(Maggy)
Ich wache erst am nächsten Morgen wieder auf. Lio ist bereits aufgestanden und ich höre, wie in der Dusche das Wasser läuft. Immer noch ein wenig müde klettere ich aus dem Bett und begebe mich in die Küche, um für uns Frühstück zu machen. In den ersten Minuten fühlt es sich so an, als hätte ich das gestern nur geträumt. Als mein Blick auf mein Handgelenk fällt, weiß ich jedoch, dass das nicht der Fall ist. Zwei blaue Flecken zieren meinen linken Arm. Ich ziehe den Pullover drüber und mache mich ans Werk.
"Das riecht aber gut", lächelt Lio als er aus dem Badezimmer kommt. "Setz dich, die Pancakes sind gleich fertig" Er umarmt mich von hinten und drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Wie hast du geschlafen?", fragt er und setzt sich an die Kücheninsel. "Wie ein Stein", antworte ich. "Gut, ich würde sagen, du ruhst dich heute weiter bei mir aus. Ich fahre dich morgen zum Campus" "Ich wollte eigentlich mit ins Büro", sage ich und kann mir seine Reaktion bereits vorstellen. "Auf keinen Fall"
Ich stelle die Pancakes in die Mitte und jeder von uns schnappt sich einen. "Aber mir geht es doch gut", sage ich zum 100. Mal in den letzten 12 Stunden. Er schüttelt den Kopf. "Ich möchte nicht, dass du heute arbeitest" "Ich habe doch nur noch drei Tage", werfe ich ein, doch ich rede gegen eine Wand. "Ich hörte davon, dass man in einer Beziehung immer mal wieder Kompromisse eingehen muss. Hier kommt der Kompromiss: Ich prügle Lukas nicht die Scheiße aus dem Leib und du erklärst dein Praktikum für beendet"
"Das kann nicht dein ernst sein", fassungslos schüttle ich den Kopf. Er stopft sich den letzten Bissen in den Mund, spült mit Wasser nach und steht auf. "Das ist mein voller Ernst. Ich muss jetzt los." Er dreht mein Kinn zu sich und gibt mir einen Kuss. "Du bleibst hier und ruhst dich aus. Hast du verstanden?" Ich nicke widerwillig. "Du kannst mich nächste Woche natürlich trotzdem gerne nach Oakland begleiten.", sagt er im Vorbeigehen und ehe ich antworten kann, ist er auch schon weg. Seufzend stütze ich mich mit meinem Ellbogen ab und esse weiter.
Gegen Mittag bekomme ich bereits einen Lagerkoller. Ich beschließe mich wenigstens fertig zu machen und als ich aus dem Bad komme, klopft es an der Tür. Auf der Überwachungskamera sehe ich, dass es Anna ist. Überrascht öffne ich ihr die Tür. "Überraschungsbesuch", ruft sie und hält eine Dose in die Höhe. "Ich bringe dir selbstgemachte Lasagne", lächelt sie. "Oh Anna, vielen Dank", lächle ich und sie umarmt mich. "Lio hat mir geschrieben, dass dir langweilig sein könnte und da ich heute auch nicht so viel zu tun habe, dachte ich, ich leiste dir Gesellschaft.", erklärt sie als sie in der Wohnung ihre Jacke auszieht.
Gemeinsam setzen wir uns aufs Sofa. "Wie geht's dir? David hat mir erzählt, was passiert ist", fragt sie. "Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Es geht mir gut, ich wollte heute eigentlich wieder ins Büro, aber ich muss so oft an diese Situation denken.", gestehe ich. Sie nickt verständnisvoll. "Ich glaube, es ist gut dass du dich ausruhst. So kann dein Kopf das alles besser verarbeiten" "Hat Lio dir gesagt, dass du sowas sagen sollst?", scherze ich und sie lacht.
„Ich bin froh, dass David da war um dir zu helfen", sagt sie. "Ich auch. Er war so lieb, ich muss mich unbedingt nochmal bei ihm bedanken"
"Ja, die Zwillinge haben beide einen ziemlich ausgeprägten Beschützerinstinkt", lächelt sie. "Dadurch, dass du jetzt mit Lio zusammen bist - was mich übrigens unendlich freut - hast du nicht nur einen Bodyguard, sondern zwei" Ich muss lachen. "Das klingt, als hättest du da schon Erfahrungen gemacht"
„In unserer Jugend hatten David und ich eine kurze Auszeit. Lio hat dafür gesorgt, dass alle Typen einen Riesen großen Bogen um mich gemacht haben, bis ich wieder mit David zusammen gekommen bin" Sie lächelt, als sie daran zurückdenkt. "Das klingt ganz nach ihm"
"Ich habe Bens Bruder und Pepe kennengelernt", erzähle ich. "Ja, David sagte mir dass er gerade mit Lio unterwegs war, als sie euch gesehen haben", nickt sie. "Pepe wirkt so normal", sage ich vorsichtig. "Dafür dass er Lios Sohn ist auf jeden Fall", bestätigt sie. "Mir fällt es so schwer, diese Verbindungen in meinem Kopf herzustellen" Anna verzieht nachdenklich den Mund. "Ich kenne das zu gut. Es hat lange gedauert, bis ich das alles so akzeptieren konnte" Sie erzählt mir, was David und sie für ein auf und ab durchgemacht haben. Eine zeitlang haben sie sich nur noch gestritten. "Der Knackpunkt war, als ich verstanden habe, dass das alles zu Davids Welt gehört, dass es ein Teil von ihm ist und er es gar nicht loswerden kann. Sieh dir Ben an. Er hat so viele Jahre nichts mit seiner Familie zu tun gehabt, aber irgendwann holt es einen wieder ein. Das wichtigste ist, dass sie die Kontrolle darüber behalten. Es klingt bescheuert, aber sie machen das beste daraus"
Ich verstand sofort, was sie meinte. Ohne Lio, David und Ben hätten Drogen und Waffen in Seattle vielleicht schon Einzug gefunden. Sie ließen das zu, was für sie vertretbar war und vereinten so diese zwei Welten miteinander.
"Als wir uns an Thanksgiving kennengelernt haben, habe ich sofort gemerkt, dass du Lio gut tust. Du siehst das gute in ihm, was er manchmal selbst nicht sehen kann. Es ist wichtig, dass er das niemals vergisst. Wenn sie zu lange in diese dunkle Welt abtauchen, verlieren sie sich irgendwann selbst"
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Lio - Trust my Destiny / Abgeschlossen
Fanfiction1. Teil: Trust Me, I am a Bad Boy. Diese Geschichte kann auch unabhängig von der ersten gelesen werden. Trotzdem empfehle ich, die erste vorher zu lesen, damit euch die Namen und einige Ereignisse bekannt vorkommen :-) Ben Ramirez, ehemaliges Clan...