Kapitel 18

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(Maggy)

"Aber was willst du jetzt tun? Ihr wollt euch doch aus dem Weg gehen?", fragt Jona während wir bei mittlerem Tempo auf dem Laufband stehen. "Ich habe keine Ahnung, das ist alles so bescheuert. Er zieht mich andauernd zu sich heran und stößt mich dann direkt wieder von sich weg. Das schlimme ist, dass ich es zulasse. Ich lasse es zu, dass er mich zu sich heranzieht, obwohl ich genau weiß, was danach kommt" Nachdem ich Jona von der Sache auf der Firmenfeier erzählt habe, war uns beiden klar, dass nur Sport meinen Kopf einigermaßen frei bekommen könnte. 

"Du kannst mit einem Typen aus dem Unternehmen flirten, dann steht Lio ganz schnell wieder vor dir", schlägt sie vor. Ich muss lachen. "Super Idee" Dann drehe ich meine Musik auf, beschleunige das Tempo und quäle mich für ein paar Minuten auf der für mich höchsten Stufe. 

Sport tat zwar gut, hat mich aber trotzdem nicht auf neue Ideen gebracht. Frustriert finde ich mich in der Bibliothek wieder. Ich muss einige Bücher zurückgeben und mir für ein anderes Fach neue ausleihen. In Gedanken und mit AirPods im Ohr laufe ich durch die Gänge, als ich plötzlich mit jemandem zusammenstoße. "Maggy?" Ich nehme einen AirPod raus und schaue zu der menschlichen Wand vor mir hoch. "Hunter?" Er umarmt mich zur Begrüßung. "Was machst du denn hier?", frage ich. Er streckt seine Arme aus. "Vor dir steht der neue Master-Student in Medizin- und Gesundheitswissenschaften" 

"Wow, ich hatte keine Ahnung, dass du auch an unserer Uni bist" "Ich habe ein Jahr pausiert, aber nun bin ich wieder voll dabei", erklärt er. "Wie geht es Naomi?" Da kommt jemand aber schnell zur Sache. "Gut. Habt ihr noch Kontakt?", frage ich. Er fährt sich mit seiner Hand über den Nacken, was nichts gutes bedeuten kann. "Wir hatten Kontakt, aber ich bin echt schlecht im Antworten. Irgendwann hatte sie wohl die Schnauze voll." Irgendwie tat er mir Leid. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er ihr absichtlich nicht geschrieben hatte. "Wenn du mir versprichst sie bald nach einem Date zu fragen, dann lege ich ein gutes Wort für dich ein" Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Du bist die beste" 

Wir gehen ein paar Meter zusammen durch die Bibliothek. "Und du und Lio?", zwinkert er. Ich blocke diesen Versuch direkt mit energischem Kopfschütteln ab. "Wir haben keinen Kontakt", erkläre ich. "Aber ihr arbeitet doch zusammen" "Auch nicht mehr so wirklich", antworte ich knapp. "Was hat er angestellt?" Hunter bleibt vor mir stehen. Ich habe wirklich keine Lust, einem seiner besten Freunde zu petzen, wie doof er sich verhalten hat. "Es ist kompliziert", seufze ich. "Mit Lio ist es oft kompliziert", beginnt er, "Dieses Gespräch bleibt unter uns, aber du darfst nicht aufgeben, Maggy. Ich kenne ihn seit der Grundschule und er hat noch nie eine Frau so angesehen wie dich" Ich kann nicht anders, als ihm einen genervten Blick zuzuwerfen. "Ich meine es Ernst", versichert er mir. 

"Ich hab euch auf der Tanzfläche gesehen. So habe ich ihn noch nie gesehen. Du darfst nicht locker lassen" Hunter bettelte mich schon fast an. "Er will aber nicht. Ich kann ihn doch nicht zwingen" "Er will schon, aber er steht sich selbst im Weg." Ich will Hunter ausweichen und weiter gehen, doch er stellt sich mir weiter in den Weg. "Du legst ein gutes Wort für mich bei Naomi ein und wir gehen mit den anderen zum Topgolf, okay? Wir haben dort eine Lounge, gute Musik und man ist auch nicht gezwungen zu spielen, man kann auch einfach nur zugucken" Es tat mir fast schon Leid, wie sehr er sich bemühte. Doch all das würde nichts bringen, einen Sturkopf wie Lio Ramirez konnte man nicht beim Topgolf umstimmen. "Dann bring aber genug Leute mit, damit es nicht merkwürdig wird", sagte ich und kann endlich an ihm vorbeigehen. 

Zurück in meinem Zimmer konnte ich nicht glauben, dass ich wirklich zugesagt hatte. Wenn ich recht überlegte, könnte es wie ein von mir initiierter verzweifelter Versuch aussehen, in Lios Nähe zu kommen; dass ich mich bei seinen Freunden einzecke und er mich nie wieder los wird. Genervt lasse ich mich auf mein Bett fallen. Worauf habe ich mich da eingelassen? Wenigstens könnten die anderen Mädels dabei sein...

Im Laufe des Abends rufe ich Sunday und Naomi an, um ihnen zu berichten. Glücklicherweise war es gar nicht so schwer, sie davon zu überzeugen, Hunter eine zweite Chance zu geben. Gerade als ich mein Gespräch mit ihr beende, öffnet sich die Tür und Jona kommt herein. "Setz dich, wir müssen reden", sage ich und erzähle von meiner Begegnung und unserer Verabredung zum Topgolf. 

"Und wann gehen wir dann mit den anderen dahin?", hakt sie nach. "nächste Woche Sonntag", antworte ich. Jona verzieht ihr ganzes Gesicht. "Da hat meine Mutter Geburtstag. Keine Chance, das müsst ihr ohne mich regeln" Seufzend fahre ich mir durch die Haare. "Das habe ich total vergessen", gestehe ich. Dann sind wir wohl doch nur zu dritt...

Lio - Trust my Destiny / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt