(Maggy)
Den ganzen Samstag über habe ich bereut, so viel Champagner getrunken zu haben. Aber ich war schließlich Studentin und gratis Getränke nahm man dankend an. Es kam selten vor, doch dieses Mal trank ich Kaffee, um mich über Wasser zu halten. Als ich endlich Feierabend hatte, schleifte ich meinen müden, dehydrierten Körper wieder ins Wohnheim, wo Jona mit zwei Pizzen auf mich wartete. "Du bist die allerbeste", flüsterte ich mit letzter Kraft, schmiss mich in meine Jogginghose und wir kuschelten uns in ihr Bett, während wir uns die Serie *Good Girls* ansahen, bis wir einschliefen.
Der Sonntag war dazu da, um Wäsche zu waschen, für die Uni zu lernen und mein Leben einigermaßen im Griff zu halten. Diesmal gesellte Jona sich dazu und wir lernten stumm nebeneinander. Ich konnte mich immer besser konzentrieren, wenn wir zusammen lernten. Wir stellten uns einen Wecker auf 30 Minuten. Nach dieser halben Stunde machte wir dann eine kurze Pause und stellten den Wecker erneut.
"Mir geht die Sache mit dir und Lio nicht aus dem Kopf", gesteht Jona in einer unserer Pausen. "Ehrlich gesagt, mir auch nicht", seufze ich. "Ich schwöre dir, er hat dich immer im Auge behalten, egal wo du warst. Und als du mit Nate gesprochen hast, war er eifersüchtig. Sein Blick ist sofort umgesprungen." Nachdenklich male ich eine Blume auf meinen Notizzettel. "Ich bin ja nicht doof... das habe ich auch alles gemerkt, aber von einer Sekunde auf die andere war es irgendwie komisch." "Naja, also wenn man dem Internet glauben schenkt, dann hat der liebe Lio auch nicht so viel Erfahrung mit echten Gefühlen" "Alleine dass das Internet sich darüber ein Urteil erlaubt, ist verrückt"
"Was, wenn er gar kein richtiges Interesse an mir hat? Vielleicht will er einfach nur die Praktikantin rumkriegen." Jona sieht mich vorwurfsvoll an. "Na klar, deshalb stellt er dich seinen Freunden vor" Der Gedanke kam mir auch schon... "Wer weiß, ich kenne ihn ja nicht wirklich. Vielleicht bedeutet ihm das nicht viel" "Ich bin gespannt, wie er am Montag zu dir im Büro ist" Jona verschränkt nachdenklich ihre Arme. "Ich auch", flüstere ich. Wir stellen uns den nächsten Wecker.
Der besagte Montag wurde durch das Vibrieren meines Handys eingeläutet. Ich stellte den Wecker aus und machte mich schnell fertig. Ich hatte jede Minute rausgeholt, die ich konnte, um länger zu schlafen. Also steckte ich mir meine Haare hoch, zog mir einen Strickpullover und eine schlichte schwarze Jeans an. Immer noch müde vom Wochenende schlenderte ich zur Bushaltestelle und hörte Musik. Jedes Mal, wenn ein Lied aus dem Club lief, musste ich an Lio denken. Na toll...
Im Büro angekommen gab es noch keine Spur von ihm. "Guten Morgen", lächelte Clara. "Wie war dein Wochenende?" Wir tauschten uns kurz aus und ich entschied die Information, dass ich mit Lio feiern war, auszulassen. "Noch einmal jung sein", schwärmte sie. "Clara, du bist jung", rief ich empört. "Aber irgendwann hören deine Freundinnen auf damit, feiern zu gehen. Wie sieht es denn aus, wenn ich mich mit Mitte 30 unter euch junge Hühner mische?", lacht sie. "Verdammt cool sieht das aus!", rufe ich und lache mit ihr. "Wir müssen definitiv mal zusammen losziehen", füge ich an. Claras Augen leuchten. Ich mag sie wirklich sehr und hoffe, dass wir auch nach meinem Praktikum weiterhin Kontakt haben.
"Dafür braucht ihr aber nicht in irgendeinen Club zu gehen", mischt Peter sich ein. "In drei Wochen ist doch die Jubiläumsfeier. Die Firma feiert ihr 25-jähriges bestehen" "Ich weiß nicht, ob ich dazu eingeladen bin", sage ich vorsichtig. "Schau in deine Mails, dann wirst du es erfahren" Tatsächlich hatte auch ich eine Einladung zu der Jubiläumsfeier bekommen. Eine große Feier mit allen Mitarbeitern an diesem Standort sollte in drei Wochen im Theater nähe des Space Needles stattfinden. "Wow, das wird eine riesige Veranstaltung", stellte ich fest. "Die Ramirez Familie fährt immer richtig auf. Tolles Essen, alle Getränke gratis und meistens gibt es einen Live-Act", schwärmt Peter.
Die beiden erzählen mir ein paar witzige und brisante Geschichten der letzten großen Firmenfeiern, als Ben Ramirez aus seinem Büro kommt und sich uns nähert. "Guten Morgen", sagt er an uns drei gewandt. Er sieht müde aus, als hätte er noch weniger Schlaf bekommen. "Ms. Nowak, ich wollte Ihnen nur kurz Bescheid geben, dass Lio diese Woche auf einer kurzfristigen Geschäftsreise ist. Außerdem könnte ich sie noch etwas länger hier in der Verwaltung gebrauchen. Sie können natürlich trotzdem noch ihre Wunschabteilungen durchlaufen. Ist das okay für Sie?" Ich nicke. "Natürlich, gerne. Und vielen Dank für die Einladung zu der Jubiläumsfeier" "Kein Problem. Unsere Firmenfeiern sind immer ziemlich erfolgreich, nicht wahr?", sagt er an die anderen beiden gewandt, die nicken und müssen sich wie Schulkinder ein Lachen verkneifen.
Als Mr. Ramirez verschwunden ist, prusten sie los. "Er sah ziemlich müde aus", stelle ich fest. "Wenn Lio auf kurzfristige Geschäftsreise geht, heißt es meist, dass es irgendwo Probleme gibt", erklärt Peter. "Mr. Ramirez hat vermutlich das ganze Wochenende durchgearbeitet"
Ein wenig enttäuscht darüber, dass ich Lio nicht sehen würde und somit auch nicht herausfinden würde, wie die Situation zwischen uns ist, klapperte ich meine To-Do-Liste ab.
DU LIEST GERADE
Lio - Trust my Destiny / Abgeschlossen
Fanfiction1. Teil: Trust Me, I am a Bad Boy. Diese Geschichte kann auch unabhängig von der ersten gelesen werden. Trotzdem empfehle ich, die erste vorher zu lesen, damit euch die Namen und einige Ereignisse bekannt vorkommen :-) Ben Ramirez, ehemaliges Clan...