musst, damit du dich besser fühlst. Letztendlich spielt es keine Rolle, ob ich Interesse an Lio Ramirez habe oder nicht. Ich glaube allerdings, dass er echtes Selbstbewusstsein und es nicht nötig hat, andere für sein eigenes Ego schlecht zu reden" Mit diesen Worten stampfe ich wütend aus der Küche und lasse einen verwirrten Lukas zurück. 

Lio - Trust my Destiny / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt