(Maggy)
Lio holt das Essen unten im Erdgeschoss ab und das gibt mir die Zeit, Jona eine Sprachnachricht zu senden. Ich habe mittlerweile nicht nur drei verpasste Anrufe, sondern zusätzlich acht neue Nachrichten von ihr.
Er hält die zwei Kartons mit unseren Pizzen in die Höhe, als er den Raum betritt. Wir räumen eine Ecke frei, damit wir dort essen können und als ich meinen Karton öffne, sehe ich dass die Pizza nicht geschnitten ist. Lio schnappt sich die Kartons. "Bin gleich wieder da" Ich erwische mich bei dem Gedanken, dass ich an dieser etwas dreisten, aber trotzdem total aufmerksamen Art langsam ein wenig Gefallen finde.
Ich beiße in das erste Stück meiner Pizza und bemerke erst da, wie viel Hunger ich eigentlich hatte. Ich kämpfe mit dem Käse, der überall kleben bleibt und ewig lange Fäden zieht, während ich genüsslich den nächsten Bissen nehme. Als ich hochschaue, sehe ich wie Lio mich schon wieder beobachtet. Ich lache verlegen los und er steigt mit ein. "Für jemanden, der nichts zu essen haben wollte, haust du ganz schön rein" Ich wische mir den Mund mit einer Serviette ab. "Ich hab' gelogen, ich hatte ehrlich gesagt ziemlich großen Hunger", gestehe ich. "Ich weiß", flüstert er und beißt von seinem Pizzastück ab.
"Wo wolltet ihr heute hin, deine Mitbewohnerin und du?" "Im Heaven ist heute Studentenparty", antworte ich. "Ist ein guter Club" Ich nicke. Das Heaven kennt so gut wie jeder und Lio hat sich während seiner Party-Eskapaden sicher ein gutes Bild darüber machen können. "Ich denke, wir sind bald fertig. Vielleicht schaffst du es ja noch dahin" Ich schließe meinen leeren Pizzakarton und lehne mich zurück. "Alles gut. Ich werde später nach Hause fahren und ins Bett fallen. Samstags ist im Café immer die Hölle los, wie du ja weißt" Er nickt zustimmend. "Außerdem ist nächste Woche eine Party im Red Garden für die wir bereits Karten haben."
"Dann werden wir uns vermutlich am Freitagabend sehen", sagt er und klappt seinen Pizzakarton zu. "Ein Freund von mir hat dort eine Lounge und feiert seinen Geburtstag" Bei dem Gedanken daran, Lio außerhalb des Büros zu sehen, speziell auf einer Party, fängt mein Herz an aufgeregt zu rasen. "Wenn ihr euch aus der Lounge zum tanzenden Volk begebt, dann sehen wir uns vielleicht", scherze ich und muss gleichzeitig daran denken, dass Jona bei dieser Info vermutlich ausrasten wird. "Dem tanzenden Volk werde ich sicher mal einen Besuch abstatten, wenn du darunter bist" Noch nie fiel es mir so schwer, meine Mimik zu kontrollieren, wie bei ihm. Hatte er gerade mit mir geflirtet oder war er einfach nur nett?
Wir brauchten zwei weitere Stunden, um alles zu sortieren, doch dann waren wir endlich fertig. Stolz betrachtete ich die Stapel, die wir gemacht hatten. Auf allen lagen Notizzettel mit den wichtigsten Infos, die sich in den Ordnern befanden. Lio verschränkte die Hände vor der Brust. "Wir haben es geschafft", stellt er zufrieden fest.
Als wir den Besprechungsraum verlassen, wird mir erst bewusst, dass wir die letzten in diesem Büro, vermutlich im ganzen Gebäude sind. Lio läuft vor mir und biegt automatisch in Richtung des abgedunkelten Aufzuges. Der Aufzug ist relativ klein, also stehen wir schweigend ziemlich nach beieinander. Als die Tür sich öffnet, lässt er mich zuerst aussteigen. "Wo hast du geparkt?", fragt er als er seinen Autoschlüssel aus seiner Jackentasche holt. "Ich habe kein Auto", schmunzle ich. "Die Studentin fährt mit dem Bus" Er nickt peinlich berührt. "Klar", flüstert er. "Komm mit, ich fahre dich nach Hause" Er dreht sich um in Richtung Parkgarage. "Das ist wirklich nicht..." Doch er dreht sich um und sieht mich mahnend an. "Ich bin schuld daran, dass du um diese Uhrzeit noch hier bist und werde dich sicher nicht alleine mit dem Bus durch die halbe Stadt fahren lassen."
Er drückt einen Knopf an seinem Autoschlüssel und ein schwarzer Porsche Macan leuchtet auf. Natürlich fährt Lio Ramirez einen riesigen Porsche.
Während der Fahrt läuft leise das Radio im Hintergrund und wir verbringen die meiste Zeit schweigend nebeneinander. Ich betrachte die Lichter der Stadt und genieße den Luxus der Sitzheizung, den ich in meinem Linienbus leider nicht habe.
Die restlichen Meter navigiere ich ihn, bis wir vor meinem Wohnheim stehen. "Danke fürs Fahren", sage ich und schnalle mich ab. "Danke fürs Helfen", antwortet er. "Habe ich gerne gemacht", und das meine ich ehrlich. So ungern ich es auch zugebe, der Abend war trotz der vielen Arbeit ziemlich schön. Ich bilde mir ein, einen kleinen Einblick hinter die Fassade bekommen zu haben, die Lio sich aufgebaut hat. Als er davon fährt, sehe ich, wie er schmunzelt.
Im Wohnheim dröhnt von überall Musik. Wenn keine allgemeine Prüfungsphase ist und du nicht in der Stimmung bist, feiern zu gehen, hast du es hier am Wochenende nicht leicht. Deshalb gehören Ohropax zur Grundausstattung eines jeden Wohnheim-Bewohners.
Ich schminke mich ab, putze mir die Zähne und lasse mich direkt auf mein Bett fallen. Ich kann nicht widerstehen noch einmal seinen Namen zu googeln.
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Lio - Trust my Destiny / Abgeschlossen
Fanfiction1. Teil: Trust Me, I am a Bad Boy. Diese Geschichte kann auch unabhängig von der ersten gelesen werden. Trotzdem empfehle ich, die erste vorher zu lesen, damit euch die Namen und einige Ereignisse bekannt vorkommen :-) Ben Ramirez, ehemaliges Clan...