Kapitel 26

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(Maggy)

Eine Erklärung dafür, wieso Lio in absolute Wut und Panik ausbricht, wenn wir von Paparazzi fotografiert werden, habe ich nicht bekommen. Irgendwann kam David wieder, sagte es wäre geregelt und ich durfte das Büro verlassen. Den restlichen Tag habe ich Lio weder gesehen, noch etwas von ihm gehört.

"Also werde ich kein Foto von dir bei TMZ sehen?", fragt Jona enttäuscht. "Ich denke nicht", schüttle ich den Kopf. "Ich weiß nicht, ob es für ihn so schlimm war, weil ich bedenken habe, dass sich das auf meine Leistungsbewertung auswirkt", überlege ich. "Das glaube ich nicht. Du hast doch später noch zu ihm gesagt, dass es für dich nicht so schlimm ist und ihr das schon irgendwie hinbekommt" Ich nicke. "Er wirkte auf eine andere Art besorgt, fast schon panisch." Jona reicht mir ein Glas von dem Billigwein, den sie uns nach Feierabend besorgt hatte, nachdem ich ihr geschrieben hatte, dass ich einen vollkommen absurden Tag hatte.

Am nächsten Morgen liegt eine Notiz auf meinem Platz. Ich soll in Lios Büro kommen. Es ist seine Schrift. Ich ziehe meine Jacke aus, mache mir noch einen Tee und klopfe mit der Tasse in der Hand bei ihm an. "Herein", ruft er. Ich schließe die Tür hinter mir und nehme auf dem leeren Stuhl platz.

"Guten Morgen", sagt er, während er den Mund verzieht. Er sieht müde aus, vermutlich hat er kaum geschlafen. "Morgen", sage ich und puste in meine Tasse, damit der Tee schneller abkühlt. "Ich wollte mit dir über gestern reden", beginnt er. "Okay", sage ich und schlage die Beine übereinander. "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir so schnell in das Visier von Paparazzi geraten. Wir wollten ja alles langsam angehen und..." Er gerät ins Stocken und ich versuche seinen Satz zu beenden. "Und dass das Foto irgendwo online erscheinen könnte, wäre dir zu viel" Er schüttelt den Kopf und fährt sich über sein müdes Gesicht. "Nein, das ist es nicht" "Sondern?", frage ich und spiele mit dem Teebeutel in meiner Tasse.

Lio stützt sich mit beiden Ellenbogen auf seinem Schreibtisch ab. "Du hast keine Vorstellung davon, wie das ist, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Wir sind keine Promis oder sowas, aber selbst die paar Schlagzeilen reichen aus, damit Leute eklig werden", angestrengt spannt sich sein Kiefer an. "Anna, Davids Frau, hat schon so oft irgendwelche Drohungen erhalten und die Paparazzi haben ihr aufgelauert. Sie hat alle ihre Social Media Kanäle gelöscht und ist auch so kaum im Internet zu finden. Sie begleitet ihn auf keine öffentliche Veranstaltung mehr und die ersten zwei Jahre, in denen wir in die Öffentlichkeit gerutscht sind, waren sehr schwer für sie."

"Gestern habe ich mich an all das wieder erinnert und mir vorgestellt, wie es für dich an deiner Uni sein könnte. Es gibt so viele abgefuckte Menschen da draußen und plötzlich wärst du in ihrem Visier", erklärt er weiter. Nachdenklich beiße ich auf meiner Unterlippe herum. Er hatte recht, ich hatte überhaupt keine Ahnung davon, wie das sein musste. Und ich wusste auch nicht, dass Anna so eine schwere Zeit durchlebt hatte.

"Tut mir Leid, das wusste ich nicht", gestehe ich. Ich stehe auf, stelle meine Tasse ab und laufe zu ihm auf die andere Seite des Schreibtisches. Ich setze mich auf seinen Schoß, gebe ihm einen Kuss und fahre mit meiner Hand über seinen Nacken. Er sieht mich mit seinen großen, grünen Augen an. "Ich will dich nur beschützen", sagt er noch einmal. "Ich weiß", flüstere ich. Diesmal küsst er mich. Seine Hände ruhen auf meinem Oberschenkel und an meiner Taille.

"Du hast wenig geschlafen", sage ich und passend dazu muss er gähnen. "Hat das was mit den Paparazzi zu tun?" "Auch, aber ich musste auch so noch ein paar Dinge erledigen" Er legt seinen Kopf an meine Brust und ich streichle ihn. Wir sind zwar immer noch im Büro, aber ich halte mich bereit, aufzuspringen, sollte jemand kommen. "Wie viel musstest du bezahlen, damit diese Fotos nicht an die Öffentlichkeit geraten?", frage ich. Er hebt seinen Kopf. "Das spielt keine Rolle. Das Geld war es mir wert, mehr brauchst du nicht zu wissen"

Kurz bevor ich sein Büro wieder verlasse, ruft er mich zurück. "Was machst du an Thanksgiving?" "Nichts, meine Familie feiert nicht", erkläre ich. Fragend legt er seinen Kopf schief. "Nicht?" Ich schüttle den Kopf. "Meine Eltern kommen aus Polen, da feiert man kein Thanksgiving." Er nickt. "Magdalena Nowak...hätte ich mir denken können" Ich schmunzle. "Hast du Lust mit uns zu feiern?" Diese Frage überrascht mich. "Wir feiern bei meinem Vater. David, Anna eine Freundin der Familie und ich" Der Rahmen dieser Feier ist tatsächlich ziemlich klein. "Ich möchte mich nicht aufdrängen", sage ich. "Tust du ja auch nicht, ich lade dich gerade ein", lacht er. "Okay", nicke ich und weiß jetzt schon, dass ich bis dahin vor Aufregung nicht schlafen werde.

Lio - Trust my Destiny / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt